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Das stählerne Geheimnis

Titel: Das stählerne Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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wir Tankanlagen von der Größe, wie sie Kapitän Craven fordert, brauchen.«
    »Unbedingt, Herr Staatssekretär!« Fast gleichzeitig kamen die Worte von den Lippen der beiden Admirale.
    »Kapitän Craven«, fuhr Harding fort, »wünscht die neuen Tankräume in den Hängen des Porphyrgebietes östlich von Manila anzulegen. Er schlägt vor, sie so tief in den gewachsenen Fels einzusprengen, daß auch die schwersten Fliegerbomben und Lufttorpedos ihnen nichts anhaben können. Die Füllung der Tanks und die Entnahme des Brennstoffs sollen nach seinem Plan durch unterirdisch verlegte Druckrohre erfolgen.«
    »Eine merkwürdige Duplizität der Ereignisse, die mir beim Durchlesen der Denkschrift sofort auffiel«, platzte Jefferson heraus.
    »Wieso das?« fragte der Staatssekretär.
    »Weil ich vor zwei Monaten einen ganz ähnlichen Plan entwarf und den japanischen Agenten in die Hände spielen ließ. Damals handelte es sich darum, den Gelben eine verständliche Verwendung von Roddingtons Rohren einzureden und sie über den wirklichen Zweck zu täuschen. Dabei kam ich auf die Idee von bombensicheren Rohrleitungen und weit in das Gebirge hineingeschobenen Tanks.«
    »Ist nicht gerade vorteilhaft, daß die Herrschaften in Tokio auf diese Weise von dem Plan Kenntnis erhielten«, warf Burrage ein.
    »Mögen sie es wissen oder nicht«, sprach Harding weiter.
    »Die Anlagen müssen so durchaus unangreifbar gebaut werden, daß sie vor jeder Beschädigung durch feindliche Gewalt gesichert sind. Übrigens ist die Frage noch offen, wo wir sie hinstellen werden. Es wird davon abhängen, ob und wo wir auf den Inseln Erdöl finden.«
    Admiral Burrage zog ein bedenkliches Gesicht.
    »Ich befürchte, Exzellenz, daß die Japaner uns keine Zeit lassen werden, das Ergebnis neuer Bohrungen abzuwarten. Wir müssen damit rechnen, daß es im Pazifik schon in absehbarer Zeit zu einem Konflikt kommt.«
    »Davon ist keine Rede, Admiral Burrage«, fiel ihm der Staatssekretär ins Wort. »Ich verlange nur noch drei Monate. Innerhalb dieser Frist werden wir wissen, ob es auf den Philippinen Erdöl gibt oder nicht.«
    »Wir sollten trotz alledem sofort mit dem Bau der Tanks bei Manila beginnen«, schlug Burrage vor. »Dort müssen sie ja auf jeden Fall angelegt werden. Jeder Aufschub kann verhängnisvoll werden.«
    »Ich kann Ihrer Auffassung nicht so ohne weiteres beipflichten«, erwiderte Harding. »Setzen Sie einmal den Fall, es würden mächtige Brennstoffquellen im südlichen Teil von Mindanao erbohrt, dann wäre es meiner Meinung nach verfehlt, die Tankanlagen tausend Kilometer nördlich davon auf Luzon zu errichten.«
    »Und Manila? Unser Kriegshafen, unsere stärkste Seefestung auf den Inseln? Soll es ohne Brennstoffversorgung bleiben?«
    »Es wäre vielleicht möglich, meine Herren, daß die Union einen neuen Flottenstützpunkt mit noch viel stärkeren Befestigungen auf den Inseln anlegt, um den für unsere Wehrmacht unentbehrlichen Brennstoff in nächster Nähe und unter sicherem Schutz zu haben. Das alles wird sich im Laufe der nächsten zwölf Wochen erweisen.«
     
    In mehr als nachdenklicher Stimmung verließen die beiden Admirale das Marineamt.
    »Haben Sie begriffen, was Harding eigentlich meinte?« fragte Burrage Jefferson. »Mir waren seine letzten Worte so dunkel wie ein delphisches Orakel.«
    Jefferson ließ sich Zeit mit der Antwort. Erst nach einer nochmaligen Aufforderung entschloß er sich dazu. »Entweder, Burrage, erlebt die Welt im Laufe der nächsten zwölf Wochen eine ungeheure Überraschung, oder ein amerikanischer Bürger erfährt die größte Enttäuschung seines Lebens. Das war es wohl, was der Staatssekretär im Sinne hatte.«
    »Wollen Sie mich zum besten haben, Jefferson?« rief Burrage ärgerlich. »Ihre Worte sind ja noch zehnmal dunkler als die von Harding.«
    Jefferson zuckte die Achseln. »Ich möchte Ihnen nicht etwas sagen, Burrage, das vielleicht nicht zutrifft. Es ist nur eine Vermutung von mir … die mir freilich immer wahrscheinlicher wird, je länger ich sie überdenke. In zwölf Wochen werden wir Gewißheit haben.«
    Sie hatten inzwischen den Garfield-Platz erreicht. Mit einem Ruck blieb Admiral Burrage stehen und sagte verdrießlich:
    »Mein Weg geht links ab. Grüßen Sie das Orakel von Delphi von mir, wenn Sie ihm zufällig begegnen sollten.«
    »Auf Wiedersehen, Burrage«, lachte Jefferson ihm nach, »warten Sie nur die zwölf Wochen ab.«
    »Der Strang steht noch, Doktor Wegener!«
    Roddington

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