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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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Gegensatz zu der braungrauen Öd-nis der anderen Stollen sind die Wände hier mit Zeichen besprüht. Zur Rampe hier entlang... Aufzug geradeaus... Rampe 7850... Gefahr! Sprengarbeiten. Bei jedem Hinweis deutet ein Pfeil in eine bestimmte Richtung. Als ich den Pfeilen folge, wird mir klar, warum. Mein Licht verschwindet jetzt nicht mehr vor mir in der Schwärze des endlos scheinenden Stollens, sondern fällt auf eine Wand. Die gerade Strecke ist vorbei. Der Stollen gabelt sich in fünf verschiedene Gänge. Ich untersuche jeden sorgfältig. Wie vorhin sind vier verdreckt und staubtrocken. Nur einer weist frische Spuren auf. Gefahr! Sprengarbeiten. Mist!
    Ich gehe zurück, klappe meine Brieftasche auf, ziehe meine leuchtend pinkfarbene Mitgliedskarte des California Tortilla Burrato Club heraus und schiebe sie unter einen Felsen am Eingang des Stollens, aus dem ich gerade gekommen bin. Das unterirdische Äquivalent für die Brotkrumen Hansels und Gretels. Falls ich nicht herausfinde, spielt es keine Rolle mehr, was ich aufdecke.
    Ich folge den Graffiti, die mich vor einer Sprengung warnen, und biege nach rechts in den Stollen ein, der ein bißchen breiter ist als die anderen. Ich halte mich an die Gleise und folge dem Schlamm durch eine Gabelung nach links und eine andere nach rechts. Erneut weisen Graffiti auf einen Aufzug und Rampe 7850 hin, doch die Pfeile deuten in andere Richtungen. Sicherheitshalber lasse ich noch mehr Brotkrumen zurück. Zuerst meine Karte vom Automobilclub, dann muß der Zettel dran glauben, auf dem ich mir die Filme notiert habe, die ich mir ausleihen wollte. Zwar sind es keine weiten Entfernungen, doch schon nach zwei Minuten sehen die zerklüfteten Wände und die schlammigen Gleise und alles andere in jeder beliebigen Richtung gleich aus. Ohne die Brotkrumen aus meiner Brieftasche wäre ich in diesem Labyrinth verloren. Trotz dieser Vorsichtsmaßnahme erwarte ich fast, hinter der nächsten Biegung wieder auf Viv zu treffen, aber als ich nach links abbiege und meine Mitgliedskarte vom Fitneßstudio unter einen Felsbrocken schiebe, sehe ich etwas, was ich vorher noch nicht wahrgenommen habe.
    Direkt vor mir, kaum zehn Meter entfernt, verbreitert sich der Stollen zu einer kleinen Kehre, in der ein leuchtend roter Grubenwagen steht. Er sieht aus wie ein Eiscremewägelchen mit einem Segel am Dach. Von nahem betrachtet, entpuppt sich das Segel als ein Plastikschutz gegen Steinschlag, und außerdem ist der Wagen mit einer runden Luke wie bei einem Schiff ausgestattet. Er hat sogar ein Drehrad als Handgriff. Offenbar ist da etwas drin. Was es auch sein mag, wenn es wichtig genug ist, daß man es mit einem Riegel schützt, ist das für mich Grund genug, es mir anzusehen.
    Ich schiebe das Segel zur Seite, packe das Rad mit beiden Händen und drehe kurz daran. Rote Farbe blättert unter meinen Händen ab, aber die Luke knarrt. Mit einem letzten Ruck öffne ich das Schloß und ziehe die Luke auf. Der Gestank trifft mich wie ein Faustschlag. Igitt, was für ein Geruch.
    Der Wagen ist buchstäblich voller Scheiße. Ich stolpere zurück, halte mir die Nase zu und kämpfe gegen den Würgreiz. Vergeblich. Mein Magen krampft sich zusammen, und ich muß mich übergeben. Ich krümme mich zusammen und halte mir den Bauch fest, während ich noch zweimal spucke. Das Blut steigt mir ins Gesicht. Als ich die Augen wieder öffne, fällt mein Blick auf den Wagen, und ich kapiere das Prinzip. Der Plastikschutz sorgt für Privatsphäre, und die Luke dient als Sitz. Auch so tief unter der Erde braucht man eine Toilette.
    Ich pralle gegen die Wand und kämpfe um mein Gleichgewicht. Bei dem Gestank verzieht sich mein Gesicht. Ich habe die Luke nicht geschlossen und werde mich ihr ganz bestimmt nicht mehr nähern. Ich stoße mich ab und taumele in den Stollen. Jemand hat ein niedriges Loch in die Wand geschnitten. Meine Lampe scheint direkt hinein. Der gezackte Rand des Loches wirft lange Schatten. Das Licht ist beinahe gelblich. Als ich an dem Loch vorbei weiter in den Schacht vordringe, bemerke ich, daß das Licht immer noch eine gelbliche Färbung hat.
    O nein, sag bloß nicht, daß ...! Im selben Moment ertönt ein hohes Summen über meiner Stirn. Ich schaue nach oben, doch schlagartig wird mir klar, daß dieses Geräusch von meinem Helm kommt. Das Licht hat einen beinahe goldfarbenen Ton angenommen. Konnte ich vorher noch zwanzig Meter weit sehen, sind es jetzt kaum mehr als zehn. Ich setze den Helm ab und betrachte

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