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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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kleinen Vorsprung, der allerdings kaum ausreichen wird - es sei denn, uns fällt ganz schnell etwas ein.
    Vor uns brummt etwas. Es ist die einzige offene Tür. Das Schild daran verkündet:
    GEFAHR
    Maschinenraum Eintritt nur f ür Befugte
    Ich werfe einen prüfenden Blick über die Schulter. Janos fegt am anderen Ende des Flurs wie ein verwundeter Tiger um die Ecke. In der einen Hand schwingt er den Golfschläger und in der anderen das schwarze Kästchen.
    »Los!« Ich ziehe Viv durch die geöffnete Tür. Hauptsache, wir verschwinden aus seinem Blickfeld!
    Der Raum ist schmal und lang. Ich kann das Ende nicht erkennen. Eine scheinbar endlose Reihe von drei Meter hohen Belüftern, Abluftventilatoren und Luftkompressoren füllt den Raum aus. Sie sind mit einem Dickicht aus gebogenen Röhren verbunden, die wie die wirren Tentakel eines Roboters aus den fünfziger Jahren aussehen. An der Decke verlaufen Gasleitungen, Kupferrohre und elektrische Kabellagen neben Wasserrohren und dämmen das Licht der spärlichen Lampen.
    Die runden Druckanzeigen an der Wand neben der Tür sind seit Jahren nicht mehr benutzt worden. Daneben stehen zwei Abfallwagen, eine leere Kiste mit Luftfiltern und ein schmutziger Putzeimer mit irgendwelchen Werkzeugen. Hinter den Abfallwagen verhüllt eine dunkelgrüne Armeedecke nur notdürftig eine Reihe von sechs Propangasflaschen.
    »Schnell, hierher«, flüstere ich Viv zu, packe ihre Schulter und schiebe sie hinter die Flaschen.
    »Was hast du vor?«
    »Leise und duck dich.« Ich drücke sie nach unten, greife mir die Decke und werfe sie ihr über den Kopf.
    »Harris, das ist nicht...!«
    »Hör mir zu.«
    »Aber ...«
    »Verdammt, Viv, hör mir dieses eine Mal zu!« fahre ich sie an. Mein Ton gefällt ihr gar nicht, aber wenigstens gehorcht sie. »Warte, bis er vorbeigelaufen ist, und hol dann Hilfe.«
    »Dann bist du doch ...« Sie unterbricht sich. »Du kannst ihn nicht besiegen, Harris.«
    »Hol du Hilfe. Ich komme schon klar.«
    »Er wird dich umbringen.«
    »Bitte, Viv, hol einfach Hilfe!« Wir sehen uns an, und sie starrt durch mich hindurch. Seit ich damals zu ihrer Pagenklasse geredet habe und sie dann noch die Lorax-Geschichte hörte, hat sie mich für unbesiegbar gehalten. Ich mich auch. Jetzt weiß ich es besser. Und Viv ebenfalls. Ihr wird klar, was ich von ihr verlange, und sie fängt an zu weinen. Nach allem, was wir durchgestanden haben, will sie mich jetzt nicht im Stich lassen.
    Ich knie mich hin und küsse sie auf die Stirn. »Viv ...«
    »Leise.« Sie will nicht hören. »Sprich ein Gebet mit mir.«
    »Was? Jetzt? Außerdem bin ich doch nicht...«
    »Nur dieses Mal«, bittet sie mich. »Ein kleines Gebet. Einen letzten Gefallen.«
    Ich senke ergeben den Kopf. Viv hält meine Hände, als ich die Augen schließe. Auch Gebete werden uns nichts nützen. Meine Gedanken überschlagen sich, doch dann kehrt die Ruhe ein. Gott, bitte kümmere dich um Viv Parker. Mehr verlange ich nicht. Und der Rest tut mir wirklich leid ... Mein Gehirn wird leer, und ich halte die Augen geschlossen.
    »Und, war das so schlimm?« Viv bricht das Schweigen.
    Ich schüttele den Kopf. »Du bist eine beeindruckende Person, Vivian. Eines Tages wirst du eine großartige Senatorin werden.«
    »Vielleicht. Dann brauche ich einen großartigen Bürochef.«
    Ein nettes Kompliment, aber das macht es auch nicht besser. Ich habe mich seit dem Tod meines Vaters nicht mehr so mies gefühlt. »Ich komme schon klar«, verspreche ich und zwinge mich zu einem Lächeln.
    Bevor Viv etwas erwidern kann, ziehe ich ihr die Dek-ke über den Kopf. Jetzt sieht sie aus wie eine weitere verhüllte Propangasflasche. Ich rede mir ein, daß sie in Sicherheit ist, und durchwühle das Werkzeug nach etwas, was ich als Waffe einsetzen könnte. Eine spitze Kneifzange, Isolierband, ein Zollstock und eine Schachtel mit Rasierklingen. Die Schachtel ist leer. Also muß es die Kneifzange tun.
    Ich laufe weiter und schlage mit der Zange gegen alles Metallische, an dem ich vorbeikomme. Ich veranstalte einen Höllenlärm, damit Janos an Viv vorüberläuft. Vielleicht kann ich sie so beschützen und ihr eine Möglichkeit geben auszusteigen. Als ich hinter einer riesigen Klimaanlage um die Ecke biege, höre ich ein kratzendes Geräusch an der Tür. Italienische Ledersohlen, die über Betonboden rutschen.
    Janos ist da. Viv ist gut versteckt, und ich habe mich hinter ein Metallgitter geduckt, das mir bis zum Kinn reicht. Ich klopfe gegen das Gitter,

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