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Das Sterben in Wychwood

Das Sterben in Wychwood

Titel: Das Sterben in Wychwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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– ich darf nicht ins Schwatzen geraten – »
    Bridget sagte ruhig und klar:
    «Doch, ich glaube, Mr Fitzwilliam möchte Sie gern schwatzen hören!»
    Luke warf ihr einen raschen, beunruhigten Blick zu.
    Mr Wake schüttelte den Kopf und fuhr dann mit einem entschuldigenden Lächeln fort:
    «Ich fürchte, man gewöhnt sich hier zu viel Interesse an den Angelegenheiten seiner Nächsten an. Rose Humbleby ist ein sehr hübsches Mädchen, kein Wunder, dass Geoffrey Thomas sein Herz an sie verloren hat. Aber natürlich ist Humblebys Standpunkt auch verständlich – das Mädchen ist jung und hat hier bisher nicht viel Gelegenheit gehabt, andere Männer kennen zu lernen.»
    «Er war nicht einverstanden?» hakte Luke nach.
    «Überhaupt nicht. Er sagte, sie seien viel zu jung, und das wollen junge Leute niemals hören. Das Verhältnis der beiden Männer hatte sich merklich abgekühlt. Aber ich bin überzeugt, dass Dr. Thomas über den unerwarteten Tod seines Kompagnons sehr erschüttert war.»
    «Blutvergiftung, sagte mir Lord Whitfield.»
    «Ja – nur ein kleiner Kratzer, der infiziert wurde. Ärzte setzen sich in ihrem Beruf ernsten Gefahren aus, Mr Fitzwilliam.»
    «Ja, in der Tat», sagte Luke.
    Mr Wake besann sich plötzlich.
    «Doch ich bin weit von unserem Thema abgekommen. Ich fürchte, ich bin ein schwatzhafter alter Mann. Wir sprachen über noch existierende Bräuche und von kürzlichen Todesfällen. Da war, wie gesagt, auch Lavinia Pinkerton, eine unserer eifrigsten Kirchenbesucherinnen. Und dann dieses arme Mädel. Amy Gibbs – vielleicht könnten Sie dort etwas für Ihre Zwecke finden, Mr Fitzwilliam. Es wurde ein leiser Verdacht geäußert, dass es Selbstmord gewesen sein könnte – und in solchen Fällen gibt es gewisse, recht unheimliche Bräuche. Eine Tante ist da, keine sehr schätzenswerte Person, fürchte ich, und ihrer Nichte nicht sehr zugetan, aber eine große Schwätzerin.»
    «Das ist wertvoll», sagte Luke.
    «Dann war da Tommy Pierce – er sang früher einmal im Kirchenchor, hatte einen wunderschönen Sopran, geradezu engelhaft, aber andererseits durchaus kein engelhafter Junge. Armer Kerl, ich fürchte, er war nirgends beliebt. Vom Postamt, wo wir ihm eine Stelle als Telegrammbote vermittelt hatten, wurde er entlassen. Auch in Mr Abbots Kanzlei arbeitete er eine Zeit lang, wurde jedoch bald entlassen, da er die Nase in streng vertrauliche Papiere steckte, glaube ich. Dann war er ja in Ashe Manor als Gärtnerjunge, nicht wahr, Miss Conway? Lord Whitfield musste ihn wegen grober Ungehörigkeit fortschicken. Seine Mutter tat mir so leid – eine brave, schwer arbeitende Person. Miss Waynflete war so gut, ihm gelegentlich Arbeit als Fensterputzer zu verschaffen. Lord Whitfield war erst dagegen, doch gab er schließlich nach – was eigentlich verhängnisvoll war.»
    «Wieso?»
    «Weil der Junge dabei den Tod fand. Er putzte gerade die oberen Fenster der Bibliothek (die einstige Halle, wissen Sie) und machte Dummheiten – tanzte auf dem Fenstersims herum oder so etwas Ähnliches –, verlor das Gleichgewicht oder es wurde ihm schwindlig, und er fiel! Eine scheußliche Sache! Er hat das Bewusstsein nicht wiedererlangt und starb, kurz nachdem sie ihn ins Spital bringen konnten.»
    «Sah ihn jemand fallen?» fragte Luke interessiert.
    «Nein. Es war auf der Gartenseite – nicht vorn am Haus. Man vermutet, dass er dort ungefähr eine halbe Stunde lag, ehe ihn jemand fand.»
    «Wer fand ihn?»
    «Miss Pinkerton. Sie erinnern sich, die Dame, die ich eben erwähnte, die leider neulich bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam. Arme Seele, sie war ganz außer sich. Ein schreckliches Erlebnis! Sie hatte die Erlaubnis erhalten, sich Blumen abzuschneiden, und stieß auf den verletzten Jungen.»
    «Es muss ein furchtbarer Schrecken für sie gewesen sein», sagte Luke nachdenklich.
    Ein größerer Schrecken, dachte er bei sich, als Sie wissen können…
    «Ein junges Leben, das vernichtet wird, ist immer etwas sehr Trauriges», sagte der alte Mann. «Tommys Fehler waren vielleicht nur ein Ausdruck von Übermut.»
    «Er war ein abscheulicher Raufbold», widersprach Bridget. «Das wissen Sie doch auch, Mr Wake. Immer quälte er Katzen und herrenlose Hündchen und kniff andere kleine Jungen.»
    «Ich weiß – ich weiß.» Mr Wake schüttelte betrübt den Kopf und seufzte resigniert. «Grausamkeit ist oft irgendein Mangel an Reife, davon bin ich überzeugt. Man muss kindische Dinge ausmerzen – »
    Er breitete

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