Das Spiel
gäbe es nur in schlechten Filmen und ... Ich weiß nicht. Die Leute behaupten, die Regierung wäre gesichtslos und am Ende, aber selbst wenn man eine lange Zeit hier ist ... Und dann deine Rede ... Glaubst du wirklich, man kann nicht alles gewinnen?«
Ich umklammere das Steuerrad wie einen Schutzschild, trotzdem trifft mich ihre Frage ins Herz. Viv wartet auf meine Antwort und führt mir etwas vor Augen, das ich vor langer Zeit vergessen habe. Manchmal braucht man eine Ohrfeige, um zu erkennen, was man so alles über die Lippen bringt.
»Doch«, erwidere ich. »Das meine ich ganz und gar so ...«
Viv nickt. Wenigstens in dem Punkt hat sie recht behalten.
»Eines möchte ich dir noch sagen«, fahre ich rasch fort. »Das Gefühl, als letzte ins Rennen zu gehen, hat auch etwas Gutes. Als letzte hast du einen Hunger in deinem Bauch, den niemand anders verstehen kann und den sie sich nicht mit all ihrem Geld kaufen können. Weißt du, was dieser Hunger dir bringt?«
»Du meinst, außer meinem dicken Hintern?«
»Erfolg, Viv. Ganz gleich, wo du hingehst oder was du tust. Aus dem Hunger speist sich der Erfolg.«
Wir schweigen eine Minute, während meine Worte allmählich vom Geräusch des Motors verschluckt werden.
Viv starrt aus der Windschutzscheibe auf die lange Straße vor uns und verrät mit keiner Miene ihre Gedanken. Sie wird eines Tages eine ernst zu nehmende Unterhändlerin sein.
»Wie weit ist es noch, bis wir da sind?« fragt sie schließlich.
»Noch fünfzehn Meilen bis Deadwood. Dann durch Puma ... Danach dauert es noch mindestens eine Stunde. Warum?«
»Ich wollte es nur wissen«, sagt sie und zieht die Beine unter den Körper. Sie zeigt mir mit Zeige- und Mittelfinger eine imaginäre Schere. »Ich wollte nur wissen, wieviel Zeit du noch hast, um mir von deinem Friseurladen zu erzählen.«
»Wenn du willst, können wir in Deadwood essen. Gegrillten Käse werden sie selbst hier draußen hinbekommen.«
»Das ist doch was«, erwidert Viv. »Gegrillter Käse in Deadwood hört sich großartig an.«
32. KAPITEL
Nach einer Zwischenlandung, bei der er umsteigen mußte, und einer dreistündigen Unterhaltung mit einer Asiatin, die ihm ihren Lebenstraum anvertraute, die Gründung eines Soul-Food-Restaurants, hatte Janos sein Ziel immer noch nicht erreicht.
»Minneapolis?« fragte Sauls. »Was wollen Sie denn da?«
»Es gibt da einen großartigen Schuhladen in der Mall of America«, knurrte Janos in sein Handy und hob seine Reisetasche vom Laufband. »Die Wartezeit im Flughafen war offenbar noch nicht genug Amüsement für eine Nacht.«
»Was ist mit dem Jet?«
»Sie konnten ihn nicht schnell genug zurückrufen. Ich habe die ganze Liste durchtelefoniert. Noch einen Vorschlag?«
»Und jetzt hat man Ihren Flug storniert?«
»Es gab keinen. Ich hatte geglaubt, eine andere Verbindung nach Rapid City finden zu können. South Dakota steht wohl nicht weit oben auf der Prioritätenliste der Fluggesellschaften.«
»Wann geht der nächste ... ?«
»Morgen früh«, sagte Janos, als er hinausging und einem himmelblauen 1965er Ford Mustang Cabrio nachsah. Der Wagen war nahezu perfekt restauriert. Gute Arbeit. Obwohl das Symbol am Kühlergrill von einem '67er Modell stammte.
»Janos ...«
»Keine Sorgen«, erwiderte er und folgte den Rücklichtern des Cabrios, bis sie in der Dunkelheit verschwanden. »Wenn sie aufwachen, sitze ich an ihrem Bett.«
33. KAPITEL
Es gibt nur wenig, was deprimierender ist als der abgestandene, saure Geruch eines muffigen Motelzimmers. Der Gestank liegt noch in der Luft, als ich aufwache. Genie ßen Sie Ihren Aufenthalt im Golden Home empfiehlt mir die Karte auf dem Nachttisch. An unteren Ende prangt ein Cartoon von einem Goldtopf. Das Schild ist offenbar in dem Jahr gemacht worden, an dem man zum letzten Mal die Bettwäsche gewechselt hat.
Wir haben erst nach Mitternacht eingecheckt. Die Digitalanzeige auf dem Wecker zeigt fünf Uhr früh an. Ich bin immer noch auf Ostküstenzeit. Hier ist es sieben Uhr morgens. Ich trete die dünne, krause Decke beiseite, schaue auf das platte Kissen und zähle sieben schwarze Haare. Es wird kein guter Tag.
Das Bett neben mir ist unberührt. Als ich mich letzte Nacht eingetragen habe, hatte ich Viv im Wagen gelassen. Der Frau am Empfang habe ich gesagt, ich brauchte ein Zimmer für mich und eines für meine Kinder. Mir ist es egal, wie groß und reif Viv aussieht. Ein Weißer Mitte Dreißig, der mit einer jungen Schwarzen ohne Gepäck in einem
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