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Das Spinoza-Problem: Roman (German Edition)

Das Spinoza-Problem: Roman (German Edition)

Titel: Das Spinoza-Problem: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvin D. Yalom
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Mal im Zimmer um, packte sein Rasiermesser, die Seife und das Handtuch ein und entdeckte dann auf einem oberen Regal seine Tefillin . Seit dem Tod seines Vaters hatte er sie nicht mehr angerührt. Er griff nach den zwei kleinen Lederkästchen mit den Riemen und nahm sie behutsam in die Hand – vielleicht zum letzten Mal, dachte er bei sich. Was für seltsame Gegenstände! Und auch seltsam, überlegte er, dass beide ihn einerseits abstießen und andererseits lockten. Er hielt die Lederkästchen hoch und betrachtete sie. An dem Kästchen, das mit Rosh – für den Kopf – markiert war, hingen zwei Lederriemen. Am Yad -Kästchen – für den Arm – war ein langer Riemen befestigt. In den hohlen Kästchen steckten Verse aus der Heiligen Schrift auf Pergament. Und natürlich stammte alles – das Leder, aus dem die Kästchen gefertigt waren, die Sehnen, die zur Befestigung dienten, das Pergament, die Riemen –, alles von koscheren Tieren.
    Ein Vorfall von vor fünfzehn Jahren fiel ihm ein. Als Kind hatte er oft mit unbändiger Neugier zugesehen, wenn sein Vater vor dem Frühstück sein Tallit anlegte und die Tefillin band – ein Ritual, das sein Vater sein ganzes Leben lang am Morgen eines jeden Werktages praktiziert hatte (am Sabbat wurden Tefillin natürlich niemals angelegt). Eines Tages hatte sein Vater sich zu ihm umgedreht und gefragt: »Du möchtest wissen, was ich hier mache, wie?«
    »Ja!«, hatte Bento gerufen.
    »Damit folge ich wie bei allem anderen der Thora«, hatte sein Vater ihm erklärt. »Die Worte im fünften Buch Mose schreiben uns folgendes vor:›Und sollst sie binden zum Zeichen auf deine Hand, und sollen dir ein Denkmal vor deinen Augen sein.‹«
    Wenige Tage später kam sein Vater mit einem Geschenk nach Hause – mit ebenjenen Tefillin , die Bento nun in der Hand hielt.
    »Das ist für dich, Baruch, aber nicht für jetzt. Wir werden sie aufbewahren, bis du zwölf bist, und dann werden du und ich ein paar Wochen vor deiner Bar Mitzwa beginnen, gemeinsam Tefillin anzulegen.« So begeistert war Bento von der Aussicht, zusammen mit seinem Vater Tefillin anzulegen, und so häufig bombardierte er seinen Vater mit Fragen zu den einzelnen Handgriffen, dass er sich schon nach ein paar Tagen geschlagen gab. »Heute, aber nur dieses eine Mal, werden wir es üben, und dann, danach werden wir die Tefillin zur Seite legen, bis deine Zeit gekommen ist. Einverstanden?« Bento nickte aufgeregt.
    Sein Vater fuhr fort: «Wir werden es gemeinsam üben. Du machst genau das, was ich auch mache. Du legst das Yad -Kästchen so auf deinen linken Oberarm, dass es zum Herzen zeigt, und dann wickelst du die Lederstreifen sieben Mal um deinen Arm bis zum Handgelenk. Sieh her – schau mir zu. Denk daran, Baruch, genau sieben Mal – nicht sechs Mal, nicht acht Mal –, denn das haben uns die Rabbiner gelehrt.«
    Dann sang sein Vater den vorgeschriebenen Segen:
    »Baruch Atah Adonai Eloheinu Melech Haolam Asher Kidishanu B’mitzvotav V’tziu L’haniach Tefillin.«
    ( Gesegnet seist du, Gott, unser Gott, Herrscher der Welt, der uns mit seinen Geboten geheiligt und uns befohlen hat, Tefillin anzulegen . )
    Sein Vater schlug das Gebetsbuch auf, gab es Bento und sagte: »Hier: Du liest das Gebet.« Aber Bento nahm das Buch nicht. Stattdessen legte er den Kopf so weit in den Nacken, dass sein Vater seine geschlossenen Augen sehen konnte, und dann wiederholte er die Gebete genauso, wie sein Vater sie gesprochen hatte. Hatte Bento ein Gebet – oder irgendeinen anderen Text einmal gehört –, vergaß er es nie wieder. Sein Vater strahlte und setzte ihm einen zarten Kuss auf beide Wangen. »Ach, was für eine Mitzwa , was für ein Geist. In meinem Herzen weiß ich, dass du eines Tages einer der größten aller Juden sein wirst.«
    Bento unterbrach seine Tagträume und ließ die Worte »größter aller Juden« auf sich wirken. Tränen flossen ihm über die Wangen, als er sich wieder seinen Erinnerungen zuwandte.
    »Und nun lass uns mit dem Tefillin-shel-rosh- Kästchen fortfahren«, sagte sein Vater. »Stelle es genauso auf deine Stirn wie ich – hoch, direkt über den Haaransatz und genau zwischen die Augen. Dann legst du den festen Knoten genau so auf deinen Nacken, wie ich das tue. Und jetzt sprich das nächste Gebet.
    »Baruch Atah Adonai Eloheinu Melech Haolam Asher Kidishanu B’mitzvotav V’tziu Al Mitzvat Tefillin.«
    (Gesegnet seist du, Gott, unser Gott, Herrscher der Welt, der uns mit seinen Geboten geheiligt und

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