Das Sterben in Wychwood
er schreibt.»
Mr Wake wandte ihm fragend seinen sanften Blick zu, und Luke stürzte sich in Erklärungen.
Er war nervös – aus doppelten Gründen. Erstens weil dieser Mann zweifellos viel größere Kenntnisse über Volkssagen und abergläubische Gebräuche hatte, als man so auf die Schnelle erwerben konnte. Und zweitens war er nervös, weil Bridget Conway daneben stand und zuhörte.
Es erleichterte ihn, zu erfahren, dass Mr Wakes besonderes Interesse römischen Ruinen galt; der Pfarrer gestand, dass er sehr wenig über mittelalterliche Volkssagen und Hexenaberglauben wusste. Er erwähnte das Vorhandensein verschiedener Erzählungen in der Geschichte von Wychwood, erbot sich, Luke jene Stelle auf dem Bergesrücken zu zeigen, wo der Hexensabbat stattgefunden haben sollte, bedauerte jedoch, ihm nicht mit besonderen Mitteilungen dienen zu können.
Luke erklärte sich etwas enttäuscht und begann dann, sich nach abergläubischen Vorstellungen im Zusammenhang mit Tod und Begräbnis zu erkundigen.
Mr Wake schüttelte sanft den Kopf.
«Ich glaube, ich wäre der letzte, von so etwas zu erfahren. Meine Gemeinde würde sich hüten, mir Derartiges zu Ohren kommen zu lassen.»
«Ja, natürlich.»
«Ich bezweifle jedoch nicht, dass es noch eine Menge Aberglauben gibt; diese dörflichen Gemeinden sind sehr rückständig.»
Luke machte einen kühnen Vorstoß.
«Ich habe Miss Conway nach allen kürzlichen Todesfällen, an die sie sich erinnern konnte, gefragt. Ich dachte, ich könnte auf diese Art auf etwas stoßen. Sie könnten mir vermutlich so eine Liste geben, aus der ich mir die wahrscheinlich ergiebigen Fälle heraussuchen könnte.»
«Ja – ja – das ließe sich machen. Giles, unser Küster, ein anständiger Mensch, aber leider ziemlich taub, könnte Ihnen da helfen. Es hat recht viele – erschreckend viele – Todesfälle gegeben heuer. Ein schlechter Frühling und vorher ein strenger Winter – und dann sehr viele Unglücksfälle. Es war eine richtige Unglücksserie.»
«Manchmal wird so eine Unglücksserie dem Einfluss einer bestimmten Person zugeschrieben», sagte Luke.
«Ja, ja. Die alte Geschichte von Jonas. Aber ich glaube nicht, dass Fremde hier waren – wenigstens niemand Auffallender, und ich habe auch nichts dergleichen munkeln hören, aber das hätte ja, wie gesagt, nichts zu bedeuten. Warten Sie mal – also kürzlich starben Dr. Humbleby und die arme Lavinia Pinkerton – ein vortrefflicher Mann, Dr. Humbleby – »
Bridget warf ein: «Mr Fitzwilliam kennt Freunde von ihm.»
«Wirklich? Sein Verlust wird schmerzlich empfunden. Ein Mann mit vielen Freunden.»
«Aber sicher auch ein Mann, der Feinde hatte», gab Luke zu bedenken. «Ich urteile nach dem, was ich meine Freunde sagen hörte», fuhr er rasch fort.
Mr Wake seufzte.
«Ein Mann, der seine Meinung freimütig äußerte – sagen wir, der nicht immer sehr taktvoll war.» Er schüttelte den Kopf. «Das bringt die Leute auf. Aber er wurde von der ärmeren Bevölkerung sehr geliebt.»
Luke meinte leichthin:
«Wissen Sie, ich finde, dass eines der wichtigsten Dinge im Leben die Tatsache ist, dass jeder Todesfall irgend jemandem einen Vorteil bringt – ich meine nicht nur finanziellen.» Der Pfarrer nickte gedankenvoll.
«Ich verstehe, was Sie meinen, ja. Wenn wir in einer Anzeige lesen, dass der Tod dieses Mannes von jedermann bedauert wird, so kann das, fürchte ich, nur sehr selten wahr sein. In Dr. Humblebys Fall ist nicht zu leugnen, dass sein Kompagnon, Dr. Thomas, seine Stellung sehr verbessern wird durch Humblebys Tod.»
«Inwiefern?»
«Thomas ist, glaube ich, ein sehr tüchtiger Mensch – Humbleby sagte das wenigstens immer –, aber er kam hier nicht richtig zur Geltung. Er stand im Schatten von Humblebys Persönlichkeit, der ein Mann von ausgesprochener Anziehungskraft war: Thomas erschien daneben ziemlich farblos; er machte keinen Eindruck auf seine Patienten. Ich glaube, das bekümmerte ihn auch sehr, was ihn noch nervöser und stiller machte und die Sache wiederum verschlechterte. Tatsächlich habe ich bereits jetzt einen erstaunlichen Unterschied bemerkt. Mehr Sicherheit im Auftreten – mehr Persönlichkeit, ich glaube, er hat nun einfach mehr Selbstvertrauen. Er und Humbleby waren sich wohl auch nicht immer einig, Thomas war mehr für neue Behandlungsmethoden, während Humbleby sich an Altbewährtes hielt. Es gab mehr als einmal Zusammenstöße – fachlicher Art und über etwas, das die Familie betraf – jedoch
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