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Das Sterben in Wychwood

Das Sterben in Wychwood

Titel: Das Sterben in Wychwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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den Kopf.
    «Nicht gewusst! Wenn ich es gewusst hätte, dann – dann hätte ich natürlich gesprochen – nein, es war nur eine Furcht.»
    «Und doch gaben Sie mir nie einen Wink?»
    Sie faltete die Hände in jäher Qual.
    «Wie hätte ich das können? Wie denn? Ich habe ihn doch einmal sehr gern gehabt…»
    «Ja», sagte Luke sanft. «Ich verstehe.»
    Sie wandte sich ab, suchte in ihrer Handtasche herum und drückte schließlich ein kleines spitzenbesetztes Tüchlein an die Augen. Dann wandte sie sich wieder um, trockenen Auges, gefasst und würdevoll.
    «Ich bin so froh», sagte sie, «dass Bridget ihre Verlobung aufgelöst hat. Sie wird Sie heiraten, nicht wahr?»
    «Ja.»
    «Das ist auch viel passender», meinte Miss Waynflete billigend.
    Luke konnte nicht umhin, ein wenig zu lächeln.
    Aber Miss Waynfletes Gesicht wurde ernst und besorgt. Sie beugte sich vor und legte wieder ihre Hand auf seinen Arm. «Aber seien Sie sehr vorsichtig. Sie müssen beide sehr achtgeben.»
    «Sie meinen – mit Lord Whitfield?»
    «Ja. Es wäre besser, es ihm nicht zu sagen.»
    Luke runzelte die Stirn.
    «Das, glaube ich, würde keinem von uns beiden passen.»
    «Ach, was tut das? Sie scheinen nicht zu begreifen, dass er verrückt ist – verrückt! Er wird es sich nicht gefallen lassen – nicht einen Augenblick! Wenn ihr etwas geschieht – »
    «Nichts wird ihr geschehen!»
    «Ja, ich weiß – aber machen Sie sich doch klar, dass Sie ihm nicht gewachsen sind! Er ist so entsetzlich schlau! Bringen Sie sie gleich fort – es ist die einzige Hoffnung! Veranlassen Sie sie zu verreisen – ins Ausland! Sie sollten beide ins Ausland fahren!»
    Luke sagte langsam:
    «Vielleicht wäre es gut, wenn sie führe. Ich werde bleiben.»
    «Das habe ich befürchtet. Aber jedenfalls bringen Sie sie fort. Sofort, hören Sie?»
    Luke nickte langsam.
    «Ich glaube, Sie haben recht», sagte er.
    «Ich weiß, dass ich recht habe! Bringen Sie sie fort – bevor es zu spät ist!»

20
     
    B ridget hörte Luke heranfahren; sie kam heraus, um ihn abzufangen.
    Sie sagte ohne Einleitung:
    «Ich habe es ihm erzählt.»
    «Was?»
    Luke erschrak.
    Seine Bestürzung war so offenbar, dass Bridget fragte: «Luke – was ist denn? Du scheinst ganz fassungslos.»
    Er sagte langsam:
    «Ich dachte, wir wollten warten, bis ich zurückkomme.»
    «Ich weiß, aber ich dachte, es sei besser, es hinter mir zu haben. Außerdem – er machte Pläne – für unsere Heirat – unsere Hochzeitsreise – all das! Ich musste es ihm einfach sagen!»
    Sie fügte – einen leisen Vorwurf in der Stimme – hinzu:
    «Es war das einzig Anständige, was ich tun konnte.»
    Er erkannte das an.
    «Von deinem Standpunkt aus, ja. O ja, das sehe ich ein.»
    «Von jedem Standpunkt aus, hätte ich gedacht!»
    Luke sagte langsam:
    «Es gibt Zeiten, wo man sich Anständigkeit nicht leisten kann!»
    «Luke, was meinst du nur?»
    Er machte eine ungeduldige Bewegung.
    «Das kann ich dir jetzt und hier nicht sagen. Wie hat Whitfield es aufgenommen?»
    «Außerordentlich gut. Wirklich, außerordentlich gut. Ich schämte mich. Ich glaube, Luke, dass ich Gordon unterschätzt habe – nur weil er so hochtrabend ist und oft viel schwätzt. Ich glaube wirklich, er ist – nun – ein großer kleiner Mann!»
    Luke nickte.
    «Ja, möglicherweise ist er ein großer Mann – auf eine Art, die wir nicht ahnten. Hör mal, Bridget, du musst sobald wie möglich hier weg.»
    «Natürlich. Ich packe meine Sachen und gehe noch heute fort. Du könntest mich in die Stadt fahren. Ich vermute, wir können nicht beide in der ‹Scheckigen Glocke› absteigen – das heißt, wenn die Ellsworthy-Gesellschaft fort ist?»
    Luke schüttelte den Kopf.
    «Nein, es ist besser, du gehst nach London. Ich werde dir später alles erklären. Mittlerweile muss ich wohl mit Whitfield sprechen.»
    «Ich glaube, das gehört sich – es ist alles recht scheußlich, nicht? Ich fühle mich wie eine verkommene kleine Goldgräberin!»
    Luke lächelte ihr zu.
    «Es wäre ein ehrlicher Handel gewesen, du hättest deinen Part anständig erfüllt. Jedenfalls nützt es nichts, Dinge zu beklagen, die vorbei und erledigt sind! Ich gehe jetzt hinein, um Whitfield zu sprechen.»
    Als er eintrat, ging Lord Whitfield mit langen Schritten im Wohnzimmer auf und ab. Er schien äußerlich ruhig, auf seinen Lippen lag sogar ein Lächeln. Aber Luke bemerkte, dass der Puls an seinen Schläfen heftig pochte.
    Er wandte sich rasch um, als Luke eintrat.
    «Ah,

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