Das stählerne Geheimnis
es sagte, hatte er sein Notizbuch herausgezogen und begann noch einmal zu rechnen.
»Aber es langt zum Schwimmen noch nicht«, wandte er sich danach an Roddington. »Dazu müßten die Holzmäntel noch dicker sein. So, wie sie jetzt sind, würden die Rohre im Wasser einfach wegsacken. Also …«
»Also«, beendigte Roddington den Satz, »hast du dich geirrt, Freddy, und die Rohre sollen gar nicht schwimmen.«
Kopfschüttelnd folgten O’Brien und MacLane seiner Aufforderung, mit ihm in die Gummifabrik zu gehen. Das erste, das sie beim Betreten der nächsten Halle erblickten, waren wieder einige der holzummantelten Rohre; in besonderen Vorrichtungen waren sie drehbar gelagert, und Dutzende von Arbeitern waren dabei, den Holzmänteln mittels Druckluftzerstäuber einen starken Kautschuküberzug zu geben.
Vor einem der Rohre blieben sie stehen. Der Überzug war hier eben vollendet, und schon eilten andere Werkleute hinzu. Breite Bandagen, die aus einem starken Teppichstoff zu bestehen schienen, legten sie fest um das Rohr. Ein Kabel, das von der Bandage ausging, wurde an eine Schalttafel angeschlossen.
MacLane sah, wie ein Strommesser auf der Tafel plötzlich tausend Ampere anzeigte.
»Bei Gott, James«, rief er in plötzlichem Verstehen aus, »das ist ein Rekord, du hast hier die größten Heizkissen der Welt.«
Roddington lachte. »Du hast nicht so ganz unrecht, Freddy. Im Prinzip kommt’s wirklich auf ein Heizkissen hinaus. Aber wir nennen die Dinger hier Vulkanisatoren. Es ist eine Erfindung von Doktor Wegener. Ein einfaches und erprobtes Mittel. Man legt die Asbestbandagen stramm um den Mantel, schaltet die in ihnen befindlichen Heizspulen ein. Es gibt eine Temperatur von hundertzwanzig Grad, und in einer halben Stunde ist der Kautschukbelag vulkanisiert.«
»Geniale Idee«, murmelte MacLane vor sich, »wenn ich nur den Zweck des ganzen Unternehmens begreifen könnte! Das bißchen Gummi macht die Rohre auch nicht schwimmfähig.«
»Aber es verhindert, daß das Holz naß wird, wenn … »Roddington schwieg, als ob er schon zuviel gesagt hätte.
Also ins Wasser will James doch mit den Rohren, dachte MacLane, aber er sprach den Gedanken nicht aus.
Der Rundgang durch das Werk war beendet. O’Brien wollte am Kai wieder in die Barkasse der »Vermont« steigen, als Roddington ihn noch einmal zurückhielt. Ernster als bisher waren seine Miene und Stimme, als er zu ihm sprach.
»Kapitän O’Brien, was in meinen Werken hier und in Tren con geschieht, soll nach seiner Vollendung der amerikanischen Union dienen. Als einem Offizier unserer Kriegsmarine habe ich Ihnen rückhaltlos alles gezeigt. Ich bitte Sie, ebenso rückhaltlos denjenigen Stellen, von denen Sie hierher geschickt sind, alles zu berichten, was Sie gesehen haben. Für die übrige Welt muß es vorläufig noch unbedingtes Geheimnis bleiben.«
O’Brien ergriff Roddingtons Hand. »Mein Wort als Offizier darauf. Ich werde nach Ihren Wünschen handeln.«
Auch MacLane verabschiedete sich mit einem Händedruck.
»Schade, alter Junge«, meinte er dabei lächelnd, »ich hätte dir so gern ein paar Dutzend Reporter auf den Hals geschickt. Doch nun sehe ich wohl ein, daß es nicht sein darf.«
»Aber zum Supper könntest du heute abend kommen, Freddy, wenn du dienstfrei bist.«
MacLane schüttelte den Kopf. »Unmöglich, James! Ich vermute, daß wir jetzt gleich nach Manila zurückgehen. Ein Flugzeug, das O’Brien und mich nach Washington bringen soll, steht dort bereit.«
Roddington sah ihn verwundert an. »Weswegen das, Freddy?«
»Deinetwegen, wenn du’s wissen willst. Ich glaube zu ahnen, James, was du vorhast. Soweit es an mir liegt, soll alles geschehen, um dir unsere Unterstützung zu verschaffen.«
Noch ein letzter Händedruck zwischen den beiden Jugendfreunden, dann stieß die Barkasse von der Kaimauer ab.
Oburu warf einen ungeduldigen Blick auf die Uhr.
»Wenn Ihr Mann pünktlich wäre, müßte er schon hier sein, Koami.«
»Ich kenne Collins seit längerer Zeit als pünktlich und zuverlässig, Herr Vicomte. Er wird sicher kommen. Es müssen heute zwingende Gründe für seine Verspätung vorliegen.«
Die Unterhaltung zwischen den beiden Japanern fand in der Wohnung Koamis in der Emerson Street in Washington statt. Vicomte Oburu hatte hier zum erstenmal eine persönliche Zusammenkunft mit Henry Collins verabredet, nachdem er früher bereits mehrfach durch die Vermittlung Koamis wertvolle Informationen von ihm erhalten hatte. Oburu
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