Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das stählerne Geheimnis

Titel: Das stählerne Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
Vom Netzwerk:
öffnete die Gartenpforte, ein zweiter die Tür des Hauses. Lautlos fiel sie hinter ihm wieder ins Schloß.
     
    »Ich versichere Ihnen, Oberst Barton«, sagte General Grove gegen Ende der langen Unterredung, »daß Ihre Vermutungen nicht zutreffen.«
    Ein leichtes Zucken ging über die Züge des Obersten. Noch vor Jahresfrist hatte er den Posten bekleidet, den jetzt General Grove innehatte. Er wußte aus langer Erfahrung, was von solchen Versicherungen zu halten war. Der General bemerkte die Bewegung in den Mienen des andern und fuhr mit erhobener Stimme fort: »Ich gebe Ihnen mein Wort als Offizier, Oberst Barton, daß nichts von dem, was Sie mir hier als Vermutungen und Befürchtungen Ihres Konzerns vorgetragen haben, zutrifft.«
    Oberst Barton verneigte sich kurz.
    »Ich danke Ihnen, General. An Ihrem Wort zweifle ich nicht. Dann ist unsere Gesellschaft falsch informiert worden.«
    Das Verhältnis zwischen Barton und Grove war etwas eigenartig. Durch das freiwillige Ausscheiden des Obersten war Grove seinerzeit avanciert. Er hatte dessen Stellung erhalten und mußte ihm eigentlich zu Dank verpflichtet sein.
    Aber in dies Gefühl mischte sich auch ein wenig Neid, wenn er die Stellung betrachtete, die Barton jetzt bei der Corporation einnahm.
    »Die Informationen Ihrer Gesellschaft treffen diesmal in der Tat nicht zu, Oberst Barton«, fuhr er fort, »obwohl sie ziemlich glaubhaft klingen. Der Gedanke ist gar nicht so übel. Man stellt hier in den Staaten nur Guß- oder Schmiedestücke her, denen noch niemand genau ansehen kann, was später daraus werden soll. Man bringt sie nach irgendeiner weit entlegenen Werkstätte, etwa auf den Philippinen, und nimmt erst dort die restliche Bearbeitung vor. Das Geheimnis neuer Waffen, solcher Riesengeschütze etwa, von denen Sie sprachen ließe sich dabei gut wahren …« Während er sprach, schien ihm eine neue Idee zu kommen, denn lebhafter fuhr er fort:
    »Auch eine falsche Information kann manchmal nützliche Anregungen geben, Oberst Barton. Würde die Corporation gegebenenfalls bereit sein, Werkstätten an einer uns genehmen Stelle auf einer der Philippineninseln anzulegen, wenn wir wirklich einmal etwas Derartiges planen?«
    »Wir würden alles tun, um Ihre Wünsche zu erfüllen«, erwiderte Oberst Barton, »unsere Gesellschaft weiß die Aufträge zu schätzen.«
    »Und das Kriegsamt die Leistungsfähigkeit Ihrer Gesellschaft«, fiel ihm General Grove ins Wort, »wollen Sie das bitte Präsident Price wissen lassen und ihm bei dieser Gelegenheit meine persönlichen Empfehlungen übermitteln.«
    In gleicher Weise waren Grove und Barton mit dem Ausgang ihrer Unterhaltung zufrieden. Barton, weil er sich dabei als Vertreter der Corporation bewährt hatte, Grove, weil er wieder einmal für die Zukunft vorgearbeitet zu haben glaubte.
     
    Die gute Laune Groves hielt noch an, als er bald darauf das Restaurant in der Nähe des Kapitols betrat, in dem er den Lunch zu nehmen pflegte. Von näheren Bekannten erblickte er beim Eintreten Kapitän Bancroft vom Marineamt und nahm an dessen Tisch Platz. Er freute sich über das Zusammentreffen, denn der Kapitän war ein angenehmer Gesellschafter.
    Kapitän Bancroft gehörte in seinem Amt der Nachrichtenabteilung an, deren Aufgabe darin bestand, sich aus den Berichten der Marineattaches, Zeitungsnotizen und anderen gesetzlichen Quellen Informationen über alles das zu verschaffen, was für die Marine wichtig und wissenswert war.
    Doch nicht immer genügten diese klaren Quellen, um den Wissensdurst des Kapitäns zu stillen, und dann standen ihm andere, wesentlich trübere zur Verfügung, von denen der amtliche Dienst nichts wußte und nichts wissen durfte. Agenten, die gegen Bezahlung oft wertvolle Nachrichten brachten, die auf keinem andern Wege zu erhalten waren. Leute, die aber auch häufig auf beiden Schultern trugen und ebenso bereit gewesen wären, Geheimnisse des Kapitäns gegen die entsprechenden Jen, Francs oder Pfunde bei andern Stellen zu verwerten. Kapitän Bancroft kannte seine Lieferanten und verstand es meisterhaft, sie zu behandeln. Irgendeine Nachricht, die fast, aber doch nicht ganz stimmte, irgendeine Mitteilung, die nur zu dreißig Prozent richtig war, warf er ihnen als Köder hin, um dafür wirklich Wissenswertes über die Gegenseite zu erfahren.
    Das schien auch heute wieder einmal der Fall gewesen zu sein. Beim ersten Blick merkte Grove ihm eine gewisse Erregung an, deren Bancroft nicht recht Herr werden konnte.

Weitere Kostenlose Bücher