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Das Steinbett

Das Steinbett

Titel: Das Steinbett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Eriksson
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stand vor großen Veränderungen und sollte expandieren. Vielleicht hatte es Differenzen über den zukünftigen Kurs gegeben? Doch warum Josefin und Emily?
    Hatte Cederén den Druck nicht mehr ausgehalten, privat und auf der Arbeit, und war geistig so verwirrt gewesen, daß er seine eigene Familie tötete?
    Lindell gönnte sich eine halbe Stunde in der Konditorei. Eine ältere Frau rollte mit einer Gehhilfe herein, und das Personal servierte ihr Kaffee und ein großes Krabbensandwich. Die Frau mochte Probleme mit dem Gehen haben, aber es machte ihr definitiv keine Mühe zu essen. Binnen weniger Minuten war das Sandwich spurlos verschwunden. Lindell verfolgte fasziniert die kurze Mahlzeit und brach anschließend auf. Die Frau verbarg ein Rülpsen hinter ihrer Serviette, und Lindell lächelte sie an.
     
    Sammy Nilsson, Beatrice und Wende saßen bei Ottosson.
    »Wir haben versucht dich zu erreichen«, meinte er.
    »Ich habe nachgedacht«, erwiderte Lindell und setzte sich.
    Beatrice beobachtete sie von der Seite. Lindell spürte den Blick, er behagte ihr nicht.
    »Wir glauben, daß es Unregelmäßigkeiten in MedForsks Buchführung gibt«, begann Sammy Nilsson. »Molin hat ein paar merkwürdige Dinge gefunden. Es sieht ganz danach aus, daß sie Geld nach Spanien geschafft haben, ohne es in Schweden zu versteuern.«
    »Um wieviel Geld geht es?«
    »Drei Millionen, glauben wir, es könnte auch mehr sein.«
    »Habt ihr schon mit den Leuten von der Wikri gesprochen?«
    Sammy Nilsson schüttelte den Kopf.
    »Darüber hinaus sind wir auf eine mysteriöse Transaktion mit einem Unternehmen auf einer Insel, die als Steuerparadies bekannt ist, gestoßen.«
    »Soso«, sagte Lindell seufzend. Finanzen waren nicht ihre Stärke. Es gab zu viele technische Details, zu viele Zahlen. Sie hatte schon Probleme, ihre Gehaltsabrechnung zu verstehen.
    »Wir bitten Molin um eine kurze Aufstellung«, entschied Ottosson, »dann werden wir sehen, was wir damit anfangen können. Gut möglich, daß es gar nichts mit der Fahrerflucht zu tun hat.«
    »Molin faßt sich niemals kurz«, meinte Beatrice.
    Lindell schwieg. Sie wollte nicht in Wirtschaftsermittlungen hineingezogen werden, darum konnte sich das Kommissariat für Wirtschaftskriminalität kümmern.
    »Könnten wir nicht Bosse Wanning von der Wikri hinzuziehen?«
    Ottossons Frage stand im Raum.
    »Er drückt sich wenigstens so aus, daß man versteht, worum es geht«, versuchte der Kommissariatsleiter noch einmal, sie zu einer Reaktion zu bewegen.
    Lindell nickte.
    »Wir hetzen Bosse und Molin aufeinander und schauen, was dabei herauskommt.«
    Sie machte eine kurze Pause und sah auf die Wanduhr. Sie wollte duschen. Sie wollte wieder essen. Sie wollte schlafen. Sie wollte Edvard anrufen. Alles war besser, als in einem verschwitzten T-Shirt in diesem ungelüfteten und stickigen Raum zu sitzen und das Gefühl zu haben, bei allem immer nur hinterherzuhinken.
    »Gibt es eigentlich etwas Neues von Cederén?« fragte sie.
    »Nichts«, antwortete Sammy Nilsson, »und dabei hat sich das ganze Haus mächtig ins Zeug gelegt.«
    »Er versteckt sich irgendwo«, sagte Beatrice mit einer Schärfe in der Stimme, die man von ihr nicht gewohnt war.
     
    Ann Lindell verließ kurz nach sieben das Polizeipräsidium und beschloß, zum Einkaufen am Vaksala Torg vorbeizufahren.
    Wie so oft, wenn sie lange und intensiv gearbeitet hatte und anschließend in eine ganz alltägliche Umgebung gelangte, kam ihr dort alles unwirklich vor. Die Verkaufsregale im ICA-Markt mit ihren Konserven, Haferflocken und der Reformkost wirkten ebenso befremdend wie die Kunden, die ihre Einkaufswagen durch die Gänge schoben, über die Zutaten zum Abendessen sprachen und ihre Kinder ermahnten.
    Lindell lief lustlos durch die Regalreihen. Ein unbestimmtes, mit Gleichgültigkeit vermischtes Hungergefühl ließ sie mehrere Runden drehen, ohne daß ihr klarer wurde, was sie eigentlich einkaufen wollte.
    Schließlich entschied sie sich für etwas geräucherten Lachs, Blauschimmelkäse, frische Nudeln, vier Riegel Dajm, ein paar Büchsen Pizzatomaten und Pulverkaffee. Danach verließen sie endgültig Phantasie und Kraft, und sie trat mit dem unguten Gefühl, nichts Anständiges eingekauft zu haben, aus dem Geschäft.
    Als sie die Tüte auf dem Rücksitz verstaut hatte, war sie ganz niedergedrückt. War das etwa schon alles? Regungslos blieb sie am Auto stehen, eine Hand auf das sonnenwarme Wagendach gelegt, die andere schlapp am Körper

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