Das Sterben in Wychwood
sagte:
«Diese neuen kleinen Obstbäume in Töpfen sind geradezu wunderbar, glaube ich. Man sollte sie die Terrasse entlang setzen, Gordon.»
Die Unterhaltung bewegte sich dann im alltäglichen Geleise. Luke zog sich früh zurück.
Er ging jedoch nicht zu Bett. Er hatte andere Pläne.
Es schlug eben zwölf, als er die Treppen lautlos in Tennisschuhen hinunterschlich und durch ein Fenster in der Bibliothek das Haus verließ.
Der Wind blies noch in heftigen Stößen, nur durch kurze Pausen unterbrochen. Wolken flogen über den Himmel und verbargen zeitweilig den Mond, so dass Dunkelheit mit hellem Mondlicht abwechselte.
Luke ging auf einem Umweg zu Mr Ellsworthys Haus. Er beabsichtigte, eine kleine Untersuchung anzustellen. Er war ziemlich sicher, dass Mr Ellsworthy und seine Freunde gerade an diesem Tag auswärts sein würden. Die Johannisnacht, dachte Luke, würde sicherlich mit irgendeinem Zeremoniell gefeiert werden. Während dieses im Gang war, ergab sich eine gute Gelegenheit, Mr Ellsworthys Haus zu durchsuchen.
Er kletterte über ein paar Mauern, ging zur Rückseite des Hauses und wählte aus den mitgebrachten Werkzeugen ein passendes aus. Das Fenster der Waschküche erwies sich als zugänglich; nach ein paar Minuten hatte er den Riegel zurück- und das Fenster hoch geschoben und konnte einsteigen. Er hatte eine Taschenlampe bei sich, benützte sie aber nur sparsam – nur hie und da ein Aufleuchten, um ihm den Weg zu weisen und zu vermeiden, irgendwo anzustoßen.
Innerhalb einer Viertelstunde hatte er festgestellt, dass das Haus leer war; der Besitzer war fort, irgendwo mit seinen eigenen Angelegenheiten beschäftigt.
Luke lächelte zufrieden und machte sich an die Arbeit.
Er untersuchte jeden Winkel gründlich. In einer versperrten Lade unter ein paar harmlosen Aquarellskizzen stieß er auf ein paar künstlerische Versuche, die ihm einen langen Pfiff entlockten. Mr Ellsworthys Korrespondenz verriet nichts Ungewöhnliches, aber einige Bücher – die Luke hinten in einem Schrank versteckt fand – lohnten die Mühe.
Außer diesen erntete Luke drei magere, aber vielsagende Posten. Der erste war eine mit Bleistift hingekritzelte Bemerkung in einem kleinen Notizbuch: «Mit Tommy Pierce Ordnung machen» – mit dem Datum zwei Tage vor dessen Tod. Der zweite war eine Bleistiftskizze von Amy Gibbs mit einem roten Kreuz wütend über das Gesicht gezogen. Der dritte war eine Flasche Hustensaft. Keines dieser Dinge ließ einen sicheren Schluss zu, alle zusammengenommen jedoch konnten als ermutigend gelten.
Luke war eben dabei, Ordnung zu machen, die Dinge auf ihren Platz zurückzustellen, als er sich plötzlich straffte und seine Taschenlampe abschaltete.
Er hatte gehört, wie ein Schlüssel in das Schloss einer Seitentür gesteckt wurde.
Er schlich zur Tür des Zimmers, in dem er sich befand, und schaute durch einen Spalt hinaus. Er hoffte, dass Ellsworthy, wenn er es war, direkt hinaufgehen würde.
Die Seitentür öffnete sich, und Ellsworthy trat ein, gleichzeitig das Licht in der Halle einschaltend.
Während er durch die Halle ging, sah Luke sein Gesicht, und der Atem stockte ihm beinahe.
Er war kaum wiederzuerkennen; auf den Lippen stand Schaum, die Augen leuchteten frohlockend in einem seltsam irren Glanz, während er mit kleinen Tanzschritten durch die Halle stolzierte.
Doch was Luke fast den Atem raubte, war der Anblick von Ellsworthys Händen; sie waren voll rostbrauner Flecken – die Farbe getrockneten Blutes…
Er verschwand die Treppe hinauf; gleich darauf erlosch das Licht.
Luke wartete noch ein Weilchen, dann schlich er vorsichtig in die Halle hinaus, in die Waschküche und stieg wieder zum Fenster hinaus. Er blickte auf das Haus zurück, doch es blieb dunkel und still.
Er atmete tief.
«Mein Gott», sagte er, «der Kerl ist wirklich verrückt! Was mag er nur angestellt haben? Ich könnte schwören, dass das Blut an seinen Händen war!»
Er ging außen um den Ort herum und kehrte auf diesem Umweg nach Ashe Manor zurück. Als er eben in das Seitengässchen einbog, rauschte es im Gebüsch, er wandte sich rasch um.
«Wer ist da?»
Aus dem Schatten eines Baumes trat eine hohe Gestalt, in einen dunklen Mantel gehüllt. Es sah so unheimlich aus, dass Luke seinen Herzschlag aussetzen fühlte; dann erkannte er das schmale, blasse Gesicht unter der Kapuze.
«Bridget? Wie Sie mich erschreckt haben!»
Sie sagte scharf:
«Wo sind Sie gewesen? Ich sah Sie ausgehen.»
«Und sind mir
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