Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das stählerne Geheimnis

Titel: Das stählerne Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
Vom Netzwerk:
nachmachen!«
    Während sie weitergingen, kam die Lokomotive schon wieder aus der Halle zurück, und bald kroch ein zweiter Zug an ihnen vorüber, ebenso beladen wie der erste.
    Kapitän O’Brien war verstummt. Schweigend betrachtete er den gigantischen Stahlzylinder, überwältigt von den mächtigen Ausmaßen des Gußstückes. MacLane schien weniger beeindruckt zu sein. Er hatte ja schon früher die ersten vier Rohre im Bauch der »City of Frisco« gesehen, wo sie in dem Laderaum vielleicht noch mächtiger wirkten als hier im Freien.
    »Das wären denn also die künftigen Riesengeschütze, James«, meinte er, »die Freund Price schlaflose Nächte bereiten.«
    Roddington schüttelte den Kopf.
    »Price hat eine etwas zu üppige Phantasie … Immerhin«, fuhr er nach einer kurzen Pause fort, »wenn ihr mal so etwas braucht, halte ich mich dafür empfohlen. Meine Stahlwerke in Trenton würden euch besser bedienen als die Corporation.«
    MacLane sah ihn fragend an.
    »Meinst du das im Ernst, James?«
    »Warum nicht, Freddy? Das innere Langrohr ist da, ihr seht es ja hier. Die Bank, auf der man es bearbeiten müßte, steht in der Halle dort drüben. Noch einen Mantel aufgeschrumpft, und ein Kanonchen wäre fertig, mit dem ihr von Honolulu bis nach Manila schießen könnt.«
    MacLane wurde unsicher. »Wenn man dich jetzt so sprechen hört, könnte man fast glauben, daß doch etwas an denbewußten Gerüchten ist.«
    »Bitte, mein lieber Freddy, ich habe nichts gesagt«, erwiderte Roddington vieldeutig.
    Sie waren inzwischen zu der Halle gekommen und traten ein. Nur eine einzige Werkzeugmaschine war hier vorhanden, aber sie war in ihren Ausmaßen so imposant, daß O’Brien und MacLane in neues Staunen gerieten. Jene Drehbank war es, von der ihnen Roddington eben gesprochen hatte.
    Eins der mächtigen Rohre war eingespannt, wie man bei einer Drehbank gewöhnlichen Kalibers etwa eine Eisenbahnachse oder irgendeine Kolbenstange für die Bearbeitung einspannt. Langsam drehte das mehr als hundert Meter lange Stück sich um seine Achse. An seinen beiden Enden gruben sich Drehstähle und Fraser in das Metall ein und hoben Span um Span ab. MacLane wollte stehenbleiben und sich den Arbeitsvorgang näher betrachten. Roddington zog ihn am Ärmel mit sich fort.
    »Komm weiter, Freddy! Daß hier keine Geschütze fertiggemacht werden, hast du wohl gesehen. Das andere braucht dich jetzt nicht zu interessieren.«
    Weiter führte sie Roddington zu einem ein paar hundert Meter entfernten Hallenbau. Zu beiden Seiten des Weges, den sie gingen, war Holz in schier unübersehbarer Menge auf »gestapelt. Mächtige Stämme jenes Floßbaumes waren es, der einen Teil der Wälder von Mindanao bildet und ein ungemein festes und dabei doch überraschend leichtes Holz liefert.
    »Alle Wetter, James, deine Holzhauer haben ordentlich geschuftet«, stieß MacLane bewundernd hervor.
    Roddington schüttelte den Kopf. »Ein gewaltiger Irrtum von dir, Freddy. Mit den eingeborenen Holzhauern wäre ich nicht weit gekommen. Meine Ingenieure, ausgerüstet mit den modernsten Baumfällmaschinen, Motorsägen und anderen Hilfsmitteln, haben das geleistet. Trotzdem war es noch eine Riesenarbeit.«
    Als Roddington die Tür der Halle öffnete, scholl ihnen ohrenbetäubender Lärm entgegen. Mehr als hundert Holzbearbeitungsmaschinen der verschiedensten Art waren in voller Tätigkeit, die mächtigen Stämme der Länge nach zu zerschneiden und ihnen durch Hobeln und Fräsen ganz bestimmte Formen zu geben. Was das Ganze zu bedeuten hatte, wurde den beiden Marineoffizieren klar, als sie an einer Längsseite der Halle mehrere der großen aus Trenton hierhertransportierten Gußstücke erblickten. Die Stahlzylinder waren fast über die ganze Länge mit einer ebenfalls zylindrischen massiven Hülle aus Balsaholz umkleidet.
    Die Holzmäntel waren aus den Stücken zusammengesetzt, deren Herstellung sie eben an der anderen Seite der Halle sahen, und hatten eine äußere Dicke von sechs Meter. Noch rätselhafter und mächtiger als vorher wirkten die damit umkleideten Rohre.
    »Verstehen Sie, MacLane, was das zu bedeuten hat?« fragte O’Brien. MacLane stand eine Weile nachdenkend vor den grotesken Gebilden. Seine Lippen murmelten Zahlen, als ob er im stillen etwas berechnete.
    »Man könnte fast auf die Idee kommen«, sagte er endlich, »daß die Dinger da irgendwie schwimmen sollen. Irgendeinen andern vernünftigen Zweck kann ich für die Holzummantelung nicht sehen.«
    Während er

Weitere Kostenlose Bücher