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Das Spinoza-Problem: Roman (German Edition)

Das Spinoza-Problem: Roman (German Edition)

Titel: Das Spinoza-Problem: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvin D. Yalom
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vorstellten – nein, besser gesagt, sich wünschten , sie wären Gott ähnlich, sie wären nach dem Ebenbild Gottes geschaffen worden.«
    »Sie leugnen also, dass Gott durch die Stimmen der Propheten spricht?«
    »Es ist offensichtlich, dass alle Worte in der Bibel, die sich auf das ›Wort Gottes‹ beziehen, nur der Phantasie der verschiedenen Propheten entspringen.«
    »Phantasie! Sie sagen Phantasie?« Jacob schlug erschreckt die Hand vor seinen Mund, während Franco versuchte, ein Lächeln zu unterdrücken.
    Bento wusste, dass jede seiner Äußerungen Jacob empörte, doch er schaffte es nicht, sich zurückzuhalten. Er war in Hochstimmung, endlich wollte er die Ketten seines Schweigens sprengen und alle Ideen geradeheraus aussprechen, die er im Geheimen ersonnen oder dem Rabbiner nur in sorgfältig verschleierter Form mitgeteilt hatte. Van den Endens Warnung »caute, caute« fiel ihm ein, doch ausnahmsweise hörte er nicht auf seine Vernunft und preschte weiter vor.
    »Ja, es ist offensichtlich Phantasie, Jacob, und seien Sie nicht so entsetzt: Das steht ausdrücklich in der Thora.« Aus den Augenwinkeln registrierte Bento ein Lächeln auf Francos Gesicht. Bento fuhr fort: »Hier, Jacob, lesen Sie diesen Abschnitt mit mir aus dem 5. Buch Moses, 34:10: ›Und es stund hinfort kein Prophet in Israel auf wie Mose, den der HERR erkannt hätte von Angesicht zu Angesicht.‹ Nun, Jacob, überlegen Sie, was das bedeutet. Sie wissen natürlich, dass die Thora uns berichtet, dass nicht einmal Moses das Angesicht Gottes erblickt hat. Richtig?«
    Jacob nickte: »Ja, so steht es in der Thora.«
    »Nun, Jacob, wir haben die Anschauung Gottes ausgeschlossen, und das muss bedeuten, dass Moses Gottes wirkliche Stimme hörte und dass kein Prophet nach Moses seine wirkliche Stimme gehört hat.«
    Jacob hatte keine Antwort.
    »Erklären Sie mir«, bat Franco, der aufmerksam jedes Wort Bentos verfolgt hatte. »Wenn keiner der anderen Propheten die Stimme Gottes hörte, woher stammen dann die Prophezeiungen?«
    Bento, der sich über Francos Mitarbeit freute, antwortete sofort: »Ich glaube, dass die Propheten mit einer ungewöhnlich lebhaften Vorstellungskraft, aber nicht unbedingt mit einem hoch entwickelten logischen Denkvermögen ausgestattet waren.«
    »Dann glauben Sie also, Bento«, sagte Franco, »dass wundertätige Prophezeiungen nichts anderes sind als eingebildete Ansichten der Propheten?«
    »Ganz genau.«
    Franco fuhr fort: »Es ist, als gäbe es nichts Übernatürliches. Sie lassen es so aussehen, als sei alles erklärbar.«
    »Das ist genau das, was ich glaube. Alles, und damit meine ich wirklich alles , hat eine natürliche Ursache.«
    »Was mich betrifft«, sagte Jacob, der Bento wütend angefunkelt hatte, als er über die Propheten sprach, »gibt es Dinge, die nur Gott weiß, Dinge, deren Ursache nur im Willen Gottes liegen.«
    »Je mehr Wissen wir erlangen können, desto weniger wird nur Gott allein bekannt sein. Mit anderen Worten: Je größer unser Unwissen ist, desto mehr schreiben wir Gott zu.«
    »Wie können Sie es wagen …«
    »Jacob«, unterbrach Bento. »Lassen Sie uns darauf zurückkommen, weshalb wir drei hier zusammensitzen. Sie kamen zu mir, weil Franco sich in einer spirituellen Krise befand und Hilfe brauchte. Ich habe Sie mir nicht ausgesucht – in Wahrheit riet ich Ihnen, lieber den Rabbiner zu konsultieren. Sie sagten, Ihnen sei zugetragen worden, dass der Rabbiner den Zustand Francos nur noch verschlimmern würde, wissen Sie noch?«
    »Ja, das stimmt«, sagte Jacob.
    »Was hilft es Ihnen oder mir dann, einen solchen Disput vom Zaun zu brechen? Tatsächlich gibt es nur eine einzige richtige Frage.« Bento wandte sich an Franco. »Sagen Sie mir, bin ich eine Hilfe für Sie? War irgendetwas, was ich sagte, hilfreich?«
    » Alles , was Sie sagten, verschaffte mir Trost«, sagte Franco. »Sie helfen meiner geistigen Gesundheit. Ich war kurz davor, die Orientierung zu verlieren, und Ihr klares Denken, Ihre Art, nichts einfach hinzunehmen, was auf Autoritäten beruht – so etwas habe ich bis jetzt noch nie gehört. Ich höre Jacobs Wut, und ich entschuldige mich für ihn, aber was mich betrifft – ja, Sie haben mir geholfen.«
    »Wenn das so ist«, sagte Jacob und stand abrupt auf, »haben wir bekommen, weswegen wir gekommen sind, und für uns ist die Sache hiermit erledigt.« Franco sah bestürzt aus und blieb sitzen, aber Jacob packte ihn am Ellbogen und schob ihn zur Tür.
    »Danke, Bento«,

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