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Das stählerne Geheimnis

Titel: Das stählerne Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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A17 den Rammstoß führte und der U-Kreuzer leck nach unten ging. Nur ganz allmählich verschwammen die Umrisse des Bootes, während es tief und immer tiefer in dem kristallblauen Wasser versank.
    »Wie lange haben wir ihn sehen können?« fragte er Curtis, der mit gefurchter Stirn neben ihm stand.
    »Schwer zu sagen, Mr. Price. Es können fünfzig, können hundert und vielleicht noch mehr Meter gewesen sein. Aus unserer Höhe kann man die Dinge noch in großer Seetiefe erkennen. Ich will hoffen«, fuhr er nach kurzem Zögern fort, »daß dieser Rammstoß nicht wie der bekannte Funke im Pulverfaß wirkt.«
    Price hatte die letzten Worte von Curtis nur noch mit halbem Ohr gehört. Sein Blick hing an den Vorgängen auf der Flattform, und sein ganzes Interesse galt dem mächtigen Rohrstrang, dessen Umrisse sich vom Flugzeug aus auch bis zu einer beträchtlichen Tiefe unter Wasser erkennen ließen.
    Das Flugzeug hatte inzwischen den Liegeplatz der Werkflotte erreicht und schraubte sich in weiten Spiralen aus ihrer Höhe hinab. Noch tausend, jetzt nur noch fünfhundert Meter kreiste es über der Plattform, und Price nahm ein Glas zu Hilfe, um die Dinge besser betrachten zu können.
    »Alle Wetter, Curtis«, entfuhr es ihm dabei, »ein ganzer Kerl ist James Roddington doch – wenn er auch unheilbar verrückt ist. Das Stück soll ihm mal erst einer nachmachen. Können Sie es sehen? Sonst nehmen Sie mein Glas. Der Rohrstrang steht bei Gott frei auf dem Seegrund. Man kann es deutlich sehen. Die Trossen hängen schlaff an den Winden … Ich habe es nicht für möglich gehalten, Curtis. Darum flog ich mit Ihnen hierher, mit meinen eigenen Augen wollte ich es sehen.«
    Curtis gab ihm das Glas zurück.
    »Gesehen habe ich es auch, Mr. Price. Verstehen kann ich es auch jetzt noch nicht. Nach unsern zuverlässigen Nachrichten hat Roddington mehr als hundertfünfzig Rohre nach Davao bringen lassen. Einen Strang von mehr als fünfzehn Kilometer müßte das geben. An keiner Stelle des Weltmeeres findet man solche Tiefe.«
    Price hatte das Glas wieder an die Augen gesetzt.
    »Verrückt ist Roddingion! Rettungslos verrückt«, knurrte er, während er die Vorgänge auf der Plattform beobachtete, »aber seine Verrücktheit hat Format. Das muß man ihm lassen … Ah! Sehen Sie mal, Curtis! Was ist denn jetzt da unten los? Die Kolonnen auf der Plattform wimmeln ja plötzlich wie die Ameisen durcheinander. Donnerwetter, sehen Sie doch bloß, Curtis, jetzt schwärmen die da unten in acht Strahlen auseinander. Gut gedrillt hat Roddington seine Leute. Die Girls in einer Revue können es auch nicht besser machen, wenn sie auf der Bühne einen Stern bilden.«
    Price preßte das Glas fester an die Augen, während er weitersprach. »Dabei arbeiten die Jungen da unten wie die Teufel, ich kann es ganz deutlich sehen … nehmen Sie mal das Glas, Curtis.«
    »In der Tat, Mr. Price, Sie haben recht«, bestätigte ihm Direktor Curtis seine letzten Worte. »Jeder von den Kerlen – auf einige zweihundert schätze ich ihre Zahl – hat einen Schraubenschlüssel, sie liegen auf den Knien und hantieren wie die Wilden … Das sieht ja fast so aus, als ob sie die Plattform wieder in die acht Segmente zerlegen wollten, aus denen sie zusammengefügt wurde.«
    »Ausgeschlossen! Das halte ich für vollständig ausgeschlossen. Wie ich die Sache schätze, wird Roddington hier noch lange Zeit zu tun haben und die Plattform dabei nötig brauchen. Gerade jetzt sind hier die windstillen Monate. Es wäre töricht, wenn er seine Arbeiten unterbrechen wollte.«
    »Ihre Meinung in Ehren, Mr. Price. Aber da … da sehen Sie, daß ich doch recht hatte.«
    Price drückte das Gesicht gegen die große Spiegelscheibe des Flugzeuges und starrte wie gebannt auf das Schauspiel, das sich fünfhundert Meter tiefer seinen Blicken bot. Einer der acht großen Flugzeugträger setzte sich langsam in Bewegung. Zwei Spalten klafften an den Stellen, an denen eben noch zwei Kolonnen der Werkleute gearbeitet hatten. Die Spalten wurden immer breiter, und mit einem Segment der großen Plattform fuhr das Schiff aus dem Kreis heraus.
    Was hier geschah, wiederholte sich in den nächsten Minuten bei den andern Schiffen. Eins nach dem andern löste sich aus dem starren Gefüge, das sie, durch die Plattform miteinander verbunden, so manchen Tag gebildet hatten. Wie ein gelber Riesenpfahl ragte nur noch das Ende des Rohrstranges an der Stelle aus der See, wo eben noch Roddingtons Arbeitsbühne

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