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Das Sterben in Wychwood

Das Sterben in Wychwood

Titel: Das Sterben in Wychwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Arzt zum Beispiel. Wenn ich es mir so überlege, wären Sie selbst eigentlich recht gut geeignet für diese Rolle, Doktor.»
    «Über die Untauglichkeit zum Leben zu entscheiden?»
    «Ja.»
    Dr. Thomas schüttelte den Kopf.
    «Meine Aufgabe ist es, die Untauglichen tauglich zu machen. Das ist ja meistens sehr mühsam, gebe ich zu.»
    «Also, um ein Beispiel anzuführen», sagte Luke. «Nehmen wir einen Mann wie den verstorbenen Harry Carter – »
    Dr. Thomas unterbrach ihn scharf:
    «Carter? Meinen Sie den Wirt von den ‹Sieben Sternen›?»
    «Ja, das ist der Mann. Ich selbst habe ihn nicht gekannt, aber meine Cousine, Miss Conway, erzählte mir von ihm; der scheint ja ein ziemlich übles Subjekt gewesen zu sein.»
    «Nun», sagte der Doktor, «getrunken hat er freilich. Hat seine Frau schlecht behandelt, seine Tochter tyrannisiert. Er war streitsüchtig und grob und hatte mit den meisten Leuten im Ort schon Krach gehabt.»
    «Tatsächlich ist die Welt ohne ihn nun angenehmer?»
    «Das könnte man sagen, ja.»
    «Wenn ihm also jemand einen Stoß versetzt und ihn in den Fluss geworfen hätte, statt dass er so freundlich war, freiwillig hineinzufallen, so hätte diese Person tatsächlich im öffentlichen Interesse gehandelt?»
    Dr. Thomas sagte trocken:
    «Diese Methoden, die Sie befürworten – haben Sie die im Orient auch in die Praxis umgesetzt?»
    Luke lachte.
    «O nein, bei mir ist es nur Theorie – nicht Praxis.»
    «Nein, ich glaube auch nicht, dass Sie aus dem Stoff eines Mörders sind.»
    «Sagen Sie mir – es interessiert mich –, sind Sie je einem Menschen begegnet, von dem Sie glaubten, er könnte ein Mörder sein?»
    Dr. Thomas sagte scharf:
    «Das ist wirklich eine merkwürdige Frage!»
    «Ja? Schließlich kommen einem Doktor so viele sonderbare Charaktere unter. Er könnte zum Beispiel die Anzeichen von Mordwahn schon in einem frühen Stadium entdecken, ehe sie allgemein bemerkbar sind.»
    Thomas sagte etwas gereizt:
    «Sie haben die verbreitete Laienvorstellung von einem mörderischen Wahnsinnigen als einem Mann, der mit einem Messer herumläuft, mehr oder weniger mit Schaum vor dem Mund! Lassen Sie sich sagen, dass ein vom Mordwahn Besessener am allerschwersten zu erkennen ist. Er kann genau wie alle anderen Leute sein – vielleicht ein Mensch, der leicht erschrickt, der Ihnen erzählt, dass er Feinde hat, mehr nicht. Ein ruhiger, harmloser Mensch.»
    «Ist das wirklich so?»
    «Natürlich ist das so. Ein Wahnsinniger mordet oft (wie er glaubt) in Selbstverteidigung. Im übrigen sind die meisten Mörder gewöhnliche, geistig gesunde Leute wie Sie und ich.»
    «Doktor, Sie erschrecken mich! Stellen Sie sich vor, wenn Sie später entdecken würden, dass ich fünf oder sechs nette kleine Morde auf dem Gewissen habe!»
    Dr. Thomas lächelte.
    «Ich halte das nicht für sehr wahrscheinlich, Mr Fitzwilliam.»
    «Nicht? Nun, ich kann Ihnen das Kompliment zurückgeben.»
    «Da vergessen Sie meine ärztlichen Kunstfehler.»
    Beide Männer lachten.
    Luke stand auf und verabschiedete sich.
    «Ich fürchte, ich habe Ihre Zeit über Gebühr in Anspruch genommen», sagte er entschuldigend.
    «Ach, ich habe nicht viel zu tun, Wychwood ist ein recht gesunder Ort. Es ist ein Vergnügen, mal mit jemandem von außerhalb zu reden.»
    «Ich dachte mir eben – », begann Luke und hielt inne. «Ja?»
    «Miss Conway sagte mir, als sie mich zu Ihnen schickte, was für ein – nun – was für ein ausgezeichneter Arzt Sie seien. Und da fragte ich mich, ob Sie sich hier nicht ein wenig begraben fühlten? Hier ist nicht viel Gelegenheit, ein wenig Talent zu zeigen.»
    «Oh, die allgemeine Praxis ist ein guter Anfang; sie bringt einem wertvolle Erfahrungen.»
    «Aber Sie werden wohl nicht damit zufrieden sein, Ihr ganzes Leben in dem einen Geleise zu bleiben. Ihr verstorbener Kompagnon, Dr. Humbleby, war nicht besonders ehrgeizig, wie ich hörte – war mit seiner Praxis hier ganz zufrieden. Er war doch viele Jahre hier, nicht?»
    «Praktisch sein Leben lang.»
    «Er war tüchtig, aber altmodisch, sagte man mir.»
    «Zuzeiten war er schwierig… Sehr misstrauisch gegen jede Neuerung, aber ein würdiger Vertreter der alten Ärzteschule.»
    «Soll eine sehr hübsche Tochter hinterlassen haben», sagte Luke in scherzhafter Weise.
    Er hatte das Vergnügen, das rosige Antlitz von Dr. Thomas jäh mit einer tiefen Röte übergossen zu sehen.
    «Oh – äh – ja», stotterte er.
    Luke schaute ihn freundlich an; es freute ihn,

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