Das Steinbett
und zeichnete ein Streifenmuster in den Staub auf dem Fußboden. Sie schwor sich, in der ganzen Wohnung zu saugen, die Küche zu putzen und den Balkon aufzuräumen, damit sie endlich Platz hatte, dort ihre Gartenmöbel aufzustellen, falls Edvard gleich an den Apparat käme und sie treffen wollte.
Sie kehrte in die Küche zurück, nahm noch einen Schluck Wein und langte nach dem Telefon. Als sie die Nummer wählte, wurde ihr klar, daß sie in den letzten zwei Stunden kein einziges Mal an Sven-Erik Cederén gedacht hatte.
Edvard hob nach dem zweiten Klingeln ab, und Ann Lindell griff nach ihrem Glas, aber es war leer.
11
Jack Mortensen sonnte sich im Licht der Abendsonne. Grillgeruch lag schwer über Kåbo. Sein Nachbar, der hinter der dichten Eisbeerenhecke allerdings nicht zu sehen war, feierte ein Fest, das mit fortschreitender Stunde immer lauter wurde.
Er lehnte den Kopf an die rauhe Hauswand. Der Anruf aus Malaga beunruhigte ihn mehr als alles andere. Der Landkauf in der Karibik hatte das Faß zum Überlaufen gebracht, die Spanier hatten die Geduld verloren. Daß Cederéns Familie ausgelöscht worden und er selber verschwunden war, schien sie dagegen kaum zu bedrücken. Tatsächlich klang de Soto beinahe ein wenig erleichtert. Auf der anderen Seite hatte er mit Sven-Erik nie besonders gut zusammengearbeitet, und Josefin kannte er nicht, ganz zu schweigen von Emily.
Doch, Moment, waren sie sich nicht einmal begegnet? Vor drei Jahren, hier im Garten, als sie Cabolem erfolgreich auf dem Markt eingeführt hatten. Die Gewinne investierten sie jetzt in das Parkinsonprojekt.
Damals hatten sie gefeiert. Er selber hatte sich beim Trinken zurückgehalten, schließlich war er der Gastgeber gewesen, aber seine Gäste hatten dafür um so heftiger zugelangt. Er erinnerte sich noch, wie de Soto und seine Begleiterin die ganze Zeit über getrunken und geknutscht hatten, bis sie am Ende gemeinsam in der Hollywoodschaukel gelandet waren. Es hieß immer, die Schweden hätten sich nicht in der Gewalt, aber die Spanier waren noch eine ganze Ecke schlimmer gewesen. Eine von ihnen, die blonde Baskin, die sich mit ihm über die ETA unterhalten hatte, badete in voller Montur im Swimmingpool, und ein anderer Spanier, der Leiter von Labor 2, war bereits eine Stunde nach Beginn des Festes nicht mehr ansprechbar.
Mortensen hatte sich geschämt. Am nächsten Tag war er einem seiner Nachbarn begegnet, den man in der Gegend gemeinhin den Professor nannte, obwohl er nur Privatdozent war, und der Mann hatte eine Bemerkung über nächtliche Ruhestörung und Geschrei fallenlassen. Mortensen hatte sich bei ihm entschuldigt, schämte sich seitdem jedoch immer, wenn sie sich auf der Straße begegneten.
Obwohl der Polizist, der die Geschäftsunterlagen des Unternehmens durchgegangen war, ein wenig jung und unbeholfen wirkte, war sich Mortensen sicher, daß er die Transaktion vom letzten Dezember entdecken würde. Sie war keine gute Idee gewesen. Er hatte sich anfangs dagegen gesträubt, obwohl er die finanziellen und praktischen Vorteile sah, drei Tage vor Weihnachten aber doch noch eingewilligt. Das war zu spät gewesen, wie ihm inzwischen klar war, die Operation hätte sich effektiver vertuschen lassen, wenn er früher agiert hätte.
Die Spanier rasten vor Wut, aber Mortensen hatte sie beruhigt. Die schwedische Kriminalpolizei sei überlastet, und es fehle ihr an den nötigen Ressourcen und dem erforderlichen Wissen, hatte er behauptet. Es würde lange dauern, bis die Millionen ans Licht kamen, und ein geschickter Wirtschaftsjurist würde das ganze Verfahren ewige Zeiten in der Schwebe halten können. Vielleicht war es sogar möglich, das Ganze als eine Unbedachtheit darzustellen, deren einziges Ziel es gewesen war, die Expansionsmöglichkeiten des Unternehmens zu stärken. Sie konnten jederzeit auf ihre eigene Unprofessionalität verweisen, daß sie von der medizinischen Forschung zu sehr in Anspruch genommen würden und nicht wissentlich gegen das Gesetz verstoßen hätten.
Schlimmer waren die Ereignisse in Uppsala-Näs, der Grundstückskauf und Cederéns Verschwinden. Die Polizei würde nicht so schnell lockerlassen. Er dachte an Lindells Besuch. Sie war clever und schien ihm zugleich sonderbar abwesend zu sein. Würde es ihr gelingen, Gabriella aufzuspüren?
Auf der anderen Seite wußte Gabriella nichts, was dem Ansehen von MedForsk schaden könnte, es sei denn, Sven-Erik hätte mit ihr über die Firma gesprochen. Das war durchaus
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