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Das Sterben in Wychwood

Das Sterben in Wychwood

Titel: Das Sterben in Wychwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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in einer hilflosen Geste die Hände aus.
    Bridget sagte mit plötzlich heiserer Stimme:
    «Ja, Sie haben recht. Ich weiß, was Sie meinen. Ein Mann, der ein Kind ist, ist das Erschreckendste auf der Welt…»
    Luke sah sie neugierig an. Er war überzeugt, dass sie an jemand Bestimmten dachte, und obwohl Lord Whitfield in mancher Beziehung außerordentlich kindisch war, glaubte er nicht, dass er es war. Lord Whitfield war ein wenig lächerlich, erschreckend war er aber sicher nicht.
    Luke Fitzwilliam zerbrach sich den Kopf, an wen Bridget wohl gedacht haben mochte.

5
     
    M r Wake murmelte noch ein paar Namen vor sich hin. «Wollen mal sehen – die arme Mrs Rose und der alte Bell, und das Kind von den Elkins, dann Harry Carter – sie gehören nicht alle zu meiner Gemeinde, wissen Sie. Mrs Rose und Carter waren Dissenter. Dann hat die Kälte im März den armen alten Ben Stanbury hinweggerafft – zweiundneunzig war er alt.»
    «Amy Gibbs starb im April», sagte Bridget.
    «Ja, armes Mädchen, ein schlimmer Missgriff war das!»
    Luke schaute auf und sah, dass Bridget ihn beobachtete; sie senkte rasch die Augen. Er dachte etwas ärgerlich:
    Da ist etwas, was ich noch herausbekommen muss, etwas, das diese Amy Gibbs betrifft.
    Als sie sich dem Pfarrer empfohlen hatten und wieder draußen waren, sagte Luke:
    «Wer und was war eigentlich Amy Gibbs?»
    Bridget antwortete nicht gleich. Dann sagte sie, und Luke merkte den leichten Zwang in ihrer Stimme:
    «Amy war eines der unfähigsten Hausmädchen, die ich je gekannt habe.»
    «Wurde sie deshalb entlassen?»
    «Nein. Sie blieb länger aus, als erlaubt – mit einem jungen Mann. Gordon hat sehr moralische und altmodische Ansichten. Seiner Ansicht nach findet Sünde nicht vor elf Uhr abends statt, aber dann hat sie freie Bahn. Also kündigte er dem Mädchen, und es wurde frech!»
    Luke fragte:
    «Ein hübsches Mädchen?»
    «Sehr hübsch.»
    «Das ist die, die irrtümlich Hutfärbemittel statt Hustensaft einnahm?»
    «Ja.»
    «Eine Dummheit, so etwas zu tun, nicht?» meinte Luke.
    «Sehr dumm.»
    «War sie dumm?»
    «Nein, sie war ein recht intelligentes Mädel.»
    Luke warf einen verstohlenen Blick auf Bridget. Sie war ihm ein Rätsel. Sie antwortete in ruhigem Ton, ohne besonderen Nachdruck, ja fast desinteressiert. Aber hinter dem, was sie sagte, lag etwas, davon war er überzeugt, was sie nicht in Worte fasste.
    In dem Augenblick blieb Bridget stehen, um mit einem hochgewachsenen Herrn zu sprechen, der seinen Hut zog und sie mit munterer Herzlichkeit begrüßte.
    Nach ein paar Worten stellte sie Luke vor.
    «Dies ist mein Vetter, Mr Fitzwilliam, der zur Zeit bei uns wohnt. Er ist hergekommen, um ein Buch zu schreiben. Mr Abbot.»
    Luke betrachtete Mr Abbot mit Interesse – es war der Rechtsanwalt, der Tommy Pierce beschäftigt hatte.
    Mr Abbot entsprach nicht dem Klischee des Rechtsanwalts, er war weder mager noch hager, noch schmallippig. Er war ein großer Mann mit einer herzlichen, jovial-überschwänglichen Art. Kleine Falten nisteten in seinen Augenwinkeln, und die Augen selbst sahen schärfer, als man beim ersten flüchtigen Blick vermutete.
    «Ein Buch schreiben Sie, wie? Roman?»
    «Über Volkssagen», sagte Bridget.
    «Da sind Sie ja am richtigen Ort», nickte der Anwalt. «Höchst interessante Gegend hier.»
    «Das hat man mir schon zu verstehen gegeben», sagte Luke. «Ich denke, auch Sie könnten mir da vielleicht ein wenig helfen, Ihnen müssen doch öfter merkwürdige alte Urkunden unterkommen – oder interessante alte Bräuche.»
    «Nun, ich weiß nicht recht – mag sein – mag sein…»
    «Gibt es hier viel Gespensterglauben?» fragte Luke.
    «Das kann ich wirklich nicht sagen…»
    «Keine Häuser, in denen es spukt?»
    «Nein – ich weiß nichts von Derartigem.»
    «Da gibt es doch den Kinderaberglauben», sagte Luke. «Wenn ein männliches Kind stirbt – eines gewaltsamen Todes –, so geht es angeblich um. Ein Mädchen nicht – sehr interessant ist das.»
    «Sehr», bestätigte Mr Abbot. «Das habe ich noch nie gehört.» Da Luke es eben erst erfunden hatte, war das kaum überraschend.
    «Da war ein Junge hier – Tommy Sowieso –, hat auch mal in Ihrer Kanzlei gearbeitet. Ich habe Gründe anzunehmen, dass man glaubt, er geht um.»
    Mr Abbots rotes Gesicht färbte sich noch lebhafter. «Tommy Pierce? Ein nichtsnutziger, schnüffelnder, naseweiser Schlingel.»
    «Geister scheinen immer boshaft zu sein. Brave, gehorsame Bürger belästigen kaum

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