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Das Spinoza-Problem: Roman (German Edition)

Das Spinoza-Problem: Roman (German Edition)

Titel: Das Spinoza-Problem: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvin D. Yalom
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einander in die Augen zu sehen, zog sie sich diskret zurück. »Ich bin dann im Nebenzimmer.«
    Als die Tür leise ins Schloss fiel, trat Franco näher und packte Bento an den Schultern: »Sind Sie in Ordnung, Bento? Sie sagte mir, dass Sie nicht schwer verletzt sind.«
    »Nein, Franco, nur ein paar Kratzer hier …« Er zeigte auf seinen Bauch. »Aber ein sehr tiefer Schnitt hier «, sagte er und deutete auf seinen Kopf.
    »Es ist eine solche Erleichterung für mich, Sie zu sehen.«
    »Für mich auch. Hier, nehmen Sie Platz.« Er deutete auf das Bett, und beide setzten sich, während Franco fortfuhr:
    »Zuerst verbreitete sich in der Kongregation die Nachricht, Sie wären tot, niedergestreckt von Gott. Ich ging in die Synagoge, und dort herrschte Jubelstimmung – die Leute sagten, dass Gott ihre Rufe erhört und sein Gericht geschickt habe. Ich war vor Sorge fast außer mir, und erst als ich mit den Polizeibeamten sprach, die die Umgebung nach dem Attentäter absuchten, erfuhr ich, dass Sie verletzt wurden, natürlich nicht von Gott, sondern von einem verrückten Juden.«
    »Wer ist er?«
    »Das weiß niemand. Oder wenigstens sagt keiner, dass er es weiß. Ich hörte, dass er ein Jude ist, der gerade erst in Amsterdam eingetroffen ist.«
    »Ja, er ist Portugiese. Er schrie: › Herege! ‹, als er sich auf mich stürzte.«
    »Ich hörte, dass seine Familie von der Inquisition getötet wurde. Und vielleicht hegt er einen besonderen Groll gegen ehemalige Juden. Manche ehemalige Juden in Spanien und Portugal sind inzwischen die größten Feinde der Juden: Priester, die schnell befördert werden, wenn sie den Inquisitoren helfen, Täuschungsmanöver aufzudecken.«
    »Ja, jetzt wird die Verknüpfung der Ursachen klarer.«
    »Verknüpfung der Ursachen?«
    »Franco, es ist schön, Sie wiederzusehen. Ihre besondere Art, mich immer wieder zu unterbrechen und Klarstellung zu fordern, gefällt mir immer wieder. Damit meine ich einfach nur, dass alles eine Ursache hat.«
    »Selbst dieser Überfall?«
    »Ja, alles! Alles unterliegt den Gesetzen der Natur, und mittels unserer Vernunft ist es uns möglich, diese Kette von Ursachen zu begreifen. Ich glaube, das gilt nicht nur für Gegenstände, sondern für alles Menschliche, und ich beginne gerade mit dem Projekt, menschliche Handlungen, Gedanken und Begierden so zu betrachten, als handelte es sich um Linien, Flächen oder Körper.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass wir die Ursache jedes Gedankens, jeder Begierde, jeder Laune, jedes Traumes kennenlernen können?«
    Bento nickte.
    »Heißt das, wir können nicht einfach entscheiden, ob wir bestimmte Gedanken denken? Ich kann nicht selbst entscheiden, ob ich den Kopf zuerst in die eine Richtung und dann in die andere drehe? Dass wir nicht einfach freie Wahl haben?«
    »Genau das meine ich. Der Mensch ist Teil der Natur und deshalb dem Naturgesetz von Ursache und Wirkung unterworfen. Nichts in der Natur, und das gilt auch für uns, kann sich einfach nach Lust und Laune entscheiden, eine bestimmte Handlung auszulösen. Es kann keinen eigenen Staat innerhalb eines Staates geben.«
    »Keinen eigenen Staat innerhalb eines Staates? Ich habe schon wieder den Faden verloren.«
    »Es ist über ein Jahr her, Franco, seit wir zuletzt miteinander gesprochen haben, und ich rede sofort über Philosophie, statt mich ausführlich nach Ihrem Leben zu erkundigen.«
    »Ach was. Nichts ist mir wichtiger, als solche Gespräche wie jetzt mit Ihnen zu führen. Ich komme mir vor wie einer, der kurz vor dem Verdursten ist und plötzlich doch noch eine Oase findet. Alles andere hat Zeit. Erzählen Sie mir von Ihrem Staat innerhalb eines Staates.«
    »Ich meine damit Folgendes: Da der Mensch in jeder Hinsicht ein Teil der Natur ist, ist es nicht richtig zu glauben, dass der Mensch die Ordnung der Natur eher stört als ihr folgt. Es ist nicht richtig anzunehmen, dass er oder irgendein Wesen in der Natur einen freien Willen hätte. Alles, was wir tun, wird entweder von äußeren oder inneren Ursachen bestimmt. Erinnern Sie sich, dass ich Ihnen schon einmal darlegte, dass Gott oder die Natur die Juden nicht auserwählt hat?«
    Franco nickte.
    »Also ist auch wahr, dass Gott nicht beschlossen hat, die Menschheit solle etwas Besonderes sein, also außerhalb der Naturgesetze stehen. Diese Ansicht hat, wie ich glaube, nichts mit natürlicher Ordnung zu tun, sondern entstammt vielmehr unserem tiefen Bedürfnis, etwas Besonderes zu sein, unvergänglich zu

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