Das Spiel
wirklich gemacht?«
»Nur bei wirklichen Idioten.«
»Also ... wenn ich, rein hypothetisch, in irgendeinem Burgerladen gearbeitet hätte, und eine Frau mit einer schlechten Sonnenbankbräune und einer schicken Frisur, die sie in der Cosmopolitan gesehen hat, wäre in die Küche geschneit, hätte mir beinahe den Kopf abgerissen und mir vorgehalten, ich würde den Rest meines Lebens hier arbeiten, weil sie zu lange auf ihr Essen warten mußte, und ich dann nach hinten gegangen wäre und ihr, rein hypothetisch, ordentlich in ihre Diät-Cola gespuckt und es mit einem geknickten Strohhalm verrührt hätte ... wäre ich dann ein schlechter Mensch?«
»Hypothetisch? Ich denke, du verdienst ein paar extra Punkte für den geknickten Strohhalm, aber es war trotzdem ganz schön dreist.«
»Ja«, erwidert sie stolz. »Das war es.« Sie sieht mich an. »Niemand ist perfekt, Harris. Auch nicht, wenn es alle glauben.«
Ich nicke und halte ihre Hand fest. Wir haben zwar nur noch eine Lampe, doch solange wir zusammenbleiben, genügt sie. »Bist du bereit, dir anzusehen, wonach sie hier graben?«
»Habe ich eine Wahl?«
»Man hat immer eine Wahl.«
Sie strafft die Schultern und wirkt plötzlich entschlossener. Nicht, weil sie etwas für mich getan hat, sondern weil sie etwas für sich getan hat. Sie schaut in den linken Stollen, und ihre Grubenlampe leuchtet durch das Dunkel. »Beeilen wir uns, bevor ich es mir überlege.«
Ich taste mich an den Felsen entlang tiefer in die Höhle hinein. »Danke, Viv. Das meine ich ganz aufrichtig. Danke.«
»Ja, ja und noch mal ja.«
»Es ist mein Ernst«, fahre ich fort. »Du wirst es nicht bereuen.«
45. KAPITEL
Janos schlenderte durch den Kies auf dem Parkplatz der Homestead-Mine. Er zählte zwei Motorräder und siebzehn Autos. Die meisten waren Pick-ups. Chevrolets ... Ford ... Chevrolet ... Alles amerikanische Fabrikate. Er verstand zwar die Treue zu einem Modell, nicht jedoch zu einem Land. Hätten die Deutschen die Produktionsrechte an der Shelby Series One gekauft und die Firma nach München verlegt, bliebe der Wagen noch immer derselbe.
Er schob die Hände in die Taschen seiner Jeansjacke, musterte erneut die Fahrzeuge auf dem Parkplatz und achtete gründlich auf jedes Detail. Die schlammbespritzten Radkästen, die verbeulten hinteren Schutzbleche, die mitgenommenen Frontschürzen. Selbst bei den Fahrzeugen, die noch gut in Schuß waren, verrieten fehlende Radkappen die Beanspruchungen. Von allen Fahrzeugen sahen nur zwei so aus, als hätten sie jemals die Bekanntschaft mit einer Wagenwaschanlage gemacht. Der Explorer, den er selbst fuhr, und der schwarze Suburban, der in der entferntesten Ecke parkte.
Janos ging langsam zu dem Geländewagen. Sein Kennzeichen stammte aus South Dakota, wie das aller anderen Fahrzeuge. Doch soweit Janos beurteilen konnte, kauften die Einheimischen keine schwarzen Autos. Die glühende Sonne barg ein viel zu großes Risiko für den Lack. Mit den Dienstfahrzeugen von Managern war das eine andere Geschichte. Der Präsident fuhr immer Schwarz. Ebenso der Vizepräsident und der Secret Service. Manchmal taten das auch einige Senatoren, wenn sie wichtig genug waren. Und deren Mitarbeiter.
Janos strich mit der Hand beinahe zärtlich über die Fahrertür. Sein Spiegelbild blickte ihm aus der Scheibe entgegen. Es saß niemand drin. Hinter sich hörte er den Kies knirschen und wirbelte blitzartig herum.
»Entschuldigung, ich wollte Sie nicht erschrecken.« Ein Mann, der ein T-Shirt mit der Aufschrift Spring Break '94 trug, hob die Hände. »Wollte nur wissen, ob ich Ihnen weiterhelfen kann.«
»Ich suche meine Mitarbeiter«, erwiderte Janos. »Einer ist etwa so groß wie ich ...«
»Mit dem schwarzen Mädchen, klar. Ich habe sie reingeschickt«, unterbrach ihn der Mann. »Sind Sie auch von Wendell?«
»Wo haben Sie die beiden hingeschickt?« Janos blieb vollkommen gelassen.
»In den Trockenraum«, sagte der Mann und deutete mit dem Kinn auf das rote Ziegelgebäude. »Folgen Sie einfach dem Weg. Sie können ihn nicht verfehlen.«
Er tippte grüßend an den Schirm seines Schutzhelmes und wandte sich zu den Bauwagen um. Da war Janos bereits zu dem roten Ziegelgebäude unterwegs.
46. KAPITEL
Ich gehe den Weg zurück, den ich gekommen bin, und informiere Viv derweil über den Stand der Dinge.
»Sie können ein Telefonkabel hier herunterlegen, aber können keine Toiletten bauen?« fragt sie, als wir an dem roten Waggon vorübergehen. Sie bemüht sich,
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