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Das Steinbett

Das Steinbett

Titel: Das Steinbett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Eriksson
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aus.«
    Lindell nickte kaum merklich in Richtung Fenster.
    »Ich denke an Emily«, sagte sie leise.
    »Wenn Kinder sterben, ist es am schlimmsten«, stimmte Beatrice ihr zu. »Ich habe auch viel an sie gedacht.«
    Sie schwiegen eine Weile. Lindell spürte, daß Beatrice gerne nachgehakt hätte. Sie wollte und wollte doch nicht, daß ihre Kollegin sie danach fragte, wie es ihr ging. Lindell spürte immer stärker das Bedürfnis, mit jemandem zu reden. Ihre Mutter kam dafür nicht in Frage, denn sie würde ihr weder vernünftige Ratschläge geben noch tröstende Worte finden.
    »Nimm es dir nicht so zu Herzen«, sagte Beatrice. »Ich weiß, das klingt lächerlich, aber …«
    »Ich komme schon klar«, schnitt Lindell ihr das Wort ab.
     
    Die Vormittagsbesprechung entwickelte sich zu einer düsteren Angelegenheit. Die Tatsache, daß ein weiterer Mord begangen worden war und bei den Ermittlungen im Fall Cederén neue Wege eingeschlagen werden mußten, bedrückte alle Anwesenden bis auf Sammy Nilsson. Ihn schien es vielmehr zu stimulieren, daß sich die Lage weiter kompliziert hatte.
    »Gabriella Mark ist der Schlüssel«, sagte er enthusiastisch.
    Die übrigen Anwesenden schienen einige Sekunden über seine Behauptung nachzudenken, fanden aber nichts Revolutionäres daran. Schlüssel gab es mehr als genug. Möglicherweise war es der Zufall, der einen davon zum entscheidenden Hinweis werden ließ. Daß die Aufklärung des Mordes an Gabriella Mark von Bedeutung für den verzwickten Fall um MedForsk war, stellte in den Augen seiner Kollegen nun wirklich keine bahnbrechende Erkenntnis dar; aber sie ließen ihn gewähren. Es war gut, daß wenigstens einer von ihnen noch voller Energie war. Vielleicht würde in seinem Redeschwall tatsächlich noch etwas von Bedeutung auftauchen.
    »Ich bin die Telefongespräche durchgegangen, die sie in der letzten Zeit geführt hat«, fuhr er fort. »Sie hat nicht besonders viel telefoniert, aber es gibt ein paar Gespräche, die wichtiger sind als die anderen. Ein paar Telefonate, die das Ganze so richtig zuspitzen.«
    Er legte eine Kunstpause ein. Den anderen dämmerte es nun allmählich, daß es vielleicht doch einen Grund zum Optimismus gab, und sie warteten darauf, daß er weitersprach.
    »Sie hat viermal Jack Mortensen angerufen und einmal Cederéns Eltern.«
    Lindell blickte auf.
    »Mortensen«, sagte sie. »Er hat doch abgestritten, etwas von einer Geliebten Cederéns zu wissen. Wann wurden die Gespräche geführt?«
    »Zuletzt vorgestern«, antwortete Sammy Nilsson. »Um 14:10. Davor dreimal. Das erste Telefonat führten sie einen Tag, nachdem wir Cederéns Leiche gefunden hatten.«
    »Das gibt es doch gar nicht«, entfuhr es Lindell.
    »Seine Eltern hat sie vor einer Woche angerufen. Das Gespräch dauerte gut acht Minuten. Mit Mortensen hat sie insgesamt zweiundfünfzig Minuten telefoniert.«
    »Zweiundfünfzig Minuten«, wiederholte Haver, »anscheinend hatten sie sich einiges zu sagen.«
    »Wir bestellen Mortensen ins Präsidium«, bestimmte Ottosson. »Er soll ruhig ein wenig ins Schwitzen kommen. Ann, du unterhältst dich am besten noch einmal mit Cederéns Vater.«
    Lindell sah das alte Ehepaar vor sich. Was sollte sie ihnen sagen? Kannten sie Gabriella vielleicht von früher?
    »Wir wissen, daß sie erwürgt wurde, wahrscheinlich zwischen neun und zehn Uhr vorgestern abend«, sagte Ryde. »Es deutet einiges darauf hin, daß dies in der Küche geschah. Ein Flickenteppich war ohne ersichtlichen Grund verrutscht. Angesichts der Tatsache, wie ordentlich die Küche ansonsten war, fällt der Teppich aus dem Rahmen, aber sicher können wir es nicht sagen. Es gab keine Fingerabdrücke bis auf ihre eigenen und die Cederéns. Keine Spuren im Müll, nichts unter ihren Fingernägeln. Keine weiteren Verletzungen am Körper und keine blauen Flecken«, faßte Ryde zusammen.
    »Wir haben noch den Kalender«, warf Berglund ein. »Außer dem Namen Pålle gibt er nicht viel her. Dann hat sie noch ein wenig in ein kleines Notizbuch gekritzelt. Es ist kein richtiges Tagebuch, eher verstreute Notizen, die alle aus der Zeit nach dem Tod ihres Mannes zu stammen scheinen. Es sind traurige Zeilen. Das Telefonbuch enthält etwa vierzig Namen, also nicht besonders viele. Unter ihnen findet sich kein Pålle«, schloß Berglund in seiner trockenen und sachlichen Art.
    Ottosson sah ihn anerkennend an und nickte.
    »Ihre Schuhe waren noch im Haus. Wie ihr wißt, wurde sie barfuß aufgefunden, was die Theorie

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