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Das Sterben in Wychwood

Das Sterben in Wychwood

Titel: Das Sterben in Wychwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Weges miteinander gehen.»
    «Das ist nett», sagte Luke.
    Sie gingen die Stufen hinab, wandten sich zur Linken und gingen entlang der Dorfwiese.
    Luke schaute zurück auf die stattlichen Umrisse des Hauses, das sie eben verlassen hatten.
    «Es muss zur Zeit Ihres Vaters ein wunderschönes Haus gewesen sein», sagte er.
    Miss Waynflete seufzte.
    «Ja, wir waren alle sehr glücklich dort. Ich bin so froh, dass es nicht abgerissen wurde. So viele von den alten Häusern mussten dran glauben.»
    «Ich weiß. Es ist traurig.»
    «Und die neuen sind wirklich nicht so gut gebaut.»
    «Ich bezweifle, dass sie so lange stehen werden.»
    «Aber die neuen sind natürlich bequem», sagte Miss Waynflete, «sie sparen Arbeit, es sind nicht so viele Gänge zu putzen.»
    Luke stimmte ihr zu.
    Als sie bei Dr. Humblebys Tür angelangt waren, zögerte Miss Waynflete und sagte dann:
    «So ein schöner Abend! Wenn es Ihnen recht ist, gehe ich noch ein Stückchen mit; die Luft tut mir gut.»
    Etwas erstaunt drückte Luke höflich sein Vergnügen über ihre Begleitung aus. Er hätte den Abend nicht gerade schön genannt, es blies ein starker Wind. Er dachte, ein Sturm könnte jeden Augenblick ausbrechen.
    Miss Waynflete ging jedoch an seiner Seite, ihren Hut mit einer Hand festhaltend, als bereite ihr der Spaziergang großes Vergnügen, und plauderte während des Gehens ein wenig atemlos.
    Es war ein einsames Gässchen, durch das sie gingen, denn der kürzeste Weg von Dr. Humblebys Haus nach Ashe Manor führte nicht über die Hauptstraße, sondern durch ein Seitengässchen zu einem der hinteren Tore des Besitzes. Dieses Tor war nicht in dem reich verzierten Eisenwerk des vorderen Tores ausgeführt, sondern hatte zwei stattliche Pfeiler, auf denen zwei ungeheure rosafarbene Ananas ruhten. Warum gerade Ananas, das hatte Luke nicht herausbekommen können, aber er nahm an, dass für Lord Whitfield Ananas Vornehmheit und guten Geschmack bedeuteten.
    Als sie sich dem Tor näherten, schlug eine zornige Stimme an ihr Ohr. Einen Augenblick später erblickten sie Lord Whitfield und einen jungen Mann in Chauffeursuniform. «Sie sind entlassen», schrie Lord Whitfield. «Hören Sie? Sie sind entlassen.»
    «Wenn Mylord es das eine Mal nachsehen wollten.»
    «Nein, ich will es nicht nachsehen! Mein Auto für sich zu benützen! Mein Auto – und was noch schlimmer ist, Sie haben ja getrunken – ja, leugnen Sie nicht! Ich habe es klargemacht, drei Dinge dulde ich nicht auf meinem Besitz – das eine ist Trunkenheit, das zweite ist Unmoral und das dritte ist Frechheit.»
    Obwohl der Mann nicht tatsächlich betrunken war, hatte er doch genug getrunken, um mutig dagegenzuhalten. «Das wollen Sie nicht und jenes wollen Sie nicht, Sie alter Bastard! Ihr Besitz! Glauben Sie, wir wissen nicht alle, dass Ihr Vater hier einen Schuhladen hatte? Es ist ja zum Kranklachen, wahrhaftig, Sie wie den Hahn am Mist herumstolzieren zu sehen! Wer sind Sie denn, möchte ich wissen? Sie sind nichts Besseres als ich – das sind Sie!»
    Lord Whitfield wurde purpurrot.
    «Wie können Sie es wagen, so zu mir zu sprechen?» Der junge Mann trat drohend einen Schritt vor.
    «Wenn Sie nicht so ein elendes, dickbäuchiges kleines Schwein wären, würde ich Ihnen eine versetzen, dass Sie genug hätten!»
    Lord Whitfield wich rasch einen Schritt zurück, stolperte über eine Wurzel und setzte sich etwas plötzlich auf den Boden.
    Luke war herangekommen.
    «Hauen Sie ab», sagte er barsch zum Chauffeur.
    Der letztere kam plötzlich wieder zu sich; er sah erschrocken aus.
    «Verzeihen Sie, Sir. Ich weiß nicht, was über mich gekommen ist, wirklich!»
    «Ein paar Gläser zuviel, würde ich sagen», meinte Luke. Er half Lord Whitfield auf die Beine.
    «Ich – ich bitte um Verzeihung, Mylord», stammelte der Mann.
    «Das wird Ihnen noch leid tun, Rivers», fauchte Lord Whitfield.
    Seine Stimme zitterte vor Erregung.
    Der Mann zögerte noch einen Augenblick, dann ging er langsam fort.
    Lord Whitfield war nicht zu halten. Er legte los:
    «Ungeheure Frechheit! Mir das! So zu mir zu reden! Dem Mann wird etwas Ernstliches passieren! Keinen Respekt – keinen Begriff von seiner Stellung. Wenn ich denke, was ich für diese Leute tue – gute Löhne – größte Behaglichkeit – eine Pension, wenn sie sich zurückziehen. Die Undankbarkeit – die gemeine Undankbarkeit…»
    Er erstickte fast an seiner Erregung, dann bemerkte er Miss Waynflete, die schweigend dastand.
    «Sind Sie es, Honoria?

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