Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Sterben in Wychwood

Das Sterben in Wychwood

Titel: Das Sterben in Wychwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
Ich bin außer mir, dass Sie so eine scheußliche Szene mit ansehen mussten. Die Sprache dieses Menschen – »
    «Ich fürchte, er war nicht ganz bei sich, Lord Whitfield», sagte Miss Waynflete gemessen.
    «Er war betrunken, das war er, betrunken!»
    «Ein wenig angeheitert», sagte Luke.
    «Wissen Sie, was er getan hat?» Lord Whitfield schaute von einem zum andern. «Hat mein Auto gefahren – privat! – mein Auto! Dachte, ich würde nicht so bald zurück sein. Bridget brachte mich im Zweisitzer nach Lyne. Und dieser Bursche hatte die Frechheit, ein Mädchen – Lucy Carter, glaube ich – in meinem Wagen auszuführen!»
    Miss Waynflete sagte sanft:
    «Eine höchst ungehörige Sache.»
    Lord Whitfield schien etwas getröstet.
    «Ja, nicht wahr?»
    «Aber ich bin sicher, er wird es bedauern.»
    «Dafür werde ich sorgen!»
    «Sie haben ihn schon entlassen», bemerkte Miss Waynflete.
    Lord Whitfield schüttelte den Kopf.
    «Er wird ein schlechtes Ende nehmen, der Bursche.» Er straffte die Schultern.
    «Kommen Sie mit ins Haus, Honoria, und trinken Sie ein Glas Sherry.»
    «Danke, Lord Whitfield, aber ich muss zu Mrs Humbleby mit diesen Büchern. Gute Nacht, Mr Fitzwilliam. Jetzt wird Ihnen nichts mehr geschehen.»
    Sie nickte ihm lächelnd zu und ging rasch fort. Sie ähnelte in diesem Moment so sehr einer Kinderfrau, die ein Kind bei einer Kindergesellschaft abliefert, dass Luke bei dem Gedanken, der ihm plötzlich kam, fast der Atem stockte. War es möglich, dass Miss Waynflete ihn begleitet hatte, um ihn zu schützen? Die Idee schien lächerlich, aber Lord Whitfields Stimme unterbrach seine Grübeleien. «Sehr tüchtiges Frauenzimmer, Honoria Waynflete.»
    «Sehr, das glaube ich auch.»
    Lord Whitfield ging auf das Haus zu. Er bewegte sich etwas steif, und seine Hand fing an, seine Rückseite sanft zu reiben.
    Plötzlich kicherte er.
    «Ich war einmal mit Honoria verlobt – vor Jahren. Sie war ein nettes Mädchen – nicht so hager wie heute. Jetzt kommt es mir komisch vor. Ihre Leute waren die Vornehmsten im Ort.»
    «Ja.»
    Lord Whitfield redete weiter:
    «Der alte Colonel Waynflete war der Boss vom Ganzen. Man musste rasch herauskommen und höflich grüßen. Durch und durch alte Schule und hochmütig wie Luzifer.»
    Er kicherte wieder.
    «Da war der Teufel los, als Honoria erklärte, sie wolle mich heiraten. Sie nannte sich eine Radikale, wollte die Klassenunterschiede aufgehoben sehen. Sie war ein sehr ernsthaftes Mädchen.»
    «Also hat die Familie der Romanze ein Ende gemacht?»
    Lord Whitfield rieb sich die Nase.
    «Nun – eigentlich nicht. Tatsache ist, wir hatten einen Krach wegen etwas. Einen dummen Kanarienvogel hatte sie – einen von der Sorte, die ewig schmettern – ich mag sie nicht – schlimme Geschichte – Hals umgedreht. Nun – nützt nichts, jetzt darüber zu reden. Vergessen wir’s.»
    Er schüttelte sich wie ein Mensch, der eine unangenehme Erinnerung loswerden will.
    Dann stieß er mit einem Ruck hervor:
    «Glaube nicht, dass sie mir je verziehen hat. Nun, vielleicht ist es nur natürlich…»
    «Ich glaube schon, dass sie Ihnen verziehen hat», sagte Luke.
    Lord Whitfields Gesicht erhellte sich.
    «Glauben Sie? Das freut mich. Wissen Sie, ich achte Honoria sehr. Eine tüchtige Frau und eine Dame! Das zählt sogar in diesen Tagen noch immer. Sie leitet die Bibliothek ausgezeichnet.»
    Er blickte auf, und seine Stimme bekam einen anderen Klang.
    «Hallo», sagte er. «Da kommt Bridget.»

17
     
    L ukes Muskeln strafften sich, als Bridget näher kam.
    Seit dem Tag der Tennispartie hatte er kein Wort mehr mit ihr allein gesprochen. In stillschweigendem Übereinkommen hatten sie sich gemieden. Er warf jetzt einen verstohlenen Blick auf sie.
    Sie sah aufreizend ruhig, kühl und gleichgültig aus. Sie sagte leichthin:
    «Ich fing an, mir den Kopf zu zerbrechen, was aus dir geworden sein könnte, Gordon.»
    Lord Whitfield brummte:
    «Ich hatte einen Krach mit dem Kerl, dem Rivers, der die Frechheit hatte, den Rolls heute nachmittag zu nehmen.»
    « Lése-majestè » , lächelte Bridget.
    «Es nützt nichts, einen Spaß darüber zu machen, Bridget. Die Sache ist ernst. Er hat ein Mädchen ausgeführt.»
    «Ich vermute, es hätte ihm kaum Vergnügen gemacht, feierlich allein auszufahren!»
    Lord Whitfield richtete sich auf.
    «Auf meinem Besitz will ich anständiges, moralisches Benehmen haben.»
    «Es ist nicht direkt unmoralisch, ein Mädchen auf eine Fahrt mitzunehmen.»
    «Doch, wenn

Weitere Kostenlose Bücher