Das stählerne Geheimnis
setzte sich so in einen Sessel, daß er die Uhr im Auge behalten konnte, und sprach weiter.
»Die letzte Nachricht, die Sie von dem Mann bekamen, bezog sich auf sechs schwere Küstenbatterien, die das Marineamt bei der Corporation bestellte?«
Koami nickte. »So war es, Herr Vicomte.«
»Die Mitteilung war wertvoll für uns, Koami, und traf in allen Einzelheiten zu. Wir haben sie aber auch teuer bezahlt. Wenn ich mich recht erinnere, haben Sie dem Mann dafür fünfhundert Dollar gegeben.«
Koami griff nach einem Notizbuch, dessen Seiten mit japanischen Schriftzeichen bedeckt waren, und blätterte darin.
»Fünfhundert Dollar ausgezahlt an Henry Collins am sechzehnten März. Sie haben ein gutes Gedächtnis.«
»Haben Sie eine Schätzung darüber gemacht, was dieser Mr. Collins für die Mitteilungen verlangen wird, die er uns jetzt in Aussicht stellt?«
Koami überlegte eine Weile, bevor er antwortete.
»Wir werden ihm gleich zu Beginn der Verhandlungen einen festen Preis bieten müssen, denn sonst …«
Oburu schüttelte den Kopf. »Einen festen Preis bieten, bevor wir den Wert der Informationen kennen, das heißt die Katze im Sack kaufen.«
»Der Mann wird sich nicht die Möglichkeit verscherzen wollen, auch noch in Zukunft Geschäfte mit uns zu machen, Herr Vicomte. Er verspricht uns ausführliche Mitteilungen über die Pläne Roddingtons. Ich möchte vorschlagen, daß wir ihm zehntausend Dollar bieten.«
»Zehntausend Dollar, Koami? Mein Fonds für diese Zwecke ist nicht unerschöpflich …«
Oburu wollte noch weitersprechen, als die Klingel ertönte.
»Das wird Collins sein, Herr Vicomte«, sagte Koami und ging, um zu öffnen. Er kehrte in der Begleitung eines Menschen zurück, dessen Äußeres nicht unbedingt vertrauenerweckend war.
Der Mann mochte etwa die Mitte der Vierzig überschritten haben. Auf seinem von hundert Falten zerknitterten Gesicht lag ein Zug von Durchtriebenheit. Den Blick hielt er gesenkt, als ob es ihm schwer würde, einem andern in die Augen zu sehen.
Der richtige Typ des Doppelagenten, dachte Oburu bei sich, während Koami ihn mit Collins bekannt machte.
»Mr. Collins bringt uns die bewußten Mitteilungen«, eröffnete Koami das Gespräch. »Er erwartet von Ihnen ein Angebot, Herr Vicomte.«
Koami und Oburu tauschten einen schnellen Blick.
»Fünftausend Dollar«, sagte Oburu.
Das Gesicht von Collins verzog sich und wurde dabei noch ein Teil faltiger.
»Sagen wir zehntausend Dollar, Sir, und ich lege Ihnen die Pläne des Marineamtes auf den Tisch.«
Oburu stutzte.
»Die Pläne des Marineamtes? Von den Plänen Roddingtons war die Rede, Mr. Collins.«
»Es bleibt sich gleich, Sir, Roddington und das Marineamt arbeiten zusammen.«
Oburu hatte Mühe, die gleichmütige Miene zu bewahren. Schon die wenigen Worte, die Collins ihm hier gesprächsweise hinwarf, bedeuteten für ihn eine Nachricht von größter Wichtigkeit.
»Also zehntausend Dollar Mr. Collins, wenn Sie die Pläne bringen«, sagte er nach kurzem Überlegen.
»Gemacht, Sir! Wo ist das Geld?« kam die Antwort kurz und knapp von Collins’ Lippen.
»Ich werde Ihnen einen Scheck geben, Mr. Collins.«
»Nicht zu machen, Sir! Bei Geschäften wie dem hier gibt’s nur Barzahlung.«
»Ich habe das Geld hier, Herr Vicomte«, mischte sich Koami ein. Er ging zu einem Schrank und kam mit einem Bündel von Hundertdollarnoten zurück. Collins warf einen scharfen Blick darauf und erhob sich.
»Sie gestatten, Gentlemen! Eine kleine Toilettenangelegenheit. Die Pläne werden gleich zur Stelle sein.«
Er drehte sich zur Wand um und begann an seiner Kleidung zu knöpfen, am Rock und schließlich am Hemd, und brachte eine Art von Brustbeutel aus feinem Gummistoff ans Licht. Ein Rauschen und Knistern. Vielfach gefaltetes Pauspapier kam aus dem Brustbeutel zum Vorschein.
Collins breitete es auf dem Tisch auseinander. Auf den ersten Blick erkannte Oburu, daß er einen Plan des Hafens von Manila vor sich hatte, für den allein er mit Vergnügen ein paar tausend Dollar gegeben hätte. Der Attache bildete sich ein, nicht schlecht über die Verteidigungsanlagen dieses großen Kriegshafens unterrichtet zu sein. Er hatte sich dieses Wissen während der letzten Jahre manchen Dollar kosten lassen. Auf dem Plan aber, den er jetzt vor sich sah, waren Dinge eingezeichnet, von deren Existenz er bisher noch keine Ahnung hatte. Panzerforts und versenkbare Küstenbatterien, deren zweckmäßige Anlage ihm sofort einleuchtete. Punktierte
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