Das Spiel
Lowell eine Nummer ein. »Williams ich bin's ... Ja.« Er lauscht einen Moment. »Hören Sie einfach nur zu. Sie müssen den Generalstaatsanwalt verständigen. Ich bin in zehn Minuten da.« Er lauscht kurz seinem Assistenten. »Das ist mir egal. Holen Sie ihn da raus.«
Lowell wirft den Hörer auf die Gabel und rennt zur Tür.
»Das ergibt doch keinen Sinn!« ruft Viv. »Warum sollte unsere Regierung Plutonium herstellen, wenn wir genug davon haben? Es kann doch nur in die falschen Hände ...«
Lowell fährt herum. »Was haben Sie gesagt?«
»Es ergibt keinen Sinn ...«
»Das danach, meine ich.«
»Warum sollte unsere Regierung ... ?«
»Wie kommen Sie darauf, daß es unsere Regierung ist?« fragt Lowell zurück.
»Wie bitte?« frage ich.
Viv ist ebenso verwirrt wie ich. »Haben Sie nicht gesagt ... ?«
»Ihr habt keine Ahnung, wem Wendell gehört, habe ich recht?« fragt Lowell.
»Wie bitte?«
Es ist so leise im Raum, daß ich das Blut in meinen Ohren rauschen höre. »Lowell, was geht hier vor?«
»Wir haben es zurückverfolgt, Harris. Es war sehr gut getarnt. Idaho, Montana. Diese Staaten erschweren eine gründliche Recherche, wem eine Firma tatsächlich gehört. Wer die Sache aufgezogen hat, kennt alle Zaubertricks. Nach Antigua ging die Spur weiter zu einem falschen Firmenvorstand in die Türkei und von dort nach Caicos. Das war natürlich auch keine große Hilfe. Allerdings haben sie einen registrierten Vertreter aufgeführt. Die Adresse in Belize stimmte natürlich nicht, doch der Name führte zu dem Geschäftsführer einer regierungseigenen Betonfirma. Mit Sitz in Sanaa.«
»Sanaa?«
»Die Hauptstadt vom Jemen.«
»Jemen? Willst du mir weismachen, daß Wendell eine Strohfirma für den Jemen ist?« Meine Stimme klingt brüchig.
»Das sagen jedenfalls unsere Unterlagen. Hast du eine Ahnung, was passiert, wenn die anfangen, Plutonium herzustellen und an denjenigen zu verkaufen, der das dickste Geldbündel schwingt? Wie viele Verrückte würden wohl dafür Schlange stehen?«
»Alle.«
»Alle«, wiederholt Lowell. »Nicht auszudenken, wenn einer von ihnen auch nur in die Nähe von Plutonium käme. Wir haben schon aus weit geringeren Gründen Kriege geführt.«
»Das ist doch unmöglich. Sie haben das finanziert? Sie stehen doch alle auf der schwarzen Liste. Alle diese Namen ...«
»Glaub mir, ich habe die Liste vergeblich nach einem einzigen arabischen Namen durchgekämmt. Normalerweise engagieren diese Leute nur ihresgleichen, doch so raffiniert, wie sie versteckt sind, haben sie vermutlich jemanden herübergeschickt, der sie nach außen vertritt und die richtigen Taschen schmiert. Irgendein Vorstandstyp, damit alles sauber aussieht. Wir fahnden nach diesem Andre Saulson, auf dessen Namen Wendells Bankkonten laufen. Vermutlich ist das auch ein Alias, aber einem unserer Jungs ist aufgefallen, daß seine Adresse auf einer älteren Liste auftaucht, die wir von einer Person namens Sauls haben. Es dauert eine Weile, bis wir das zweifelsfrei bestätigen können, aber er paßt genau ins Bild. London School of Economic, Sophia University Tokio. Wir haben ihn vor einigen Jahren wegen eines Kunstschwindels unter die Lupe genommen. Angeblich wollte er die berühmte Vase von Warka verkaufen, nachdem sie aus dem Nationalmuseum des Irak verschwunden war. Vermutlich haben die Jemeniten ihn so gefunden. Ein höchst gerissener Schwindel. Jemen bringt ihn ins Spiel, um die Glaubwürdigkeit zu gewährleisten, und Sauls heuert Janos an, damit der die Hindernisse aus dem Weg räumt und möglicherweise noch jemand anderen, der ihn durch das System manövriert.«
»Pasternak! So sind sie ins Spiel gekommen.«
»Genau. Sie haben sich Pasternak ins Boot geholt. Vielleicht wußte er nicht mal, wer sie wirklich waren. Damit hatten sie einen der besten Spieler der ganzen Stadt. Sie brauchten nur noch die Goldmine zu besorgen. Clever, das muß man ihnen lassen. Warum sollten sie die Aufmerksamkeit der Waffeninspektoren im Mittleren Osten auf sich ziehen, wenn sie die Bombe direkt in unserem Hinterhof bauen konnten, ohne daß jemand auch nur den geringsten Verdacht schöpft? Wenn du es richtig anstellst, schenkt der Kongreß dir das Land sogar.«
Mein Magen rutscht mir bis in die Kniekehlen. Ich kann kaum aufstehen.
»Was machen wir jetzt?« Vivs Gesicht ist schweißüberströmt.
Wir bewegen uns nicht nur weit außerhalb unserer Liga ... Wir wissen nicht einmal, welche Sportart wir spielen.
Lowell ist schon
Weitere Kostenlose Bücher