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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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Das Schweigen dauert an, und mir schießt durch den Kopf, daß vielleicht auch ihre Reserven erschöpft sind. Vermutlich liegt sie zusammengerollt auf dem Boden und ...
    »Welchen von den Eingängen muß ich nehmen?« schreit sie. Ihr Stimme dröhnt durch die Höhlen.
    Ich richte mich auf, und meine Finger krallen sich im Dreck fest. »Du bist die Größte, Viv Parker!«
    »Ich bin nicht zu Scherzen aufgelegt, Harris! Welcher Eingang?«
    Obwohl ihre Stimme weit entfernt ist, kann ich ihre Verzweiflung hören. Das ist nicht leicht für sie.
    »Denjenigen mit dem feuchtesten Schlamm! Achte auf meine Fußspuren!« Meine Stimme hallt durch die Höhle.
    »Hast du ihn?« frage ich.
    Erneut verklingt meine Stimme. Jetzt hängt alles von einer Siebzehnjährigen mit einer Grubenlampe am Helm ab.
    »Du hast ja winzige Füße!« erwidert sie.
    Ich lächle gezwungen. Sie hat noch einen langen Weg vor sich. In der Nähe der Haupthöhle hängen noch Lampen an der Decke. Allerdings nicht sehr weit. Wenn Viv sie nicht mehr sieht...
    »Harris ...!«
    »Du schaffst es, Viv! Stell dir einfach vor, du wärst in einer Geisterbahn.«
    »Ich hasse Geisterbahnen! Darin ängstige ich mich zu Tode! Außerdem ist es zu dunkel!«
    Meine Aufmunterung verfängt nicht.
    »Ich kann kaum noch etwas sehen ...!«
    »Deine Augen werden sich bald daran gewöhnen!«
    »Die Decke ...« Sie schreit und bricht dann ab.
    Ich warte eine Sekunde, doch sie sagt nichts mehr.
    »Viv, alles in Ordnung bei dir?«
    Keine Antwort.
    »Viv ... ? Bist du noch da?«
    Totenstille.
    »Viv!« ich schreie aus Leibeskräften, damit sie mich hört.
    Immer noch antwortet sie nicht.
    Ich beiße die Zähne zusammen, als es still wird ... und zum ersten Mal frage ich mich, ob wir eigentlich die einzigen hier unten sind. Falls Janos doch einen anderen Flug erwischt hat...
    »Sprich weiter, Harris!« Viv scheint den Haupttunnel erreicht zu haben. Ihre Stimme klingt klarer, ohne Widerhall.
    »Bist du ...?«
    »Sprich wei ... weiter!« Sie stottert. Da ist etwas faul. Zunächst rede ich mir ein, es wäre nur ihre Angst, unter Tage gefangen zu sein. Doch als die Stille anhält, befürchte ich, es könnte etwas Schlimmeres sein. »Erzähl mir etwas von deiner Arbeit. Von deinen Eltern ... Irgendwas!« bittet sie mich. Was auch immer es ist, sie versucht sich abzulenken.
    »An meinem ersten Tag im Senat bin ich mit der Metro zur Arbeit gefahren. Beim Einsteigen habe ich eine Werbung gesehen ... Ich weiß nicht mehr, wofür, aber sie lautete: Greife über dich hinaus . Ich kann mich daran erinnern, wie ich die ganze Zeit darauf gestarrt habe ...«
    »Erspar dir deine Aufmunterungen! Erzähl mir was Reales.«
    Es wundert mich, wie lange ich brauche, um dieser einfachen Bitte nachzukommen.
    »Harris ...!«
    »Ich bereite Senator Stevens jeden Morgen das Frühstück zu!« platze ich heraus. »Wenn Sitzungen bevorstehen, hole ich ihn morgens um sieben in seinem Haus ab. Ich gehe rein und bereite ihm Knusperflocken mit frischen Blaubeeren zu ...«
    Sie läßt sich Zeit mit einer Antwort.
    »Ehrlich?« fragt Viv dann. Ihre Stimme zittert zwar noch ein bißchen, aber ich höre das erstickte Lachen.
    Ich muß ebenfalls lächeln. »Der Mann ist so unsicher, daß ich ihn zu jeder Abstimmung begleiten muß. Außerdem ist er so geizig, daß er nur in Begleitung eines Lobbyisten zum Essen geht. Dann braucht er nie die Rechnung zu zahlen ...«
    Nach einer kurzen Pause sagt Viv nur ein Wort: »Weiter ...«
    »Letzten Monat ist Stevens dreiundsechzig geworden ... Wir haben vier Geburtstagspartys für ihn veranstaltet. Jedes Gedeck kostete tausend Dollar, und bei jeder Party haben wir den Gästen erzählt, es wäre die einzige Party, die er veranstalte. Wir haben dreiundsechzigtausend Dollar für Lachs und Geburtstagstorte ausgegeben und mehr als zweihundert Riesen eingesammelt...« Ich hok-ke auf den Knien und rufe blindlings in die Dunkelheit hinaus. »In seinem Büro hat er einen Homerun-Baseball von damals, als die Atlanta Braves die World Series gewonnen hatten. Sogar Jimmy Carter hat ihn unterschrieben. Der Senator sollte ihn nicht behalten, sondern nur darauf unterzeichnen. Er hat ihn einfach eingesackt.«
    »Das denkst du dir doch aus ... ?«
    »Vor zwei Jahren hat mir bei einem Spendenessen ein Lobbyist einen Scheck für den Senator zugesteckt. Ich habe ihn mit den Worten zurückgegeben: Das reicht nicht.«
    Sie lacht. Die Geschichte gefällt ihr.
    »Nach dem College war ich noch so idealistisch,

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