Das Steinbett
war sie sogar eingeschlafen. Haver nahm Rebeckas Hand und drückte sie leicht. Das Schlafzimmer lag im Halbdunkel, die Rolläden waren heruntergelassen, und nur eine Nachttischlampe brannte.
»Gute Besserung«, sagte er, bückte sich und küßte seine Tochter in den Nacken. Das flaumige, aber dunkle und kräftige Haar, das sie von ihrer Mutter geerbt hatte, kitzelte ihn unter der Nase. Er atmete den leicht süßlichen Babygeruch ein, und eine Welle des Glücks durchströmte ihn.
Er verließ Valsätra kurz nach halb acht. Ihm war eine Idee gekommen. Wie sie die Restaurants überprüft hatten, in denen Cederén regelmäßig verkehrte, konnten sie auch die Tankstellen abklappern.
Während er zum Polizeipräsidium fuhr, versuchte er sich diesen Cederén vorzustellen. Die Fotos, die sie in der Villa gefunden hatten, zeigten einen Mann in seinem Alter, nicht auffallend gutaussehend, jedenfalls nicht in Beatrices Augen, aber sie stand den meisten Männern kritisch gegenüber. Kurze Haare, braungebrannt und in guter körperlicher Verfassung. Haver fand, daß er dem Makler ähnelte, bei dem sie ihr Haus gekauft hatten. Einer von so vielen Fünfunddreißigjährigen, die allmählich in die Jahre kamen und den körperlichen Verfall mit Haargel, zwei Trainingseinheiten pro Woche, eventuell etwas Golf und einer Sicherheit in der Körperhaltung, die nicht immer ihrer inneren Verfassung entsprach, kompensieren wollten.
Haver war alle Papiere und Dokumente durchgegangen, die Cederén betrafen, ohne das Foto mit Leben füllen zu können. Der Mann blieb zu anonym, zu glatt, zu sehr auf seinen Beruf und die Forschung konzentriert. Nicht einmal die Urlaubsbilder, in denen sie geblättert hatten, enthüllten andere Seiten von ihm.
Auf dem Golfplatz in Bälinge hatte Haver ein paar von Cederéns Bekannten getroffen. Ausnahmslos hatten sie betont, Cederén sei nett und aufgeschlossen, ohne deshalb besonders gesellig zu sein. Er war freundlich, aber nicht offen, und redete selten oder nie über sein Privatleben.
Er war ein hervorragender Golfspieler, entschlossen, zielstrebig, ohne große Gesten. Er spielte ruhig und methodisch. In seinem Club war er sehr beliebt, ein Mann, auf den man sich verlassen konnte, und die treibende Kraft beim Aufforstungsprojekt und in der Jugendarbeit. Die anderen Clubmitglieder spielten gerne eine Runde mit Sven-Erik Cederén. Er übertrug seine eigene Ruhe auf seine Umgebung, wie ein Clubmitglied es ausdrückte.
Außer der Tatsache, daß er wahrscheinlich seine Frau betrog, gab es nichts Widersprüchliches an ihm. Alle, die Haver auf dem Golfplatz darauf angesprochen hatte, wiesen den Gedanken an eine Geliebte als völlig absurd zurück. Die meisten kannten Josefin Cederén, wenn auch nicht besonders gut, und charakterisierten die Beziehung der beiden als stabil oder sogar glücklich.
Haver fuhr am Schwanenteich vorbei und warf einen sehnsuchtsvollen Blick in die Konditorei Fågelsången. Vielleicht sollte er Lindell einmal dorthin auf eine Tasse Kaffee und ein Vanilleteilchen einladen. Sie hockte doch so gerne in Cafés. Nein, keine Vanilleteilchen, die waren für Rebecka und ihn reserviert. Das Vanillespiel war ihr kleines Geheimnis.
Die Liste mit Cederéns Kartenzahlungen bei Hydrotankstellen war nicht besonders lang. Wahrscheinlich tankte er auch noch anderswo. Die meisten aufgeführten Posten waren mit Klangs gränd gekennzeichnet, was nicht anders zu erwarten gewesen war. Ansonsten hatte er etwa fünfmal am Råbyvägen und an der E4 sowie ein halbes Dutzend Mal am Öregrundsvägen getankt.
Haver studierte die Liste und begriff, daß er damit vielleicht nicht sehr weit kommen würde. Wahrscheinlich hatte er sich meistens völlig anonym an einer automatischen Tanksäule bedient. Die Chancen, daß sich jemand an Cederén und eine eventuelle Begleiterin erinnern würde, standen praktisch bei Null, aber auf der anderen Seite hatten sie auch kaum andere Anhaltspunkte.
Die Tankstelle am Öregrundsvägen war vielleicht die einzige, die aus dem Rahmen fiel. Aus welchem Grund konnte er in dieser Gegend unterwegs sein? Hatte er dort dienstlich zu tun? Wohl kaum. MedForsk hatte an dieser Straße keine Einrichtungen. Ein Sommerhaus besaß er nicht. Vielleicht Bekannte, die er besuchte?
Haver zog das Telefon zu sich heran und wählte die Nummer von MedForsk. Sofi Rönn ging an den Apparat. Haver fragte sie, warum Cederén so oft den Öregrundsvägen genommen haben könnte. Sie hatte keine Ahnung und
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