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Das Spinoza-Problem: Roman (German Edition)

Das Spinoza-Problem: Roman (German Edition)

Titel: Das Spinoza-Problem: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvin D. Yalom
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begonnen. Ein großer Fehler. Es ist ein schwieriges Werk, wenn man es ohne Anleitung liest. Du hättest mit seiner einfacheren Abhandlung beginnen sollen, dem Theologisch-Politischen Traktat . Spinoza ist ein Ausbund an Logik. Ich habe ihn zusammen mit Sokrates, Aristoteles und Kant in meine Ruhmeshalle gestellt. Eines Tages müssen wir uns im Vaterland wiedersehen, und wenn du willst, werde ich dir dann helfen, die Ethik zu studieren.«
    »Wie du dir vorstellen kannst, habe ich ein ziemlich gespanntes Verhältnis zur Lektüre des Werkes dieses Juden. Aber der große Goethe verehrte ihn, und ich gab dem Direktor mein Versprechen, ihn zu lesen. Du könntest mir also helfen, Spinoza zu verstehen? Dein Angebot ist sehr freundlich. Sogar reizvoll. Ich werde mich bemühen, dass sich unsere Wege in Deutschland kreuzen, und ich freue mich darauf, von dir etwas über Spinoza zu lernen.«
    »Alfred, ich muss wieder zu meiner Mutter, und wie du weißt, reise ich morgen in die Schweiz ab. Aber ich möchte noch ein Letztes sagen, bevor wir uns trennen. Ich bin in einem gewissen Dilemma. Einerseits bist du mir wichtig, und ich wünsche mir für dich nur das Beste, aber andererseits belasten mich bestimmte Informationen, die dich möglicherweise schmerzen, dich aber, wie ich meine, am Ende zu einigen Wahrheiten über dich selbst führen werden.«
    »Wie kann ich mich als Philosoph weigern, die Wahrheit zu verfolgen?«
    »Ich habe nichts anderes als eine so großmütige Antwort von dir erwartet, Alfred. Was ich dir sagen muss, ist, dass dein Bruder all die Jahre und auch noch im letzten Monat stundenlang mit mir über die Tatsache diskutierte, dass die Großmutter seiner Mutter – deine Urgroßmutter – Jüdin war. Er sagte, dass er sie einmal in Russland besucht habe und sie, obwohl sie in ihrer Kindheit zum Christentum konvertiert war, ihre jüdischen Vorfahren eingeräumt habe.«
    Alfred starrte stumm in die Ferne.
    »Alfred?«
    »Das bestreite ich entschieden. Das ist ein niederträchtiges Gerücht, das sich schon lange hält, und ich ärgere mich über dich, dass du es verbreitest. Ich bestreite es. Mein Vater bestreitet es. Meine Tanten, die Schwestern meiner Mutter, bestreiten es. Mein Bruder ist ein verwirrter Narr!« Alfreds Gesicht war wutverzerrt. Ohne Friedrichs Blick zu erwidern, fügte er hinzu: »Ich kann mir nicht vorstellen, weshalb Eugen sich diese Lüge zu eigen macht, warum er sie anderen erzählt und warum du sie mir erzählst.«
    »Alfred, bitte.« Friedrich senkte die Stimme zu einem Flüstern. »Erstens darf ich dir versichern, dass ich sie nicht verbreite. Du bist der einzige Mensch, dem gegenüber ich das erwähnt habe, und dabei bleibt es auch. Darauf hast du meinen Eid, meinen deutschen Eid. Und nun dazu, weshalb ich es dir gesagt habe – lass es uns gemeinsam durchdenken. Ich sagte dir, dass ich in einem Dilemma sei: Es dir zu erzählen erschien mir grausam, es dir nicht zu erzählen erschien mir allerdings noch schlimmer. Wie kann ich vorgeben, dein Freund zu sein, und es dir nicht erzählen? Dein Bruder erzählte es mir, und ich hatte den Eindruck, es sei für unsere Unterhaltung relevant. Gute Freunde, insbesondere Philosophenkollegen, können und sollten über alles reden. Ist deine Verärgerung über mich sehr groß?«
    »Ich bin fassungslos, dass du mir das sagst.«
    Friedrich dachte an seine Supervision mit Bleuler, der ihn oft gemahnt hatte: »Sie müssen nicht alles sagen, was Sie denken, Doktor Pfister. Therapie ist kein Forum, um belastende Gedanken loszuwerden und sich danach wohler zu fühlen. Lernen Sie, solche Gedanken für sich zu behalten. Lernen Sie, ein Vehikel für unpassende Gedanken zu sein. Die richtige Zeitwahl ist alles.« Er wandte sich an Alfred. »Dann irrte ich vielleicht und hätte es für mich behalten sollen. Ich muss lernen, dass es Dinge gibt, die ungesagt bleiben müssen. Vergib mir, Alfred. Ich habe es dir aus Freundschaft erzählt, aus meiner Überzeugung heraus, dass deine ungezügelte Leidenschaft sich am Ende als selbstzerstörerisch erweisen könnte. Erinnere dich, wie knapp du davor warst, von der Realschule verwiesen zu werden. Deine zukünftige Ausbildung, dein akademischer Grad, die strahlende Zukunft, die vor dir liegt, das alles wäre zunichte gewesen. Ich wollte das Meine tun, um zu verhindern, dass sich derartige Vorgänge in Zukunft wiederholen.«
    Alfred sah alles andere als überzeugt aus. »Lass mich darüber nachdenken. Und nun musst du

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