Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Steinbett

Das Steinbett

Titel: Das Steinbett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Eriksson
Vom Netzwerk:
gearbeitet. Diese Art von Arbeit ist von jeher eng mit medizinischer Forschung verknüpft.«
    »Dann war er also kein militanter Tierschützer?«
    »Nein, auf gar keinen Fall«, beteuerte Mortensen.
    »Was war er dann?«
    »Ich glaube, er ist in eine Art Midlife-crisis geraten. Das hing sicher auch mit Josefin zusammen. Die beiden hatten sich wohl auseinandergelebt.«
    »Das kann schon vorkommen, wenn der eine ein Verhältnis mit einer anderen Frau anfängt«, meinte Lindell.
    »Ich habe es eher als ein Symptom dafür gesehen, daß ihre Ehe nicht mehr gut lief. Daß seine Wahl auf Gabriella fiel, war wohl eher ein Zufall.«
    »Plante Cederén eine gemeinsame Zukunft mit ihr?«
    »Keine Ahnung.«
    »Hatte der Landkauf in der Dominikanischen Republik etwas mit ihr zu tun? Wollten die beiden vielleicht dorthin ziehen?«
    »Keine Ahnung«, wiederholte er. »Der Landkauf ist und bleibt mir ein Rätsel.«
    »Sie sagen, daß Sie Gabriella Mark schützen wollten, als Sie ihre Identität für sich behielten. Dachten Sie nicht auch ein wenig an die Firma?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Es wurde immerhin so einiges im Zusammenhang mit dem Tod von Familie Cederén geschrieben. Wenn sich dann auch noch herausgestellt hätte, daß er eine Geliebte hatte, wäre das Ganze sicher noch unangenehmer geworden.«
    »Nein, so war das nicht«, sagte er leise.
    »Wer kann ein Interesse an ihrem Tod gehabt haben?«
    Die Frage stand im Raum, als das Telefon klingelte. Lindell griff nach dem Hörer, ohne den Mann auf der anderen Seite des Schreibtischs aus den Augen zu lassen. Haver war am Apparat. Sie bat ihn, später noch einmal anzurufen, legte auf und wiederholte ihre Frage. Mortensen schien neue Kraft geschöpft zu haben und erging sich in einer langen Tirade über die zunehmende Gewaltbereitschaft in der Gesellschaft.
    »Vielleicht war es auch eine Art Rache von jemandem, der Josefin nahegestanden hat«, sagte er abschließend.
    »Gibt es denn jemanden, der ihr nahestand und bereit wäre zu morden?«
    »Was weiß denn ich. Die Menschen scheinen heutzutage zu allem fähig zu sein.«
    In dem Punkt mußte Lindell ihm recht geben, auch wenn sie seine Theorie ansonsten eher unwahrscheinlich fand.
    »Sie haben fast eine Stunde lang mit Gabriella Mark telefoniert. Worüber haben Sie gesprochen?«
    »Haben wir so lange telefoniert? Die meiste Zeit haben wir natürlich über Sven-Erik gesprochen. Ich wollte wissen, wie sie zurechtkam. Ich wußte ja, daß sie es nicht leicht gehabt hatte. Schließlich kenne ich eine Reihe von Ärzten, falls sie ärztlichen Beistand benötigt hätte, meine ich.«
    »Und was hat sie gesagt?«
    »Daß sie Gemüse aussäen müsse. Ich fand, das klang verrückt.«
    »Was haben Sie vorgestern, am Abend des 29. Juni gemacht?«
    »Ich habe in meinem Garten einen Teich ausgehoben«, sagte er. »Ich bin dabei, den Garten umzugestalten, und hatte einen kleinen Bagger gemietet.«
    »Von wann bis wann haben Sie in Ihrem Garten gearbeitet?«
    »Ich habe so gegen sechs angefangen und gebaggert, solange es hell genug war. Man will schließlich etwas haben für sein Geld.«
    »Waren Sie allein?«
    »Der Mann, der den Bagger vermietet hat, ist kurz vor sechs gekommen. Er hat mir alles erklärt, dann ist er wieder weggefahren. Das war wohl so gegen sieben. Dann habe ich weitergemacht.«
    »Sie haben keinen Besuch bekommen?«
    Mortensen schien nachzudenken.
    »Nein, aber die Nachbarn können sicher bestätigen, daß ich im Garten gearbeitet habe.«
    Lindell stand plötzlich auf, und Mortensen reagierte auf ihre unerwartete Bewegung damit, daß er seinen Stuhl zurückschob.
    »Gibt es sonst noch was, das Sie uns nicht erzählt haben?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Es tut mir leid …«, begann er, wurde aber von Lindell unterbrochen, die ihm für das Gespräch dankte und die Hand ausstreckte.
    Er ergriff sie, mit der anderen machte er eine unbeholfene Geste, als wollte er sagen: Entschuldigung, ich konnte doch nicht ahnen.
     
    Lindell notierte sich die wichtigsten Punkte des Verhörs. Sie war sich nicht sicher, wie sie Jack Mortensen einschätzen sollte. Er war ein gerissener Typ, der bestimmt gewohnt war, sich den unterschiedlichsten Situationen anzupassen. Sein Tonfall und seine Gesten hatten mitunter etwas Theatralisches; aber Lindell wußte auch, daß manche Menschen bewußt eine defensive Rolle spielten, ohne daß sie deshalb etwas im Schilde führten. Sie wollten damit nur ihr Entgegenkommen signalisieren. Es sprach einiges

Weitere Kostenlose Bücher