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Das stählerne Geheimnis

Titel: Das stählerne Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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verließ ein anderer Gast das Restaurant. Seine Hautfarbe und sein Gesichtsschnitt verrieten unverkennbar den Asiaten. Sein Ziel war die japanische Botschaft, in der er bald darauf eine Unterredung mit dem Marineattache hatte.
    Zehn Tage waren vergangen, seitdem die »City of Frisco« im neuen Hafenbecken der Trenton-Werke die Trossen loswarf. Mit Südkurs hatte der Zehntausendtonner den Atlantischen Ozean durchpflügt, die Windward-Straße zwischen Kuba und Haiti passiert und seinen Weg durch die Karibische See fortgesetzt.
    Am Morgen des elften Tages tauchte Land auf. Mit halbem Dampf setzte die »City of Frisco« die Fahrt fort, und an ihrem Fockmast ging das Lotsensignal in die Höhe.
    »Gute Reise bis jetzt«, sagte Ingenieur Scott, der neben Kapitän Smith auf der Brücke stand, »hoffentlich bleibt das Wetter im Pazifik ebenso gut.«
    Kapitän Smith, ein alter, wettergebräunter Seebär, schnüffelte in den Wind, bevor er antwortete.
    »Ich denke, es wird so bleiben, Mr. Scott. Der Funkdienst meldet leichten Südwest bis in die Gegend der Philippinen.«
    Das Land war inzwischen näher gekommen. Kapitän Smith deutete mit der Hand nach Backbord voraus.
    »Wenn Sie Ihr gutes Glas benutzen, Mr. Scott, werden Sie schon die Türme von Colombo sehen und vielleicht auch noch etwas anderes, das Sie möglicherweise interessieren dürfte.«
    Ingenieur Scott brachte das Glas an die Augen. Silhouettenhaft erkannte er in der Ferne die Baulichkeiten einer Stadt. Davor und dem Schiff viel näher etwas Niedriges, Zackiges, aus dem zahlreiche Rohre schräg aufragten. Nach einer Weile ließ er das Glas wieder sinken.
    »Haben Sie die Forts von Aspinwall gesehen, Mr. Scott? Hübsche Röhrchen hat Uncle Sam da hingestellt, für den Fall, daß mal einer dem Kanal zu Leibe will. Auf fünfzig Kilometer schießen die Dinger den dicksten Panzer zusammen.«
    »Das kann ich sehr gut begreifen, Kapitän. Der Panamakanal bedeutet praktisch eine Verdoppelung unserer Seemacht. Sollten wir doch einmal Händel bekommen, so würde das erste Streben wohl sicher dahingehen, den Kanal auf irgendeine Weise zu blockieren.«
    Kapitän Smith lachte.
    »Daß man es mit allen Mitteln versuchen würde, ist klar, Mr. Scott. Gelingen wird’s schwerlich, dazu ist Uncle Sam zu sehr auf der Hut, und die Zuckerhüte, die er für unerwünschte Gäste bereithält, haben kein schlechtes Kaliber … freilich …«, fuhr er mit einem Seitenblick auf Ingenieur Scott fort, »… im Vergleich mit den vier Rohren, die wir in Trenton eingeladen haben, sind auch die Riesengeschütze der Panamaforts nur …«
    Die weiteren Worte von Kapitän Smith gingen im Lärm der Schiffssirene unter. Während sie in kurzen Pausen aufheulte, schlugen die Schrauben der »City of Frisco« rückwärts. Das Schiff lag still, ein Motorkutter näherte sich und stoppte an seiner Seite. Über die Jakobsleiter stieg der Lotse an Bord. Verdutzt bemerkte Kapitän Smith, daß er nicht allein kam. Ein zweiter Mann kletterte hinter ihm an der Leiter hoch, der die Offiziersuniform der Marine trug. Mit kräftigem Händedruck begrüßte der Kapitän den Lotsen, den er von früheren Reisen her kannte; fragend blickte er den Seeoffizier an.
    »Kapitänleutnant MacLane«, stellte sich der vor; »ich habe den Auftrag, Ihre Papiere einzusehen, Kapitän Smith, bevor Sie in die Kanalrinne einfahren.«
    Kopfschüttelnd lud der Kapitän den Offizier in seine Kabine ein.
    Es war nicht das erstemal, daß er mit der »City of Frisco« den Panamakanal passierte, aber noch niemals hatte man dabei nach den Schiffspapieren gefragt. In den Schleusen von Gatun, wo es sowieso einen Aufenthalt gab, hatte er auf früheren Reisen stets die Kanalgebühr von zehntausend Dollar, entsprechend den zehntausend Tonnen der »City of Frisco«, gezahlt, und damit waren alle Formalitäten für die Durchfahrt erfüllt gewesen.
    In der Kabine bat er MacLane, Platz zu nehmen, und Iegte ihm die Seefrachtbriefe vor. Der Offizier las sie sorgfältig durch.
    »Hm! Kapitän Smith, Sie kommen also mit einer Ladung Stahlguß von Trenton und sind auf der Reise nach Davao. Nach den Papieren handelt es sich um vier Rohre zu je zweitausend Tonnen?«
    »Yes, Sir«, brummte Kapitän Smith. Die Fragerei begann ihn zu ärgern.
    Der Offizier erhob sich; aber wenn Kapitän Smith dachte, daß er nun abziehen würde, so irrte er sich.
    »Ich möchte Ihre Ladung sehen, Kapitän.«
    Mit einem unterdrückten Fluch griff Smith nach seiner Mütze und

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