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Das stählerne Geheimnis

Titel: Das stählerne Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Trossen zu tragen. Den Rest der gewaltigen Last trug der Seeboden, in den der Strang nun bereits zweihundert Meter tief eingedrungen war.
    Das hundertdreiundfünfzigste Rohr kam an die Reihe, und noch einmal, zum letztenmal, gingen die Winden an, um Kabel auszulassen. Nur langsam sank die Riesenmasse tiefer. Noch fünfzig Meter, jetzt noch vierzig Meter ragte das letzte Rohr über den Wasserspiegel heraus, da wurden die gigantischen Trossen, die unter dem Riesengewicht so lange Stunden bis zum Brechen gespannt waren, plötzlich schlaff. Die Zeiger der Dynamometer sanken auf den Nullstrich zurück.
    »Hurra, Roddington! Der Strang steht!« schrie Dr. Wegener. Dann wurde es ihm schwarz vor Augen, erschöpft bis zum Niederbrechen ließ er sich taumelnd in einen Stuhl fallen. Die in der Nähe Stehenden hatten seine Worte gehört, und wie ein Lauffeuer gingen sie weiter von Mund zu Mund, bis aus zweihundert Kehlen ein donnerndes Hoch von der Plattform her über die See brauste.
    »Champagner her! Gebt unserm Doktor Sekt zu trinken!«
    Irgendeiner aus der Menge der Ingenieure und Werkleute hatte es gerufen, und wenige Augenblicke später war ein Steward mit dem Verlangten zur Stelle. Ein Pfropfen knallte. Der Wein schäumte ins Glas. Roddington drückte es Dr. Wegener an die Lippen. Einen tiefen Zug tat der und überwand die Ohnmacht, die ihn angewandelt hatte.
    »Das Rohr steht«, waren seine ersten Worte, als er wieder zu sich kam. Was er sagte, traf zu. Starr und unbeweglich stand der gewaltige, mehr als zwei geographische Meilen lange Strang aus eigener Kraft lotrecht an der tiefsten Stelle des Weltmeeres. Nur langsam noch und immer langsamer bohrte er sich weiter in den Grund, bis er nach Stunden zur völligen Ruhe kam. Da ragte seine oberes Ende noch zwanzig Meter über die See hinaus, zweihundertachtzig Meter tief war das untere in den Meeresboden eingedrungen.
    Der erste Akt des gewaltigen technischen Dramas, das James Roddington durch die Kraft seiner Millionen abrollen ließ, war zu Ende. Würden die folgenden ebenso glücklich verlaufen, wie er sie geplant, wie seine Gehilfen es erhofften? Das blieb die große, die brennende Frage, auf die erst die kommenden Wochen und Monate eine Antwort geben konnten.
     
    MacLane und Bancroft hatten Roddington zu seinem Erfolge beglückwünscht und waren dann an Bord von A 17 zurückgekehrt. Auch sie waren übernächtig und wie in leichtem Fieber, aber die innere Erregung ließ sie noch nicht an Ruhe denken. Auf dem Achterdeck trafen sie Kapitän Ferguson, den Kommandanten des Zerstörers, der von dort aus die Vorgänge auf der Plattform durch sein Glas verfolgt hatte.
    »Hallo, Ferguson! Haben Sie einen trinkbaren Sekt an Bord?« begrüßte ihn Bancroft.
    Ferguson lachte. »Unsere Messe führt eine gute Marke, Bancroft. Kommen Sie in meine Kabine, Gentlemen, wir wollen den Stoff versuchen. Die Stunde ist es wert.«
    Zu dritt saßen sie in der Kabine des Kommandanten und ließen die Pfropfen knallen, als Ferguson ein Funkspruch gebracht wurde. Er las ihn einmal und noch einmal und schob ihn dann Bancroft hin. Nach einem kurzen Blick darauf sagte der: »Derselbe kann’s nicht sein, Ferguson. Der Bursche hat von A 17 ein Ding abbekommen, daß ihm wohl die Lust zu weiteren Taten vergangen ist.«
    »Wenn es nicht derselbe ist, dann ist es eben ein anderer«, erwiderte Ferguson bedächtig. »Japan besitzt mehr als einen U-Kreuzer. Kommen Sie mit auf die Brücke. Wir wollen sehen, ob wir etwas finden.«
    Der Funkspruch, der diese Unterredung veranlaßte, kam von einem amerikanischen Flugzeug, das im Anflug auf Roddingtons Flotte begriffen war. Aus der großen Höhe hatte man von dort aus deutlich den Rumpf eines U-Kreuzers erkannt, der untergetaucht, nur wenige hundert Meter von A 17 entfernt, bewegungslos auf einer Stelle lag, und in der nicht grundlosen Vermutung, daß es sich um einen unerwünschten Zuschauer handeln könne, die Beobachtung an die amerikanischen Zerstörer gefunkt.
    Ferguson suchte die See in der angegebenen Richtung mit seinem Glas ab, und dann betätigte er den Maschinentelegrafen. Es waren die gleichen Kommandos, die er vor mehr als sechsunddreißig Stunden schon einmal gegeben hatte. Wie ein Pfeil brach A 17 plötzlich aus der Linie der anderen Zerstörer heraus und schoß auf irgend etwas Dunkles zu, das Ferguson durch sein scharfes Glas gesehen hatte.
    Wieder ein Rammstoß, doch diesmal traf er mehr als ein schwaches Periskop. So heftig war der Anprall,

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