Das Steinbett
stützt, daß der Mord im Haus begangen worden ist. Die Fersen sind schmutzig, so als wäre sie bis zu dem Steinhaufen über die Erde geschleift worden«, meinte Ryde, und Lindell hatte das Gefühl, einem einstudierten Wechselgesang zwischen ihm und Berglund zu lauschen.
»Haben die Nachbarn etwas gesehen?« erkundigte sich Ottosson.
»Nein, bis jetzt haben wir nichts herausgefunden«, antwortete Haver. »Nilsson, unser Rasbokenner, kümmert sich darum. Dagegen deutet einiges darauf hin, daß sich jemand am Waldrand aufgehalten hat. Bronkans Leute haben eine Reihe von Spuren gesichert, aber er wollte keine voreiligen Schlüsse ziehen. Jedenfalls gibt es da eine Menge Elchkot.«
»Okay«, sagte Ottosson, »jemand ist zu dem Haus gekommen, wahrscheinlich ein Bekannter von Gabriella Mark. Er ist entweder hereingebeten worden oder hat sich ungebeten Zutritt verschafft, hat sie erwürgt und ist verduftet. Es deutet nichts darauf hin, daß etwas angerührt oder gestohlen worden wäre.«
»Schwer zu sagen, wir wissen ja nicht, was sich vorher alles im Haus befand«, widersprach Berglund pedantisch.
»Das stimmt natürlich«, erwiderte der Kommissariatsleiter, »aber es ist nichts verschoben oder durchsucht worden, das wollte ich damit sagen.«
Ein paar Sekunden herrschte Schweigen, bis Lindell das Wort ergriff.
»Bleibt die Frage nach dem Motiv. Gabriella Mark hat mich zweimal angerufen. Bei ihrem ersten Anruf klang sie vor allem verwirrt und verzweifelt; beim zweiten Mal war sie etwas bestimmter und fest davon überzeugt, daß Cederén unschuldig war. Für sie war es völlig undenkbar, daß er sich das Leben genommen hat. Ihr Hauptargument war der Gin. Was halten wir davon?«
»Soll man Cederén gezwungen haben, den Gin zu trinken, um ihn anschließend mit Autoabgasen zu vergiften?« fragte Ottosson skeptisch.
Lindell nickte. »Unmöglich ist das nicht«, erwiderte sie.
»Gabriella Mark war sich ihrer Sache vollkommen sicher. Wir werden uns in Cederéns Bekanntenkreis umhören, ob er Gin trank.«
»Wer kann ihr davon erzählt haben? In der Zeitung hat es jedenfalls nicht gestanden.«
»Das würde ich auch gerne wissen«, meinte Lindell.
»Haben wir es jemandem gesagt?« fragte Haver.
»Ich habe es jemand gesagt«, meldete sich Beatrice zu Wort, und alle Köpfe drehten sich in ihre Richtung. »Ich habe mit Cederéns Eltern gesprochen, und als seine Mutter mich fragte, ob ich glauben würde, daß ihr Sohn vor seinem Tod sehr leiden mußte, habe ich nein gesagt und erzählt, daß er ziemlich betrunken gewesen ist, als die Abgase ihn vergifteten, so daß er wahrscheinlich gar nichts gespürt hat.«
Niemand sagte etwas.
»Ich habe es gesagt, um sie ein wenig zu trösten«, fügte Beatrice hinzu.
»Hast du erwähnt, daß er Gin getrunken hat?« fragte Lindell.
»Ich weiß es nicht, schon möglich. Das war vielleicht ein Fehler«, fuhr sie fort, als alle schwiegen.
»Was heißt schon Fehler; ich verstehe, wie du gedacht hast. Wir fragen Cederéns Mutter einfach danach«, sagte Ottosson leichthin und versuchte so, Beatrices Verlegenheit ein wenig zu lindern.
Die Besprechung endete damit, daß Lindell den Stand der Ermittlungen zusammenfaßte und die anstehende Arbeit verteilte. Im Grunde war das nicht nötig, da alle wußten, was sie zu tun hatten. Sie tat es vor allem um ihrer selbst willen, um ihre eigene Passivität zu überwinden. Ottosson lächelte sie an und strich sich über den Bart. Beatrice beobachtete sie von der Seite. Haver sah vor allem ungeduldig aus.
Unmittelbar nach der Besprechung ging Lindell zur Toilette. Sie wollte sich im Spiegel sehen, um herauszufinden, ob sich ihre innere Verwirrung auch in ihrem Äußeren widerspiegelte. Sie fuhr sich mit einer Hand über Wangen und Stirn, so als würde sie von einem Geliebten gestreichelt. Die Fältchen um ihre Augen waren tiefer geworden, aber was schlimmer war: Die Augen hatten ihren Glanz verloren. Sie starrten sie matt aus einem fremden Gesicht an, das zu einem fremden Körper gehörte.
Sie verließ die Toilette in einem erbärmlichen Zustand und mußte sich zusammenreißen, um die fünfzehn Schritte bis zu ihrem Büro zu gehen. Als sie an ihrem Platz hinter dem Schreibtisch saß, wählte sie Jack Mortensens Telefonnummer. Sie erreichte ihn weder bei MedForsk noch unter seiner Privat- oder Handynummer und hinterließ eine Nachricht auf der Mailbox.
Haver ging die Passagierlisten des Flughafens durch. Unmittelbar nach Cederéns
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