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Das stählerne Geheimnis

Titel: Das stählerne Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Linien gaben den Verlauf der unterirdischen Kraftleitungen zu den neuen Werken an. Im Moment schoß es dem Attache durch den Kopf, wie wertvoll die Kenntnis dieser Dinge im Ernstfall einmal für die japanischen Fliegergeschwader werden könnte. Ein paar Bomben auf diese Leitungsstränge, und die Verteidigungswerke, von ihrer Kraftquelle abgeschnitten, würden wehrlos sein. Schon jetzt bereute er die zehntausend Dollar nicht mehr.
    Eine Weile ließ ihn Collins den Plan in Ruhe betrachten. Dann deutete er auf eine etwas landeinwärts in den Berghängen gelegene Stelle, an der mehrere Kreise eingezeichnet waren.
    »Sehen Sie das, Sir?« fragte er. »Das sind die neuen bombensicher in den Felsen eingebauten Treibstofftanks.«
    Oburu wußte, daß die Öltanks, von denen die Aktionsfähigkeit der amerikanischen Pazifikflotte in hohem Maße abhängig war, bisher ziemlich dicht am Hafen lagen und bei einem unvorhergesehenen Überfall feindlicher Schiffe nicht allzu schwer in Brand geschossen werden konnten.
    »Sehen Sie hier, Sir«, fuhr Collins in seinen Erläuterungen fort, indem er mit dem Finger einer stark ausgezogenen Linie folgte. »Hier geht von den neuen Tanks – sie fassen zusammen anderthalb Millionen Kubikmeter – eine ebenfalls bombensichere Rohrleitung ab.«
    Oburus Blick folgte dem Finger von Collins. Die Leitung ging von den Bergen her auf kürzestem Wege zur Küste und lief dann an dieser entlang bis zu einer zehn Kilometer südlich von Manila gelegenen Bucht. Dort trat sie in die See hinaus und endete in einer Wassertiefe von zwanzig Meter.
    Collins hob den Kopf. Einen Moment trafen sich seine Blicke mit denen Oburus. Schnell blickte er wieder zur Seite.
    »Jetzt wissen Sie, Sir, wozu Mister Roddington die großen Rohre in Trenton gießt. Wie gefällt Ihnen die Zapfstelle hier in der Seitenbucht?«
    Nachdenklich schaute der Attache auf den Plan. Erst nach längerem Überlegen antwortete er.
    »Ich begreife nicht ganz, was das amerikanische Marineamt mit dieser Anlage bezweckt.«
    Collins deutete auf ein paar am Rande der Bucht eingezeichnete Vierecke, während er weiter erklärte: »Hier kommen die neuen Forts hin, Sir. Dadurch wird die Bucht unangreifbar. Die Ölschiffe, die den Treibstoff von Frisco nach den Philippinen bringen, pumpen ihn hier durch das Rohr in die Tanks. Selbst wenn ein Ölschiff von feindlicher Seite dabei in Brand geschossen würde, kann nicht viel passieren, während bei dem jetzigen Verfahren im Hafen von Manila … Sie wissen …«
    Oburu nickte. Er wußte. Immer mehr begann ihm die Zweckmäßigkeit der neuen Anlagen einzuleuchten. Der flüssige Treibstoff, in gleichem Maße unentbehrlich für die Motoren der Flugzeuggeschwader und die Kesselfeuerungen der Kriegsschiffe, bildete infolge seiner leichten Brennbarkeit eine stete Gefahrenquelle. Eine einzige Granate konnte eine Feuersbrunst von ungeheuerlichen Ausmaßen hervorrufen. Durch die Anlage, deren Plan er hier vor sich hatte, war die Gefahr bis auf ein Mindestmaß verringert.
    Auch das Rätsel von Trenton fand hier seine natürliche Erklärung. Irgendeine gewöhnliche Rohrleitung hätte durch einen glücklichen Treffer der Angreifer leicht zerstört werden können. Den Riesenrohren Roddingtons vermochten auch die stärksten Fliegerbomben nichts anzuhaben. Der Plan war gut, das stand für Oburu jetzt außer jedem Zweifel. Befriedigt faltete er ihn zusammen; nicht weniger befriedigt ließ Collins das Paket Dollarnoten in seiner Brusttasche verschwinden. Für beide Parteien hatte sich das Geschäft gelohnt.
     
    Im Trenton-Werk war gerade der glutflüssige Stahl für das einhundertvierzigste Rohr in die Schleuderform gelaufen. Frank Dickinson saß in seinem Zimmer im Werk und hatte das Arbeitsprogramm vor sich. Nur zehn Rohre waren noch zu gießen und außerdem fünf eigenartige kugelförmige Hohlgußstücke, für die ihm Roddington die Zeichnungen vor einigen Wochen aus Davao geschickt hatte. In spätestens vierzehn Tagen würde das alles erledigt sein, und dann – Dickinson stützte den Kopf nachdenklich in die Hände – ja, dann würde es um die weitere Beschäftigung des Werkes schlecht bestellt sein. Die kleinen laufenden Aufträge der alten Kundschaft würden gewiß nach wie vor hereinkommen, aber sie reichten nicht annähernd hin, um die Leistungsfähigkeit des Werkes voll auszunutzen. Etwas Besonderes würde geschehen müssen, um neuen Absatz für das Werk zu schaffen.
    Während Dickinson noch überlegte, wurde ihm

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