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Das Sterben in Wychwood

Das Sterben in Wychwood

Titel: Das Sterben in Wychwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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es mein Wagen ist.»
    «Das ist natürlich ärger als Unmoral! Es ist geradezu Blasphemie. Aber du kannst das Liebesleben nicht gänzlich ausschalten. Gordon. Es ist Vollmond und Johannisnacht.»
    «Ah, wirklich?» sagte Luke.
    Bridget warf ihm einen Blick zu.
    «Das scheint Sie zu interessieren?»
    «Gewiss.»
    Bridget wandte sich wieder an Lord Whitfield.
    «Drei außergewöhnliche Leute sind in der ‹Scheckigen Glocke› angekommen; erstens ein Mann in Kniebundhosen, Brille und einem wundervollen pflaumenfarbenen Hemd! Zweitens ein weibliches Wesen ohne Augenbrauen, bekleidet mit einem lockeren Gewand, Sandalen und mit viel unechten ägyptischen Glasperlen geschmückt. Drittens ein fetter Mann in einem lavendelblauem Anzug und dazu passenden Schuhen. Ich habe sie im Verdacht, Freunde unseres Mr Ellsworthy zu sein! In der Gesellschaftskolumne steht: ‹Man munkelt, dass es heute abend auf der Hexenwiese hoch hergehen soll›»
    Lord Whitfield wurde purpurrot und sagte:
    «Ich will das nicht haben!»
    «Du kannst nichts dagegen tun, Darling. Die Hexenwiese ist öffentliches Eigentum.»
    «Ich werde diesen irreligiösen Hokuspokus hier nicht dulden! Ich werde ihn im ‹Scandals› bloßstellen.» Er machte eine Pause und sagte dann: «Erinnere mich, dass ich es mir notiere und mit Siddeley darüber spreche. Ich muss morgen in die Stadt.»
    «Lord Whitfields Feldzug gegen Hexerei», bemerkte Bridget vorlaut. «Mittelalterlicher Aberglauben in stillem Landstädtchen.»
    Lord Whitfield starrte sie verständnislos und stirnrunzelnd an, dann drehte er sich um und ging ins Haus.
    Luke sagte freundlich:
    «Sie müssen Ihre Rolle besser spielen als eben jetzt, Bridget!»
    «Wie meinen Sie das?»
    «Es wäre schade, wenn Sie Ihre Stelle verlieren würden! Jene hunderttausend haben Sie noch nicht und auch nicht die Diamanten und Perlen. Ich würde bis nach der Trauung mit der Ausübung meiner sarkastischen Talente warten, wenn ich Sie wäre.»
    Ihr Blick begegnete dem seinen kühl.
    «Sie sind so aufmerksam, lieber Luke. Es ist sehr freundlich von Ihnen, sich meine Zukunft so angelegen sein zu lassen!»
    «Freundlichkeit und Rücksicht sind von jeher meine starken Seiten gewesen.»
    «Ich hatte es nicht bemerkt.»
    «Nicht? Das überrascht mich.»
    Bridget riss ein Blatt vom nächsten Strauch ab.
    «Was haben Sie heute gemacht?»
    «Die gewöhnliche Spürarbeit.»
    «Resultate?»
    «Ja und nein, wie die Politiker sagen. Apropos, haben Sie Werkzeug im Haus?»
    «Vermutlich. Was für eine Art Werkzeug?»
    «Ach, irgendetwas Handliches. Vielleicht könnte ich mir mal was ansehen.»
    Zehn Minuten später hatte Luke seine Wahl getroffen. «Diese paar Stücke genügen mir vollkommen», sagte er, auf die Tasche klopfend, in die er sie gesteckt hatte.
    «Wollen Sie ein bisschen einbrechen gehen?»
    «Mag sein.»
    «Sie sind sehr wenig mitteilsam heute.»
    «Nun, schließlich ist die Situation voller Schwierigkeiten. Ich bin in einer verteufelten Lage. Nach unserer kleinen Unterhaltung am Sonnabend hätte ich eigentlich von hier wegfahren sollen.»
    «Um sich als vollendeter Gentleman zu erweisen, gewiss.»
    «Aber da ich überzeugt bin, dass ich einem mörderischen Irren ziemlich nah auf den Fersen bin, war ich mehr oder weniger gezwungen zu bleiben. Wenn Ihnen ein wahrscheinlich klingender Grund einfällt, dass ich hier ausziehen und mich in der ‹Scheckigen Glocke› einquartieren könnte, sagen Sie ihn mir um Himmels willen.»
    Bridget schüttelte den Kopf.
    «Das geht nicht – wo Sie mein Vetter sind und so weiter. Außerdem ist der Gasthof voll von Ellsworthy-Freunden; sie haben nur drei Gastzimmer.»
    «Also muss ich bleiben, so peinlich Ihnen das auch sein mag.»
    Bridget lächelte ihn süß an.
    «Durchaus nicht. Ich kann ein paar Skalps immer brauchen.»
    «Das», sagte Luke anerkennend, «war ein besonders gemeiner Hieb. Was ich an Ihnen so bewundere, Bridget, ist, dass Sie praktisch gar keine gütigen Instinkte haben. Na, schön. Der abgewiesene Freier wird sich jetzt zum Essen umkleiden.»
    Der Abend verlief ereignislos. Luke stieg sichtlich in Lord Whitfields Gunst durch das scheinbar große Interesse, mit dem er dessen üblichem nächtlichem Vortrag lauschte. Als sie in den Salon kamen, sagte Bridget:
    «Ihr Männer seid lange ausgeblieben.»
    Luke erwiderte:
    «Lord Whitfield berichtete so interessant, dass die Zeit wie im Flug verging. Er erzählte mir, wie er sein erstes Blatt gründete.»
    Mrs Anstruther

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