Das Spiel
unter einigen Rohrleitungen mit Ventilen hindurch und verstecke mich unter einem der ovalen Heizkessel. »Ich kann verstehen, daß man sich im Leben für eine Seite entscheiden muß, aber diese Burschen ...! Ich habe dich gesehen, Janos. Du stammst nicht aus ihrem Nest. Sicher wollen sie uns erledigen, aber du selbst stehst auch nicht so weit unten auf ihrer Liste.«
Die Schritte werden langsamer.
»Du glaubst, ich irre mich? Sie rammen dir nicht nur das Messer in den Rücken, sondern wissen auch genau, wie, damit du jeden Zentimeter der Klinge fühlst. Vergiß nicht, über wen wir hier reden, Janos. Es geht um den Jemen ...«
Er bleibt stehen.
Ich starre angestrengt in das unwirkliche Dunkel hinein. »Hat dir das etwa niemand gesagt?« frage ich. »Du hattest keine Ahnung, stimmt's?«
Wieder antwortet Schweigen.
»Du glaubst wohl, ich denke mir das alles aus? Es ist der Jemen, Janos. Du arbeitest für den Jemen!« Ich schiebe mich hinter dem Heizkessel hervor und gehe in die Richtung, in der ich Janos vermute. Geduckt schleiche ich weiter und klopfe leicht mit der Zange gegen eine Maschine. Je mehr ich mich bewege, desto schwerer bin ich aufzuspüren. »Wie konnten sie es nur vor dir geheimhalten? Laß mich raten: Sie haben so einen geschniegelten Managertypen engagiert, damit sie wie eine amerikanische Firma wirken. Und der Typ hat dich dann angeheuert. Wie mache ich mich? Heiß? Kalt?«
Er antwortet nicht. Jetzt habe ich ihn wirklich erschüttert.
»Hast du jemals Der Pate gesehen? Die Auftragskiller haben den wahren Boß nie kennengelernt.«
Das müßte ihn wütend machen. Er bewegt sich jedenfalls nicht von der Stelle. Entweder knabbert er noch daran, oder er versucht mich aufgrund meiner Stimme zu lokalisieren. Ich glaube nicht, daß es ihm gelingt.
Ich gehe geduckt weiter und verhalte mich vollkommen still, als ich hinter einem drei Meter hohen Ventilator in Deckung gehe. Er ist von einem vollkommen eingestaubten Metallgitter umgeben. Daran ist ein langer Schacht aus Aluminium angeschraubt, der mindestens sieben Meter quer durch den Raum bis zu einer Tür führt. Die Blätter des Ventilators drehen sich langsam. Sie geben in regelmäßigen Abständen den Blick durch den Schacht auf die andere Seite des Raumes frei. Ich verschlucke mich fast, als ich einen Hinterkopf mit einem mir nur zu gut bekannten graumelierten Kurzhaarschnitt sehe.
Hastig ducke ich mich unter das Gitter des Ventilators. Von hier aus habe ich einen ungetrübten Blick auf alles, was sich unter dem Schacht befindet. Die italienischen Halbschuhe am anderen Ende sind unverkennbar. Janos steht direkt vor mir, beinahe starr vor Frustration. Anscheinend hat er keine Ahnung, daß ich direkt hinter ihm hocke.
Ich umklammere die Zange mit meiner schweißnassen Faust, bleibe in der Hocke und will mich vorarbeiten. Nach drei Sekunden habe ich es mir ausgeredet. Ich habe genug Krimis gesehen, um zu wissen, wie das hier endet. Der Mann ist ein Killer. Ich sollte in meinem Versteck bleiben. Alles andere ist ein wahnsinniges Risiko. Doch je länger ich hier hocke, desto höher steigt die Wahrscheinlichkeit, daß er sich umdreht und mich anstarrt. Wenigsten habe ich so die Überraschung auf meiner Seite. Nach dem, was er Matthew und Pasternak und Lowell angetan hat... Manches ist einfach ein Risiko wert.
Ich bleibe in der Hocke, hole tief Luft und arbeite mich in dieser kauernden Haltung weiter vor. Mit der einen Hand streiche ich an dem Schacht entlang, mit der anderen halte ich die Zange fest. Ich ducke mich noch tiefer, um die Länge des Schachts abzuschätzen. Janos steht immer noch am anderen Ende und versucht meine Position ausfindig zu machen. Das Dröhnen der Maschinen erschwert es ihm hier noch mehr. Trotzdem gehe ich so langsam wie möglich vor und achte auf jeden Schritt.
Ich bin noch etwa drei Meter von ihm entfernt. Von dieser Position aus kann ich seinen Oberkörper hinter dem Aluminiumschacht nicht sehen, dafür aber die Spitze seiner rechten Schulter. Ich rücke dichter heran. Jetzt erkenne ich seinen Hinterkopf und seinen Oberarm. Noch anderthalb Meter. Er sieht sich um. Ganz offensichtlich hat er keine Ahnung, wo ich bin. In der rechten Hand hält er sein schwarzes Kästchen und in der linken das Neuner-Eisen des Senators. Das dürften seine einzigen Waffen sein. Ein Messer oder eine Pistole hätte er niemals durch den Metalldetektor bekommen.
Er ist nur noch wenige Schritte entfernt. Ich beiße die Zähne zusammen und hebe
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