Das Steinbett
Stellen Sperren errichtet. Eine spezielle Eingreiftruppe war im Einsatz.
»Gibt es eine Kopie von der Sendung?«
»Ja, wir können sie laufen lassen. Möchten Sie sie sehen?«
»Wie heißen Sie?«
»Anders Moss.«
»Okay, hören Sie mir jetzt bitte gut zu. Ich verstehe, daß Sie geschockt sind, aber versuchen Sie sich bitte an die Täter zu erinnern. Wie viele waren es? Gab es etwas Auffälliges an ihrer Kleidung, an ihren Stimmen? Haben sie Dialekt gesprochen oder mit einem ausländischen Akzent?«
»Sie haben alle normales Schwedisch gesprochen«, erwiderte Moss. »Sie waren jung, zwischen zwanzig und fünfundzwanzig.«
»Wie viele waren es?«
»Fünf oder sechs. Es war so ein Durcheinander.«
Ola Haver sah Moss an, der trotz allem einigermaßen gefaßt schien. Mach jetzt bloß alles richtig, dachte Haver.
Die Sanitäter hatten Calle Friesmans Nacken mit einer Manschette gesichert und betteten ihn nun vorsichtig auf eine Spezialtrage. Friesman hielt die Augen geschlossen. Behutsam wurde er hochgehoben und durch die schmale Tür auf die Rampe hinausgetragen. Dort herrschte Totenstille. Alle betrachteten Friesmans bleiches Gesicht. Jemand weinte. Es war die Politikerin der Volkspartei.
»Waren sie bewaffnet?« fragte Berglund.
Die Fernsehleute sahen sich an. Jeder suchte die Antwort in den Gesichtern der anderen.
»Ich glaube nicht«, meinte der Tontechniker schließlich.
»Ich habe keine Waffen gesehen.«
Einige andere schüttelten ebenfalls den Kopf.
»Sie hatten aber eine Bombe«, fuhr der Tontechniker fort.
»Eine Bombe.«
»Ja, das haben sie jedenfalls behauptet. Sie wollten sie hochgehen lassen, wenn wir nicht getan hätten, was sie uns sagten.«
»Haben Sie die Bombe gesehen?«
»Nein, sie lag in einer Tasche. Mit einer Zündschnur …«
»Beschreiben Sie die Tasche.«
»Sie war braun, mit Griff. Mein Vater hatte früher die gleiche. So eine, in der man den Henkelmann und die Thermoskanne dabei hatte.«
Haver nickte. Sein Vater hatte auch eine solche Tasche besessen.
»Aber sichtbar trugen sie keine Waffen?«
»Nein«, antwortete Moss.
»Wie sind sie hereingekommen?« fragte Berglund.
Moss zeigte auf die Tür.
»Sie haben mich reingelegt«, sagte Anna Brink. »Ein junges Mädchen stand mit blutverschmiertem Gesicht davor. Ich dachte, sie wäre verletzt.«
»Niemand macht dir einen Vorwurf, weil du aufgemacht hast«, sagte Moss.
»Wenn ich Sie richtig verstehe, war es also kein Blut?«
Anna Brink nickte.
»Sie zog sich dann sofort eine Mütze über den Kopf. Ich konnte nur sehen, daß sie blond war. Ich begleite Calle«, sagte sie plötzlich und verließ den Raum.
Der Krankenwagen verschwand, weitere Streifenwagen trafen ein. Hundeführer und Polizisten mit schußsicheren Westen und Maschinenpistolen standen in einer Gruppe zusammen und erhielten Instruktionen von Ärnlund, ihrem Chef.
Haver erblickte Lindell auf dem asphaltierten Hof. Er stieg von der Rampe und ging ihr entgegen.
»MedForsk?« war das erste, was sie sagte.
»Genau. Die wird man so leicht nicht wieder los.«
»Gibt es eine Verbindung zu unserem Fall?«
»Es ging um Affen, um Tierversuche. Bei den Tätern scheint es sich um militante Tierschützer zu handeln.«
»Haben sie mit Waffengewalt gedroht?«
»Nein, aber angeblich hatten sie eine Bombe dabei. Ansonsten scheinen es ziemlich brave Terroristen gewesen zu sein; das Personal ist natürlich geschockt.«
»Ist die Bombe noch da?«
Haver mußte grinsen.
»Glaubst du, dann würden wir hier stehen?«
Lindell sah zu den Mitarbeitern des Fernsehsenders hinüber. Einige rauchten, ein Mann hielt eine weinende Frau im Arm.
»Sie brauchen Hilfe«, sagte sie.
»Soweit ich weiß, ist die schon unterwegs«, erwiderte Haver.
»Ich rufe Jack Mortensen an. Wir müssen ihn kommen lassen und ihm das Band vorspielen, dann werden wir ja sehen, wie er darauf reagiert.«
Der Übertragungswagen von Radio Uppland näherte sich. Schon bald würden wohl weitere Medienvertreter vor Ort sein. Ein Fernsehstudio während einer Livesendung zu besetzen war etwas Neues, und daß die Opfer auch Journalisten waren, würde ihre Kollegen bestimmt zusätzlich motivieren.
Haver informierte Lindell darüber, was er bei seinem kurzen Gespräch mit dem Personal erfahren hatte.
»Wir lassen Berglund, Wende und Beatrice die ersten Vernehmungen durchführen. Ist jemand verletzt? Ich bin einem Krankenwagen begegnet.«
»Einer der Journalisten hat eine Rückenverletzung. Er ist
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