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Das Spinoza-Problem: Roman (German Edition)

Das Spinoza-Problem: Roman (German Edition)

Titel: Das Spinoza-Problem: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvin D. Yalom
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studierte die Unterschrift. »Aha, Rosenberg also? Bist an undzeriker ?«
    »Was ist das für eine Sprache? Ich verstehe das nicht.«
    »Jiddisch. Ich fragte, ob Sie Jude sind.«
    Alfred streckte sich. »Sehen Sie mich genau an. Sehe ich jüdisch aus?«
    Der Aufseher musterte ihn von oben bis unten. »Nicht unbedingt«, murmelte er und schlurfte zu seinem Stuhl zurück.
    Alfred stieß geflüsterte Verwünschungen aus, wandte sich wieder dem Bücherschrank zu und beugte sich, so weit er konnte, über die Absperrkordel, um die Titel von Spinozas Büchern zu entziffern. Ein wenig zu weit. Er verlor das Gleichgewicht und fiel schwer gegen den Bücherschrank. Der Aufseher, der auf seinem Stuhl in der Ecke saß, warf die Zeitung zur Seite und rannte herbei, um nachzusehen, ob die Bücher Schaden genommen hatten. Er schimpfte: »Was machen Sie denn da? Sind Sie verrückt? Die Bücher sind unbezahlbar!«
    »Ich wollte nur die Titel lesen.«
    »Warum wollen Sie die wissen?«
    »Ich bin Philosoph. Ich möchte wissen, woher er seine Ideen genommen hat.«
    »Zuerst sind Sie ein Zeitungsfritze, und jetzt sind Sie auf einmal ein Philosoph?«
    »Sowohl als auch. Ich bin sowohl Philosoph als auch Hauptschriftleiter einer Zeitung. Kapiert?«
    Der Aufseher starrte ihn feindselig an.
    Alfred starrte zurück, starrte auf seine hängenden Lippen, die dicke, missgebildete Nase, die Haare, die aus seinen unsauberen, fleischigen Ohren sprossen. »Ist das so schwer zu verstehen?«
    »Ich verstehe eine ganze Menge.«
    »Verstehen Sie, dass Spinoza ein wichtiger Philosoph ist? Warum haben Sie die Bücher so weit hinten? Warum gibt es keinen Katalog der ausgestellten Bücher? Richtige Museen sollten die Exponate ausstellen und sie nicht verstecken.«
    »Sie sind nicht hier, um mehr über Spinoza zu erfahren. Sie sind hier, um ihn zu vernichten. Um zu beweisen, dass er seine Ideen gestohlen hat.«
    »Wenn Sie auch nur die geringste Allgemeinbildung hätten, wüssten Sie, dass jeder Philosoph von anderen Philosophen, die vor ihm lebten, beeinflusst und inspiriert wird. Kant hat Hegel beeinflusst; Schopenhauer hat Nietzsche beeinflusst; Platon hat alle beeinflusst. Es gehört zum Allgemeinwissen, dass …«
    »Beeinflusst, inspiriert. Genau darum geht es, genau darum: Sie haben eben nicht ›beeinflusst‹ gesagt. Und Sie haben auch nicht ›inspiriert‹ gesagt. Sie haben genau gesagt: ›woher er seine Ideen genommen hat.‹ Das ist ein Unterschied.«
    »Ach was. Soll das vielleicht ein talmudischer Disput werden? Das gefällt euch Leuten. Sie wissen verdammt gut, was ich meinte …«
    »Ich weiß genau, was Sie meinten.«
    »Was ist das hier eigentlich für ein Museum? Sie erlauben Einstein, einem von euch, den ganzen Tag hier herumzulungern, damit er sich die Bibliothek ansehen kann, und die anderen halten Sie auf einen Meter Abstand.«
    »Ich verspreche Ihnen, Herr Philosoph-Verleger Rosenberg – sollten Sie einmal einen Nobelpreis gewinnen, können Sie jedes Buch in dieser Bibliothek gern an Ihre Brust drücken. Und jetzt schließt das Museum. Verschwinden Sie.«
    Alfred hatte das Gesicht der Hölle gesehen: einen jüdischen Aufseher mit Amtsgewalt über einen Arier. Juden versperrten Nichtjuden den Zugang, Juden sperrten einen großen Philosophen ein, der Juden verachtete. Diesen Tag würde er niemals vergessen.

    * * Das Spinozahaus/Chirurgenwohnung von 1660; der Philosoph B. de Spinoza wohnte hier von 1660–1663.

21
    AMSTERDAM, 27. JULI 1656
    Zwei Straßen von der Talmud-Torah-Synagoge entfernt verstaute Bento mit Hilfe von Dirk, seinem Studienkollegen an der Lateinschule van den Endens, seine vierzehnbändige Büchersammlung in eine große Holzkiste und baute dann das Himmelbett der Spinoza-Familie ab. Anschließend schafften die beiden Bett und Bücher auf einen Lastkahn, der an der Nieuwe Herengracht lag, um die Fracht zu van den Endens Haus zu transportieren, wo Bento vorübergehend Unterkunft fand. Dirk stieg auf den Kahn, um Bentos Habseligkeiten zu begleiten, während Bento seine restlichen Sachen einpackte – zwei Hosen, die Schuhe mit den Messingschnallen, drei Hemden, zwei weiße Krägen, Unterwäsche, eine Pfeife und Tabak. Er stopfte alles in eine Tasche, die er selbst zu van den Endens Haus bringen wollte. Die Tasche wog nicht viel, und Bento schätzte sich glücklich, dass er so wenige Besitztümer hatte. Ohne das Bett und die Bücher konnte er ein vollkommen ungebundenes Nomadenleben führen.
    Bento sah sich ein letztes

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