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Das stählerne Geheimnis

Titel: Das stählerne Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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stand.
    »Was befürchten Sie, Doktor?« brach Roddington die lastende Stille. »Einen Sturm, einen Orkan, einen Taifun?«
    »Ich weiß es nicht, Mr. Roddington. Vielleicht das eine, vielleicht das andere – hoffentlich kein neues Seebeben. Es könnte alle unsere Hoffnungen zunichte machen.«
    »Ein Seebeben, Doktor? Neue Veränderungen in der Tiefe? Nach so kurzer Zeit? Halten Sie das für möglich?«
    Der Doktor zuckte die Achseln.
    »Möglich ist alles, Mr. Roddington. Es läßt sich nichts mit Sicherheit voraussagen. Der Seeboden in der großen Tiefe ist vielleicht noch nicht im Gleichgewicht. Es könnte sein, daß neue Verschiebungen auftreten, daß er sich wieder hebt. Wir müssen abwarten, was die nächsten Stunden bringen … und müssen hoffen, Roddington, daß unsere Stahlrohre auch solchen Beanspruchungen gewachsen sind.«
    In sattem Blau glänzten Meer und Himmel, als die Werkflotte ihren Arbeitsplatz verließ. Einem bleiernen Grau war inzwischen die Azurfarbe gewichen. Nicht eigentliche Wolken waren es, die den Farbenwechsel hervorbrachten, sondern ein nebliger Dunst, stark genug, die Kraft der Tropensonne zu brechen.
    Nur noch wie eine bleiche Scheibe stand sie am Firmament, eintönig grau war auch das Meer. Obwohl sich kein Lüftchen regte, kam doch ein hoher Seegang auf. Einzelne lange Wellen liefen von Osten her auf die Küste zu und brachten die »Blue Star« zum Schlingern.
    Immer sorgenvoller wurde das Gesicht Roddingtons, während die Jacht bald nach Backbord, bald nach Steuerbord schwer überholte. »Ich fürchte, Doktor Wegener«, begann er stockend, »das ist mehr als der Ausläufer eines fernen Sturmes. Das erinnert bedenklich …«
    Ein schwerer Brecher, der die »Blue Star« von links her traf und seinen Gischt über die Brücke ergoß, ließ ihn verstummen. Schwer legte sich die »Blue Star« unter dem Anprall nach Steuerbord über. So stark war die Neigung, daß der Doktor seine Instrumente festhalten mußte, um sie am Fallen zu hindern.
    Roddington wollte weitersprechen, eine Frage lag ihm auf den Lippen. »Ist es doch ein Seebeben?« wollte er sagen, als ihm die veränderte Miene des Doktors auffiel.
    »Das Schlimmste ist vorüber, Roddington! Das Barometer steigt wieder!« Fast triumphierend kamen die Worte aus seinem Munde.
    »War es ein Seebeben?« fragte Roddington.
    »Vielleicht, Mr. Roddington … wahrscheinlich sogar, aber jedenfalls kein schweres. Nicht zu vergleichen mit jenem Beben, das wir hier vor Monaten miterlebten. Sehen Sie«, er deutete auf die Skala des vor ihm liegenden Instruments, man kann es genau verfolgen, wie der Zeiger von Millimeter zu Millimeter läuft.«
    Er stand auf, ging auf die Brücke hinaus und blickte prüfend in die Weite.
    »Es klärt sich schon wieder auf, Mr. Roddington«, sagte er, als er in das Kartenhaus zurückkam. »Ich glaube, daß es nicht mehr nötig ist, mit der Flotte in den Hafen zu gehen. Sobald sich die See beruhigt hat, können wir zu unserm Arbeitsplatz zurückkehren.«
     
    Verwundert sahen Price und Curtis von ihrem Flugzeug aus, wie die Werkflotte ihre Fahrt verlangsamte, schließlich beidrehte und liegenblieb.
    »Verstehen Sie, Curtis, was jetzt wieder los ist?« fragte der Präsident.
    »Ich sehe nur, Mr. Price, daß Roddington sich mal wieder sehr plötzlich eines andern besonnen hat. Warum? Das mag der Teufel wissen. Seine Schiffchen rollen in der groben Dünung nicht schlecht durcheinander. Ich würde in seiner Lage schleunigst einen sicheren Hafen aufsuchen. Aber Sie haben es ja öfter als einmal gesagt, der Mann ist unheilbar verrückt … Sehen Sie, jetzt dreht die ›Blue Star‹ um und fährt denselben Weg zurück, den sie gekommen ist.«
    Direktor Curtis brauchte nicht weiterzusprechen, Price sah mit eigenen Augen das Manöver, das sich unter ihm vollzog. Die ganze Werkflotte, mehr als zwanzig Schiffe, wendete und fuhr denselben Kurs zurück, den sie gekommen war.
    Ein Funkspruch wies Hatama, Kyushu und Oburu an, das schnellste im Hafen von Babelthuap liegende Marineflugzeug zu nehmen und unverzüglich zur mündlichen Berichterstattung nach Tokio zu kommen. Mehrfache, viele Stunden währende Vernehmungen über den Unfall der »Karawa«, bei denen jedes einzelne Wort bedeutsam war, entwickelten sich aus dieser Berichterstattung.
     
    Admiral Yoritama hatte das Protokoll des letzten Verhörs vor sich liegen, als er eine neue Vernehmung begann.
    »Sie haben ausgesagt, Kapitänleutnant Hatama, daß das Periskop der

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