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Das stählerne Geheimnis

Titel: Das stählerne Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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noch einmal um.
    »Über diese Frage habe ich in den letzten Tagen viel nachgedacht, Herr Doktor. Eine absolute Geheimhaltung ist unmöglich. Sie wissen auch, was für ein Sagenkranz schon jetzt, wo wir erst am Anfang sind, um unser Unternehmen geflochten wird. Ich habe mich deshalb entschlossen, die höchsten Stellen unseres Landes zur gegebenen Zeit in meine Absicht einzuweihen und für die Arbeiten an Ort und Stelle den Schutz unserer Marine zu erbitten.«
    »Das wollten Sie tun, Mister Roddington?«
    »Jawohl! Nach reiflichem Überlegen bin ich zu dem Entschluß gekommen. Lassen Sie uns jetzt zu unsern Gästen gehen.«
    Im Kasino erhob sich MacLane beim Eintreten Roddingtons. Einige Sekunden standen sie sich gegenüber und schauten sich in die Augen. Dann schlug Roddington MacLane auf die Schulter. »Bist du’s wirklich, alter Junge? Wie kommst du hierher, Freddy?«
    »Ich bin’s, James. In Lebensgröße, wie du siehst.« Er nahm Roddingtons Hand und schüttelte sie kräftig. Roddington sprach weiter.
    »Ist lange her, daß wir uns nicht mehr gesehen haben. Vor zwölf … nein, vor dreizehn Jahren sagtest du unserm alten Harvey College in Massachusetts good-bye, um zur Marine zu gehen. Ich mußte noch ein Jahr länger auf der Schulbank schwitzen …«
    Die beiden alten Schulfreunde vergaßen für Minuten die Gegenwart von O’Brien und Dr. Wegener, während Rede und Gegenrede zwischen ihnen hin und her flogen. Belustigt hörte der Kapitän der Unterhaltung zu. So ein Gauner, dachte er bei sich, kennt den Roddington wie seine Westentasche und sagt mir vorher kein Wort davon!
    Dr. Wegener ließ sie eine Weile gewähren, dann mischte er sich ein und machte den Vorschlag, das Gespräch bei einem gemeinsamen Lunch weiterzuführen. Zu viert saßen sie bald darauf um den Frühstückstisch. Der Doktor bemühte sich, den Kapitän O’Brien zu unterhalten, denn während der nächsten Viertelstunde waren Roddington und MacLane immer noch mit dem Auskramen alter Erinnerungen an die gemeinsame Schulzeit beschäftigt. Erst beim Kaffee gab Roddington dem Gespräch eine andere Wendung.
    »Ja, da seid ihr nun hier, Freddy, und wollt euch natürlich brennend gern meine Werke besehen. Mach mir nichts vor, alter Junge«, fuhr er auf einen Einwand MacLanes fort. »Ihr seid genauso neugierig wie alle andern, die Herren von der Marine« – er sagte es mit einem Blick auf O’Brien –, »sogar noch ein bißchen mehr als die andern.«
    Der Kapitän bekam einen roten Kopf. Roddington bemerkte es wohl und wandte sich direkt an ihn.
    »Ich bitte Sie, Herr Kapitän, das Marineamt gelegentlich wissen zu lassen, daß ich mich zur gegebenen Zeit – wenn die vorbereitenden Arbeiten hier beendet sind – selbst an die Herren wenden werde. Ich rechne bei dem, was ich vorhabe, stark auf die Unterstützung der Marine.«
    Dr. Wegener rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her. Er befürchtete, daß Roddington, von seinen eigenen Worten fortgerissen, mehr sagen könnte, als im Augenblick ratsam war.
    Kapitän O’Brien wollte sich für das Vertrauen, das Roddington ihm mit diese Eröffnung schenkte, bedanken, doch der wehrte lachend ab.
    »Später, Herr Kapitän, später … alles zu seiner Zeit. Wenn es Ihnen recht ist, machen wir jetzt einen Gang durch das Werk.«
    Beim Verlassen des Verwaltungsgebäudes wies Roddington auf die Kaianlage. Die drei Frachtdampfer, die noch vor einer Stunde dort lagen, waren verschwunden. Südwärts weit draußen in der Bucht waren ihre Rauchfahnen eben noch am Horizont zu sehen, aber ein viertes Schiff war im Einlaufen begriffen. Während sie noch dastanden und auf das Meer hinausschauten, kam es heran, machte mit dem Bug am Kai fest, und nun wiederholte sich hier in umgekehrter Reihenfolge das Schauspiel, das unbefugte Augen schon vor Wochen in Trenton beobachtet hatten. Torartige Ladeluken im Schiffsbug wurden geöffnet. Eine Lokomotive fuhr in das Schiff hinein, kam nach kurzer Zeit wieder zum Vorschein und schleppte hinter sich einen hundert Meter langen Lorenzug. Eins jener riesenhaften Stahlrohre, über die sich die Rüstungssachverständigen verschiedener Staaten vergeblich die Köpfe zerbrachen, lag auf den Loren. Langsam kroch der Zug mit seiner schweren Last über ein Gleis dahin und verschwand in einer Werkhalle.
    »Nettes Röhrchen, was, Freddy?« fragte Roddington MacLane mit harmloser Miene. »Zweitausend Tonnen Stahl in einem Stück zu vergießen – das soll uns erst mal ein anderes Werk

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