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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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in einer Höhle, doch im nächsten Moment schwingt sie sich sieben Meter empor in finstere Höhen.
    Je weiter ich komme, desto weniger Maschinen stehen herum und desto leiser wird es. Ein kühler Wind weht mir ins Gesicht. Ich fühle mich unwillkürlich an die Stollen in der Goldmine erinnert. Irgendwo hier muß es eine Öffnung geben. Ein Gewirr aus Rohren blockiert noch immer meinen Blick, aber ich höre das Hämmern schwerer Schritte. Janos kommt näher. Erst hallt es rechts von mir, dann links. Das verstehe ich nicht. Er kann doch nicht an zwei Orten gleichzeitig sein!
    Ich drehe mich um und folge dem Lärm. Dabei stoße ich mit dem Ellbogen gegen eine der Rohrleitungen, und ein metallisches Wummern läuft durch den Raum. Ich schließe die Augen und ducke mich so schnell, daß ich mir die Knöchel an dem Zementboden aufschlage. Dann höre ich ein metallisches Rumpeln hinter mir. Erstaunt schaue ich zur Decke hinauf. Da oben pfeift etwas leise. Ich knie mich hin und klopfe vorsichtig mit einem Finger gegen das Rohr. Ein leichtes Pling ertönt, und etwa zehn Meter hinter mir antwortet das Echo. Ich bin nicht in einem Spiegelkabinett, sondern in einem Hallkabinett.
    In der Zeit, da das Capitol erbaut wurde, gab es noch keine Klimaanlagen. Als sich die Kongreßabgeordneten über die drückenden Temperaturen im Senat und im Abgeordnetenhaus beschwerten, wurde ein kompliziertes System von Luftschächten unter der Erde gebaut. Von außen gelangte genug Luft durch diese unterirdischen Tunnel, die nach oben durch das Gebäude und von dort durch interne Rohre strömte. Sie ähnelten steinernen Rohren von Klimaanlagen, und sie brachten kühle Luft in die hallenartigen, fensterlosen Räume des Gebäudes. Auch wenn das System längst veraltet ist, wird es bis heute genutzt. Es saugt frische Luft an, führt sie in die Kimaanlagen, die sie dann durch die alten Röhren und einige noch erhaltene Leitungen pumpt.
    Das hier ist nicht einfach nur ein Keller. So wie der Wind weht, und der Hall ... Ich dachte, die Tunnel wären über und unter mir. Als ich mich jedoch umsehe und die gewölbeartige Decke betrachte, wird mir klar, daß dieser ganze Raum ein gigantischer Luftkanal ist. Ich stehe die ganze Zeit mittendrin. Deshalb auch der Luftzug. Aus diesem Grund befinden sich auch so viele Maschinen der Klimaanlagen hier. Diese unterirdischen Kanäle saugen die Luft von unten hoch, führen sie in diesen Raum und füttern die Maschinen mit Sauerstoff. Als ich zu der hohen Decke hinaufblicke, ahne ich die dunklen Löcher eher, als daß ich sie wirklich sehe. Das sind die Kanäle, die bis hinauf ins Capitol führen. Ich befinde mich in der Nabe, welche die Speichen des Gebäudes füttert. Wie die Röhren der Klimaanlage sind auch diese Kanäle alle miteinander verbunden. Deshalb hallen Janos' Schritte überall um mich herum. Wenn ich gegen das rechte Gitter schlage, höre ich es auch von hinten. Gut zu wissen.
    Ich ducke mich und laufe zwischen zwei parallelen Röhren hindurch, während ich Janos aus drei verschiedenen Richtungen höre. Seine Schritte werden lauter, aber durch das Pfeifen in den Tunneln und das leise Dröhnen der Maschinen kann ich nicht sagen, wo er mir tatsächlich am nächsten ist. Zum Glück hat Janos dasselbe Problem.
    »Unsere Hilfe ist schon unterwegs!« rufe ich und höre das Echo hinter mir. »Die Capitol Police ist unterwegs!« Ich wende mich nach links. Eigentlich müßte Janos meine Stimme jetzt von rechts hören. Es ist zwar nicht der beste Trick, aber ich spiele jetzt nur auf Zeit. Ich muß Zeit gewinnen, bis Viv mit der Hilfe kommt.
    »Hast du mich gehört, Janos? Sie sind unterwegs!« Hoffentlich verwirrt es ihn, daß meine Stimme nicht zu lokalisieren ist.
    Janos schweigt. Er ist viel zu clever, um darauf hereinzufallen. Ich muß wohl etwas persönlicher werden.
    »Eigentlich habe ich dich gar nicht für einen Fanatiker gehalten, Janos. Wieso hast du bloß da mitgemacht? Magst du die Vereinigten Staaten etwa nicht, oder ging es dir nur ums Geld?«
    Es knirscht auf dem Boden, als er herumwirbelt und zurückgeht. Meine Stimme war hinter ihm. Er ist eindeutig verwirrt.
    »Wirklich, Janos, selbst für einen Mistkerl wie dich gibt es doch bestimmt Grenzen. Nur weil man essen muß, heißt das doch nicht, daß man jedes Kaugummi vom Boden abkratzt.«
    Die Schritte werden lauter, dann wieder leiser, als er es sich anders überlegt. Er ist verärgert.
    »Versteh mich nicht falsch«, fahre ich fort. Ich ducke mich

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