Das Steinbett
dafür, daß auch er zu dieser Sorte Menschen gehörte.
Sie rief Haver an, der jedoch nicht mehr in seinem Büro war. Daraufhin wählte sie die Nummer von Cederéns Eltern, die sie nach einigem Suchen in dem Durcheinander auf ihrem Schreibtisch gefunden hatte.
Seine Mutter ging an den Apparat. Sie bestätigte, daß sie mit Gabriella Mark gesprochen hatte, die sich als eine Freundin Sven-Eriks vorgestellt habe. Sie hatte ihnen nur ihr Beileid aussprechen und ihnen mitteilen wollen, daß sie nicht daran glaube, daß Sven-Erik der Täter war.
»Sie war mir sympathisch«, erzählte Cederéns Mutter.
Die Frage, ob sie Gabriella Mark von dem Gin erzählt habe, bejahte Cederéns Mutter. Von dem Gin hätten sie von einer anderen Polizistin erfahren. »Ich habe ihr das erzählt, um sie ein wenig zu trösten«, sagte die Frau.
Lindell bedankte sich für die Auskunft und wollte das Gespräch bereits beenden, als die Frau sie unterbrach: »Wer war sie?«
»Eine Freundin der Familie«, antwortete Lindell.
Lindell dachte nicht weiter über Mortensen nach. Ihr Bauch machte sich wieder bemerkbar. Wie groß mochte es sein, wenn es wirklich in ihr wuchs, dieses kleine Lebewesen? Sie wußte nichts über die Entwicklung von Embryonen. Sie strich sich über den Hosenbund. Äußerlich war noch nichts zu erkennen. Die einzige körperliche Veränderung waren die etwas volleren Brüste. Hatte Sammy Nilsson ihre Brüste heute nicht etwas sehr lange betrachtet?
Sie hätte in der Cafeteria essen können, verließ aber statt dessen das Haus und spazierte mit schnellen Schritten in die Stadt. Sie hatte geglaubt, eine Atempause zu haben, um sich klar darüber werden zu können, wie es mit ihr weitergehen sollte, aber dann war der Mord an Gabriella Mark dazwischengekommen, und sie mußte ihre privaten Überlegungen zurückstellen. Sie tat dies automatisch, aber auch mit einer gewissen Erleichterung.
Es war schwül, und Lindell geriet schon nach wenigen Minuten ins Schwitzen.
Sie – als alleinerziehende Mutter, Lindell versuchte es sich vorzustellen. Die Probleme, die damit auf sie zukämen: zu Hause bleiben, stillen und Windeln wechseln und mit den anderen Müttern aus ihrem Viertel in der Krabbelgruppe sitzen. Wenn das Kind älter ist, würde sie zum Kindergarten hetzen müssen und ständig ein schlechtes Gewissen haben, sowohl zu Hause als auch auf der Arbeit.
So hatte sie sich die Schwangerschaft und das Leben mit Kindern nicht vorgestellt. Sie wollte einen Mann haben, mit dem sie gemeinsam den Alltag bewältigen konnte. Wenn es doch nur Edvards Kind gewesen wäre!
Sie ging immer schneller. Innerhalb der nächsten acht Tage muß ich mich entscheiden, dachte sie. Wie lange darf man eigentlich abtreiben? Sie erinnerte sich vage, daß es achtzehn Wochen waren. Das machte viereinhalb Monate. Konnte das wirklich stimmen?
Eine Woche, murmelte sie leise vor sich hin, als sie die Tür zum Restaurant Elaka M å ns aufschob.
Später am Tag kam Bronkan vorbei und berichtete, daß es ihnen gelungen war, in der Nähe von Gabriella Marks Haus einen Fußabdruck der Größe 42 zu sichern, ungefähr fünf Meter hinter dem Waldsaum, in sumpfigem Gelände.
Von der Stelle aus konnte man den Hof überblicken und hatte gleichzeitig gute Deckung hinter ein paar zerzausten Tannen. Unmittelbar neben dem Fußabdruck befand sich Elchkot. Haver scherzte, daß es vielleicht Hufgröße 42 war, aber Bronkan schien keinen Spaß zu verstehen und starrte Haver und Lindell nur wütend an. Lindell wußte, daß die Männer eine umfangreiche und zeitraubende Arbeit hinter sich hatten, und beeilte sich deshalb, zu dem Fund zu gratulieren. Bronkans Miene hellte sich ein wenig auf, aber die Müdigkeit in seinem Gesicht war nicht zu übersehen.
Der Abguß würde die bislang praktisch nicht existierende Sammlung von Indizien im Falle Mark ergänzen. Im übrigen war damit natürlich noch längst nicht gesagt, daß der Fußabdruck überhaupt etwas mit dem Mord zu tun hatte. Sie konnten nur hoffen, daß er ein Teil war, das zu ihrem Puzzle paßte.
Die Befragungen in Gabriella Marks kleinem Freundeskreis und unter ihren ehemaligen Arbeitskollegen waren abgeschlossen. Bis auf Hedda Ljunggren hatte man alle telefonisch vernommen. Berglund war bei der pensionierten Lehrerin, einer Dame um die Siebzig, zu Hause gewesen.
Alles in allem hatte das Gespräch mit Hedda Ljunggren das Bild einer jungen Frau vermittelt, die am Boden zerstört gewesen war, dann jedoch
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