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Das stählerne Geheimnis

Titel: Das stählerne Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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wollte, direkt abzulesen.
    »In der neuen Halle wurde eine Gießgrube angelegt, in der nach dem Schleudergußverfahren Hohlkörper von hundert Meter Länge und zwei Meter Durchmesser gegossen werden können.«
    Price und Curtis schwiegen. Im Geiste sahen sie Stahlzylinder in der eben von Palmer genannten Größe. Durch den Kopf gingen ihnen phantastische, vage Ideen von irgendwelchen kaum vorstellbaren Riesengeschützen, die das Kriegsamt für seine Befestigungen auf den Philippinen bei Roddington bestellt haben könnte. In ihr Grübeln klang die Stimme Palmers.
    »Vier Elektromotoren von je zehntausend PS wurden für den Antrieb der Gußtrommel aufgestellt …«
    Price machte eine müde Handbewegung.
    »Hören Sie auf, Palmer! Wir haben genug davon. Fahren Sie nach Trenton zurück, und versuchen Sie noch mehr zu erfahren. Die Kosten spielen keine Rolle.«
     
    »Es ist ja unsinnig, was er uns eben erzählt hat«, sagt Curtis, nachdem Palmer gegangen war. Nach langem Schweigen antwortete Price.
    »George Palmer ist der beste Kopf in unserer Nachrichtenabteilung. Bisher waren seine Berichte stets zutreffend.«
    »Ah, bah!« Curtis machte eine Bewegung, als ob er etwas Störendes beiseiteschieben wolle. »Diesmal kann sein Bericht unmöglich zutreffen. Diesmal ist er getäuscht worden.«
    »Wir wollen seine nächsten Mitteilungen abwarten. Ich fürchte, Roddington und seine Leute werden uns noch mancherlei zu schaffen machen. Vor allen Dingen, Curtis, müssen wir uns Klarheit darüber schaffen, was gespielt wird.«
    Curtis stand auf. »Sie haben recht, Price. Ich werde gleich neue Informationen an unsere Vertreter in Washington telegrafieren. Die Kerle müssen unter Hochdruck gesetzt werden.«
    Price schüttelte den Kopf. »Nein, Curtis, tun Sie das nicht! Diesmal ist die Sache zu wichtig. Ich werde selbst an Oberst Barton in Washington schreiben und ihn bitten, unsere Interessen zu vertreten.«
    Curtis warf einen Seitenblick auf den Präsidenten. Barton, lange Jahre im Waffenamt an hervorragender Stelle tätig … seit kurzem Oberst z. D. und im Aufsichtsrat der Corporation … Wenn Price sich entschloß, diesen Mann vorzuschicken, dann mußte er dem Fall Roddington in der Tat größte Bedeutung beilegen.
    Kurz nach Mitternacht schritt Frank Dickinson in Begleitung von Oberingenieur Griffith die Front der neuen Ofenanlage ab. Wie zehn gewaltige Steinwürfel standen die mächtigen Elektrostahlöfen in einer schnurgeraden Reihe an der Längsseite der neuen großen Halle. Ein dumpfes Brausen und Brummen erfüllte die Luft, war doch elektrische Energie mit mehr als hunderttausend PS seit dem frühen Morgen an der Arbeit, im Innern der riesenhaften Ofenbatterie den edlen Stahl zu schmelzen.
    An jedem der zehn Öfen stand ein Schmelzmeister mit seinen Leuten, und an jedem Ofen nahm Oberingenieur Griffith die Meldung entgegen, daß alles in bester Ordnung sei.
    Am letzten Ofen gesellte sich Oberingenieur Cranford zu Dickinson und Griffith. Zu dritt sahen sie durch eine kleine Seitentür der Schmalwand in die neue Halle. Starklichtlampen erfüllten den Riesenraum bis in die letzten Winkel mit blendender Helligkeit. An der den Öfen zugewandten Längsseite lag jene mächtige Gießgrube, von der Palmer kürzlich zu Präsident Price gesprochen hatte. Etwas Schwarzes, Mächtiges und Rundes war auf ihrem Grund sichtbar, das sich wie ein gigantischer Zylinder über eine Länge von reichlich hundert Meter erstreckte.
    Gegenüber der Gießgrube an der anderen Längsseite der Halle befand sich auf einem erhöhten Podium ein Kommandostand. Große Schalttafeln trugen Meßinstrumente, Schalthebel und Signallampen der verschiedensten Art. Außerdem waren Mikrofone und Lautsprecher vorhanden. Im übrigen war die große Halle leer. Außer Dickinson und seinen beiden Begleitern, mit denen er jetzt das Podium betrat, befand sich kein Mensch in ihr.
    Oberingenieur Cranford bewegte nacheinander vier Schalter. Mit vier kurzen leichten Handbewegungen ließ er vier Zehntausend-PS-Motoren an, die die Schleudergußform drehten. Ein Brausen, Summen und Schleifen dröhnte von der Gießgrube her. Der mächtige Zylinder auf ihrem Grunde begann sich schnell und immer schneller um seine Längsachse zu drehen. Kräftiger und schriller wurde das Brausen, während der Zeiger eines Instruments langsam über die Skala kroch … 900 … 950. Jetzt erreichte er die Zahl tausend. Mit tausend Umdrehungen in der Minute wirbelte die riesige Gußform in der Grube um

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