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Das Steinbett

Das Steinbett

Titel: Das Steinbett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Eriksson
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langsam, aber sicher wieder ins Leben zurückfand. Im großen und ganzen war das Gabriella Mark aus eigener Kraft gelungen, weil sie den Seelenklempnern immer mißtraut habe. In ihrem ganzen Elend war sie doch überzeugt gewesen, den Weg aus der Depression zu finden und sich ein neues Leben aufbauen zu können. Ihr Haus, das sie sich gekauft und in dem Hedda Ljunggren sie einige Male besucht hatte, war ein erster Schritt in diese Richtung gewesen.
    »Sie war so schön, wenn es ihr gut ging«, hatte die Lehrerin gesagt. »Dann strahlte sie regelrecht. Außerdem hatte sie eine Art, sich anderen mitzuteilen, die nur wenigen vergönnt war. Dabei konnte es um einige Worte der Anerkennung oder um ein Bund Möhren gehen.«
    Berglund faßte seine Eindrücke zusammen. Er mochte die alte Lehrerin. Ihre Worte waren von großer Liebe zu Gabriella Mark und einer auf Wissen und Respekt basierenden Menschenkenntnis erfüllt gewesen, die Berglund bei einigen seiner jüngeren Kollegen arg vermißte.
     
    »Ich glaube, ich weiß, wie alles zusammenhängt«, sagte Sammy Nilsson. Er saß da, streckte genüßlich die Beine aus und machte eine Pause. »Wir haben doch auch noch Josefins Vater. Er ist der einzige, der ein hinlängliches Motiv hatte, sich an der Frau zu rächen, die indirekt den Tod seiner Tochter verursacht hat.«
    Lindell hatte den alten Mann, der in Uppsala-Näs am Küchentisch saß, in seiner offenen Wunde auf dem Schädel kratzte und nicht verstehen konnte, was mit Kind und Enkelkind geschehen war, noch gut vor Augen. Natürlich hatte er einen großen Verlust erlitten, aber war er deshalb auch fähig, einen Mord zu begehen?
    »Vielleicht hat er Gabriella Mark aufgesucht, um mit ihr zu reden, ist dann wütend geworden und hat sie erwürgt«, fuhr Sammy Nilsson fort.
    »Und wie hat er von ihrer Existenz erfahren und wo sie wohnt?« erkundigte sich Berglund.
    »Vielleicht kannte Josefin die Geliebte ihres Mannes. Wem konnte sie sich schon anvertrauen? Außerdem bin ich in der Garage Magnusson begegnet, der mir erzählte, daß er die Kellnerin aus dem Wermlandskällaren noch einmal angerufen habe. Er wollte sich erkundigen, ob sie sich an weitere Details bei Cederéns Restaurantbesuchen erinnern könne, und bei der Gelegenheit hat sie erwähnt, daß sie zu Josefins Vater in Uppsala-Näs gefahren sei. Sie hatte ihn ein wenig trösten wollen, denn die beiden haben sich offenbar gut verstanden, als sie noch im Pflegedienst arbeitete. Mit anderen Worten, der Vater wußte, daß wir nach einer unbekannten Frau in Cederéns Begleitung suchten. Er wußte, wer sie war, aber statt mit uns zu sprechen, beschloß er, sie selber ausfindig zu machen. Nicht unbedingt, um sie zu ermorden, aber mit Sicherheit, um ihr in die Augen zu sehen, sie vielleicht zu beschimpfen, was weiß ich.«
    Lindell mußte über Sammy Nilssons abschließende Worte grinsen.
    »Lacht ihr nur«, sagte er, »aber habt ihr vielleicht eine bessere Idee?«
    Er stemmte sich aus dem Sessel, streckte sich nach der Thermoskanne auf dem Tisch, schüttelte sie und mußte feststellen, daß sie leer war.
    »Wir lachen nicht«, erwiderte Lindell, »aber du mußt zugeben, daß du viel Phantasie hast.«
    »Es geht um das Motiv«, sagte er. »Ein starkes Motiv. Und welches Motiv könnte stärker sein als die Trauer eines Vaters nach dem Tod seiner einzigen Tochter. An Cederén konnte er sich nicht mehr rächen. Ihm blieb nur noch Gabriella.«
    »Ich glaube, das Ganze ist viel komplizierter«, wandte Haver ein. »Ich denke, daß das alles zusammenhängt. Es geht in diesem Drama nicht nur um familiäre Trauer. MedForsk gehört auch dazu, genauso wie die Affen und die Tierschützer.«
    »Okay«, sagte Sammy Nilsson und stand wieder auf, »dann ziehe ich mich jetzt zurück und hecke eine neue Theorie aus. Seid ihr in einer halben Stunde noch da?«
    Lindell beschloß, zu Josefins Vater hinauszufahren. Auf dem Hinweg hielt sie an der Kirche und wollte das Grab von Josefin und Emily besuchen, überlegte es sich aber gleich wieder anders. Zehn Minuten blieb sie sitzen und spielte mit dem Gedanken, Edvard anzurufen, aber was sollte sie ihm eigentlich sagen?
    Scheinbar ruhiger fuhr sie weiter, vorbei an der verlassenen Villa der Cederéns. Das Haus würde wohl verkauft werden. Soweit sie wußte, erbten es Sven-Eriks und Josefins Eltern.
    Holger Johansson saß gemeinsam mit seiner Nachbarin Vera beim Kaffee auf der Hollywoodschaukel. Er schien nicht weiter überrascht zu sein, daß Lindell

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