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Das Spinoza-Problem: Roman (German Edition)

Das Spinoza-Problem: Roman (German Edition)

Titel: Das Spinoza-Problem: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvin D. Yalom
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Ursachen für dein Gefühl der Entwurzelung entdeckt. Erinnere dich – es war das Fehlen deiner Mutter und dein kranker, nicht greifbarer Vater. Dann sprachst du davon, dass du das falsche akademische Fachgebiet gewählt hättest, und nun ist es dein Mangel an Selbstwertgefühl, der dazu führt, dass du in deiner Haut nicht zu Hause bist – richtig? Kannst du mir folgen?«
    Alfred nickte.
    »Stell dir einfach einmal vor, wie viel reicher unsere Entdeckungen wären, wenn wir viele, viele Stunden über mehrere Wochen hinweg zur Verfügung hätten, um diese Ursachen genauer zu erforschen. Ist es nicht so?«
    »Ja.«
    »Darum geht es bei meinem Fachgebiet. Und was ich vorhin andeutete, ist, dass sogar dein besonders ausgeprägter Judenhass psychologische oder philosophische Wurzeln haben muss.«
    Alfred zuckte ein wenig zurück und sagte: »Darin unterscheiden wir uns. Ich würde vielmehr sagen, dass ich mich glücklich schätze, so aufgeklärt zu sein, dass ich die Gefahren erkennen kann, die der Jude für unsere Rasse darstellt, und den Schaden, den er in der Vergangenheit großen Zivilisationen zugefügt hat.«
    »Verstehe mich recht, Alfred, ich streite mich nicht mit dir über deine Schlussfolgerungen. Wir beide haben ähnliche Gefühle den Juden gegenüber. Was ich nur sagen will, ist, dass du so heftig und so außergewöhnlich leidenschaftlich reagierst. Und die Liebe zur Philosophie, die uns beiden gemeinsam ist, diktiert, dass wir die logische Ursache aller Gedanken und aller Überzeugungen untersuchen können. Stimmt das nicht?«
    »Hier stimme ich dir nicht zu, Friedrich. Ich kann dir nicht folgen. Mir kommt es fast obszön vor, derart offensichtliche Schlussfolgerungen einer philosophischen Untersuchung zu unterziehen. Es ist so, als wolltest du analysieren, warum du das Gefühl hast, der Himmel sei blau, oder warum du Bier oder Zucker magst.«
    »Nun, Alfred, vielleicht hast du Recht.« Pfister rief sich Bleuler in Erinnerung, der ihn bei mehr als nur einer Gelegenheit ermahnt hatte: »Junger Mann, die Psychoanalyse ist kein Rammbock: Wir hauen nicht einfach drauflos, bis erschöpfte Egos mit ausgefransten, weißen Flaggen der Unterwerfung wedeln. Geduld, Geduld. Gewinnen Sie das Vertrauen des Patienten. Analysieren und verstehen Sie Widerstände – früher oder später wird der Widerstand dahinschmelzen, und der Pfad der Wahrheit wird sich auftun.« Friedrich wusste, dass er das Thema fallen lassen sollte. Aber sein innerer, ungestümer Dämon, der es unbedingt wissen wollte, ließ sich nicht bremsen.
    »Ich will nur noch auf einen letzten Punkt eingehen, Alfred. Betrachten wir zum Beispiel deinen Bruder Eugen. Du wirst mir zustimmen, dass er hochintelligent ist, in derselben Kultur aufgewachsen ist wie du, und zwar mit demselben Erbgut, in derselben Umgebung, mit denselben Verwandten, unter denen er lebte. Und dennoch betrachtet er das jüdische Problem ziemlich leidenschaftslos. Er ist nicht vom Deutschsein berauscht und zieht es vor, Belgien als seine wahre Heimat anzusehen. Ein faszinierendes Puzzle, Brüder mit denselben Lebensumständen und doch so unterschiedlichen Ansichten.«
    »Wir hatten ähnliche, aber keine identischen Lebensumstände. Zum einen hatte Egon nicht das Pech wie ich, einen judenfreundlichen Direktor in der Realschule zu haben.«
    »Wie? Direktor Peterson? Unmöglich. Ich kannte ihn gut, als ich selbst auf dieser Schule war.«
    »Nein, nicht Peterson. Als ich die letzte Klasse besuchte, legte er ein Sabbatjahr ein, und Herr Epstein übernahm seinen Posten.«
    »Einen Augenblick, Alfred – gerade fällt mir ein, dass Eugen mir eine Geschichte über dich und Herrn Epstein erzählt hat. Es ging um irgendein Schlamassel, in das du kurz vor deinem Abschluss geraten bist. Was genau ist damals passiert?«
    Alfred erzählte Friedrich die ganze Geschichte – von seiner antisemitischen Rede, von Epsteins Wut, von seiner Hingabe für Chamberlain, von der ihm aufgezwungenen Aufgabe, Goethes Bemerkungen über Spinoza zu lesen, und von seinem Versprechen, Spinoza selbst zu lesen.
    »Das ist ja eine Geschichte, Alfred! Ich würde diese Kapitel in Goethes Autobiographie gern einmal sehen. Und sag mir: Hast du dein Versprechen eingelöst und Spinoza gelesen?«
    »Ich habe es immer wieder versucht, konnte mich aber nicht hineinfinden. So ein abstruses Gefasel. Und die unverständlichen Definitionen und Axiome am Anfang waren ein unüberwindbares Hindernis.«
    »Ach, du hast also mit der Ethik

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