Das Steinbett
möglicherweise gelähmt.«
»Oh, verdammt«, sagte Lindell mit Nachdruck. »Ich rede auf der Stelle mit der Sicherheitspolizei. Die führen bestimmt ein umfangreiches Register über militante Tierschützer.«
»Und was ist mit MedForsk?«
Seit die Nachricht von dem Überfall Lindell erreicht hatte, grübelte sie. Konnten diese militanten Tierschützer auch Josefin und Emily überfahren haben?
»Ich weiß nicht«, meinte Haver. »Leute zu überfahren ist eine Sache, und Tierschützer zu sein eine andere. Die scheinen hier nicht besonders gewalttätig vorgegangen zu sein. Sie waren nicht bewaffnet, und die Verletzung entstand auch eher durch einen Unfall, als an der Treppe zwei Männer mehr oder weniger zusammengestoßen sind.«
»Aber gibt es womöglich eine Verbindung zwischen Cederén, den Affen und den Tierschützern?«
»Das ist eine gute Frage«, lächelte Haver.
»Wie gesagt, ich rufe Mortensen an. Ich glaube, ich bestelle ihn ins Präsidium. Vorher rede ich noch mit der Sicherheitspolizei.«
»Ich bleibe noch hier. Vielleicht finden die Hunde ja was.«
Auf dem Hof herrschte reges Treiben. Ein paar Streifenpolizisten waren damit beschäftigt, das Gelände abzusperren.
Ryde und ein Kollege von der Spurensicherung tuckerten in Rydes altem Auto heran.
Lindell fuhr zum Polizeipräsidium zurück. Sie lächelte, als sie an den Chef der Sicherheitspolizei dachte. Er würde wohl in Hochform sein. Endlich würde das mühsame Zusammentragen von Informationen zu etwas nütze sein, endlich würden sie ein wenig glänzen dürfen, nicht zuletzt vor den Kollegen. Im Präsidium machten sich viele lustig über die Sicherheitspolizei. Jetzt durften auch sie einmal Beifall ernten.
Lindell fühlte sich nicht besonders gut, obwohl das Wochenende mit Edvard ihre Erwartungen erfüllt hatte. Er war ungewöhnlich offen und freimütig gewesen. Sie hatten sich geliebt, waren spazierengegangen, hatten auf der Wiese gelegen und in die Wolken geschaut, sich wieder geliebt. Sie hatten ein wenig über die Zukunft gesprochen und angedeutet, daß es vielleicht eine gemeinsame werden könnte. Edvard hatte gesagt, daß er in die Stadt oder wenigstens etwas heran ziehen könnte, und sie selber hatte geantwortet, daß in Östhammar und Tierp immer Leute gebraucht wurden. Die Arbeit war nicht alles oder sollte es zumindest nicht sein. Dennoch war ihr unbehaglich zumute. Irgend etwas stimmte nicht mit ihr.
Frisk, der Chef der Sicherheitspolizei, war wie erwartet ganz in seinem Element, als er am Abend des 26. Juni gemeinsam mit Lindell, Sammy Nilsson, dem Leiter des Führungs- und Lagedienstes und Ottosson den Fall durchging. Er schob sich einen Cheeseburger mit Pommesfrites in den Mund und erläuterte dabei wortreich die vorhandenen Register über Veganer, Tierschützer und andere Feinde der Weltordnung. Frisk schmatzte und lächelte wölfisch. Lindell hatte im Grunde nichts gegen ihn, aber ihr wurde ein wenig übel, wenn sie sein eifriges Kauen sah.
»Wir haben ein ganz gutes Bild von der Lage«, sagte er und stopfte sich noch eine Handvoll Pommesfrites in den Schlund. »Ihr müßt entschuldigen, aber ich bin nicht zum Essen gekommen.«
Ottosson nickte ungeduldig. Alle wußten, daß er und Frisk sich nicht besonders mochten.
»Es gibt das Kommando zur Befreiung der Tiere und dann noch die AFA«, fuhr er fort. »Beide haben uns namentlich bekannte Sympathisanten in der Stadt.«
»Wofür steht AFA?« wollte Sammy wissen.
Frisk sah sehr zufrieden aus.
» Antifaschistische Aktion « , antwortete er schnell. »Sie haben ungefähr zehn Mitglieder in der Stadt.«
»Ist es nicht wahrscheinlicher, daß die Täter militante Tierschützer waren?«
»Schon möglich«, erwiderte Frisk, wischte sich endlich den Mund mit einer Serviette ab und schob die Reste seines Imbisses zur Seite. »Das Kommando zur Befreiung der Tiere hat etwa ein Dutzend mehr oder weniger aktive Mitglieder, die wir zum harten Kern rechnen können, außerdem gibt es noch ungefähr fünfzig Sympathisanten.«
»So viele?« fragte Lindell.
»Ja, wenn man großzügig rechnet.«
Großzügig, dachte sie und fragte sich ernsthaft, wie sie auf diese Zahl gekommen waren.
»Dazu können Bekannte, Geschwister, Schulkameraden und andere zählen.«
»Ihr kennt diese Jugendlichen? Ich gehe jedenfalls davon aus, daß es sich um junge Leute handelt?«
»Und ob wir sie kennen«, sagte Frisk.
»Können wir eine Liste mit ihren Namen bekommen?« fragte Ottosson
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