Das Steinbett
ruhig.
»Das geht nicht so einfach«, antwortete der Chef der Sicherheitspolizei und wurde auf einmal ganz vorsichtig. Er redete um den heißen Brei herum, sprach von Integrität und undichten Stellen. Es wurde eine langer Vortrag.
»Wir brauchen die Namen«, unterbrach Ottosson ihn.
»Das kapierst du doch wohl?«
Frisks Gesicht nahm einen abweisenden Ausdruck an, der sich mit einer gehörigen Portion schlecht verborgenen Entzückens mischte.
»Wir könnten zusammenarbeiten«, sagte er, als wäre dies ein Zugeständnis von historischem Ausmaß.
»Bockmist«, bellte Ottosson zur Verblüffung der übrigen Anwesenden. Es war sonst nicht seine Art, laut zu werden.
»Wir brauchen die Namen, so einfach ist das. Und falls du glauben solltest, daß es in unserem Kommissariat undichte Stellen gibt, bist du auf dem Holzweg.«
Frisk sah beleidigt aus. »Ich werde sehen, was ich tun kann«, erwiderte er kurz angebunden.
»Rück erst einmal eine Liste vom sogenannten harten Kern dieser Tierschutztypen heraus, dann fangen wir bei denen an. Wir wollen die Namen noch heute abend vorliegen haben.«
Lindell grinste innerlich. Manchmal versetzte Ottosson seine Umgebung in Erstaunen. Deshalb war er als Chef auch so beliebt.
Frisk stand auf. Ottosson ebenfalls. Wie zwei Kampfhähne standen sie sich, nur durch den Tisch getrennt, gegenüber. Als Frisk den Raum verlassen hatte, nahm Ottosson die Verpackung mit den Pommesfrites und die klebrigen Blätter vom Tisch und schmiß alles in den Papierkorb.
»Der Kerl verbreitet nur Müll«, sagte er.
»Okay«, meinte Sammy Nilsson, »lassen wir das erst einmal. Hast du Mortensen erreicht?«
»Habe ich, er ist unterwegs. Er war in seinem Sommerhaus in den Schären, aber er hat sich unverzüglich ins Auto gesetzt. Er war ganz offensichtlich erschüttert. Ich habe ihn nach den Affen gefragt, aber er wollte sich nicht dazu äußern.«
»Kommt er hierher?«
Lindell sah auf die Wanduhr, halb neun. »Ungefähr in einer halben Stunde«, erwiderte sie.
»Du siehst müde aus«, meinte Ottosson. »War das Mittsommerwochenende so anstrengend?« Seine Wut war wie weggeblasen.
Lindell lächelte und schüttelte den Kopf. »Ich hatte Hunger, aber mir ist der Appetit vergangen«, sagte sie.
»Sammy geht Frisks Liste durch, und du übernimmst Mortensen. Ich fahre jetzt nach Hause. Meiner Frau geht es nicht besonders. Sie hat sich eine richtige Sommergrippe eingefangen. Ist das okay? Ich komme später wieder zurück.«
»Völlig okay«, sagte Sammy Nilsson.
Der Geschäftsführer von MedForsk war braungebrannt, aber das war das einzige Zeichen von Gesundheit an ihm. Er sah gequält aus. Er setzte sich in Lindells Büro und sah sich ängstlich um, so als wäre er in einer Folterkammer gelandet. Lindell holte Kaffee, es war bestimmt ihre siebte Tasse heute, und nahm am Schreibtisch Platz.
»Üble Geschichte«, begann sie. »Möchten Sie Zucker?«
Mortensen schüttelte den Kopf und machte keine Anstalten, nach der Tasse zu greifen. Man hätte meinen können, er habe sie gar nicht gesehen.
»Affen«, sagte Lindell. »Haben Sie welche?«
Mortensen zuckte zusammen. Er versuchte zu lächeln, was ihm aber gründlich mißlang. Endlich griff er nach seinem Kaffee und hob die Tasse an den Mund, wobei er Lindell nervös ansah. Sie wartete ab.
»Praktisch alle, die die Parkinsonsche Krankheit erforschen, sind auf Tierversuche angewiesen«, erwiderte er, nachdem er die Tasse wieder abgestellt hatte.
»Das heißt …«, sagte Lindell.
»Wir haben Versuche an Affen durchgeführt.«
»Illegale, haben diese Tierschützer im Fernsehen gesagt. Stimmt das?«
»Das sind alles genehmigte Versuche gewesen. Wir haben mehrere Versuchsreihen durchgeführt. Alle benutzen Affen in der Forschung. Das ist nichts Ungewöhnliches. Diese Leute wissen nicht, wovon sie reden. Sie haben noch nie jemanden gesehen, der an Parkinson leidet. Sie sind nur darauf aus, Aufmerksamkeit zu erregen.«
»Wo befinden sich diese Affen?«
»Das ist unterschiedlich«, sagte Mortensen. »Unter anderem in Ultuna.«
»An der Landwirtschaftlichen Fakultät?«
»Ja, genau. Dort gibt es lückenlose Kontrollen.«
»Wer führt diese Kontrollen durch?«
»Das machen unabhängige Veterinäre. Es gibt eine Organisation für diese Aufgabe.«
»Dann ist die Kritik der Tierschützer also völlig aus der Luft gegriffen?«
»Ja, natürlich«, antwortete Mortensen energisch.
Er hatte wieder etwas Mut gefaßt und trank noch einen Schluck
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