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Das Sterben in Wychwood

Das Sterben in Wychwood

Titel: Das Sterben in Wychwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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da sind Sie ja, Fitzwilliam.»
    «Es hätte keinen Sinn, wenn ich jetzt behaupten würde, ich bedaure, was ich getan habe – das wäre Heuchelei! Ich gebe zu, dass ich mich von Ihrem Standpunkt aus schlecht benommen habe, ich habe sehr wenig zu meiner Verteidigung vorzubringen. Diese Dinge geschehen eben.»
    Lord Whitfield fing wieder an, auf und ab zu gehen. «Gewiss – gewiss!»
    Er machte eine abwehrende Bewegung.
    Luke fuhr fort.
    «Bridget und ich, wir haben Sie schändlich behandelt. Aber es ist einmal so – wir haben einander gern – und da kann man nichts machen – außer Ihnen die Wahrheit zu sagen und fortzugehen!»
    Lord Whitfield blieb stehen. Er sah Luke mit blassen, vorstehenden Augen an.
    «Nein», sagte er, «da können Sie nichts machen!»
    Es war ein höchst seltsamer Ton in seiner Stimme. Er stand da, schaute Luke an und schüttelte leise den Kopf, als bedaure er ihn.
    Luke sagte scharf: «Wie meinen Sie das?»
    «Sie können nichts machen!» sagte Lord Whitfield. «Es ist zu spät!»
    Luke trat einen Schritt näher zu ihm.
    «Sagen Sie mir, was Sie meinen?»
    Lord Whitfield sagte unerwarteterweise:
    «Fragen Sie Honoria Waynflete. Sie wird verstehen, sie weiß, was geschieht. Sie hat einmal zu mir darüber gesprochen!»
    «Was versteht sie?»
    «Das Böse bleibt nicht unbestraft. Gerechtigkeit muss sein! Es tut mir leid, weil ich Bridget gern habe. Irgendwie tun Sie mir beide leid!»
    «Drohen Sie uns?»
    Lord Whitfield wehrte ab.
    «Nein, nein, mein Lieber. Ich habe kein Gefühl in der Sache! Als ich Bridget die Ehre erwies, sie zu meiner Frau zu erwählen, übernahm sie gewisse Verpflichtungen. Jetzt lehnt sie sie ab – aber es gibt kein Zurück in diesem Leben. Wer die Gesetze bricht, büßt dafür…»
    Luke ballte die Fäuste.
    «Sie meinen, dass Bridget etwas geschehen wird? Aber verstehen Sie, Whitfield, nichts wird Bridget geschehen – und mir auch nicht! Wenn Sie etwas Derartiges versuchen, ist es das Ende. Sie sollten achtgeben! Ich weiß sehr viel von Ihnen!»
    «Es hat nichts mit mir zu tun», sagte Lord Whitfield. «Ich bin nur das Werkzeug einer höheren Macht. Was diese Macht beschließt, geschieht!»
    «Ich sehe, dass Sie das wirklich glauben.»
    «Weil es die Wahrheit ist! Jeder, der gegen mich vorgeht, büßt es. Sie und Bridget werden keine Ausnahme sein.»
    «Da haben Sie unrecht. Wie lang auch die Glücksserie läuft, zum Schluss reißt sie ab. Ihre ist dem Reißen schon sehr nahe.»
    Lord Whitfield sagte ruhig:
    «Mein lieber Fitzwilliam, Sie wissen nicht, mit wem Sie reden. Mich kann nichts berühren!»
    «Nicht? Wir werden sehen. Sie sollten gut Acht geben, Whitfield!»
    Eine leichte Bewegung schien den andern erfasst zu haben; seine Stimme hatte sich verändert, als er wieder sprach. «Ich war bis jetzt sehr geduldig», sagte Lord Whitfield. «Strapazieren Sie meine Geduld nicht zu sehr. Hinaus mit Ihnen!»
    «Ich gehe schon. So schnell ich kann. Vergessen Sie nicht, dass ich Sie gewarnt habe.»
    Er wandte sich um und ging rasch aus dem Zimmer. Er lief die Treppe hinauf und fand Bridget in ihrem Zimmer, das Packen ihrer Kleider durch ein Stubenmädchen beaufsichtigend.
    «Bald fertig?»
    «In zehn Minuten.»
    Ihre Augen stellten die Frage, die die Anwesenheit des Mädchens sie hinderte auszusprechen.
    Luke nickte kurz.
    Er ging in sein Zimmer und stopfte rasch seine Sachen in seinen Handkoffer.
    Er kehrte nach zehn Minuten zu Bridget zurück und fand sie bereit zur Abfahrt.
    «Gehen wir?»
    «Ich bin fertig.»
    Als sie die Treppe hinuntergingen, stießen sie auf den Diener, der gerade heraufkam.
    «Miss Waynflete ist gekommen, Miss.»
    «Miss Waynflete? Wo ist sie?»
    «Im Wohnzimmer mit Seiner Lordschaft.»
    Bridget ging direkt ins Wohnzimmer, Luke knapp hinter ihr. Lord Whitfield stand im Gespräch mit Miss Waynflete am Fenster. Er hatte ein Messer in der Hand – eine lange, schlanke Klinge.
    «Eine vollendete Arbeit», sagte er. «Einer meiner jungen Leute hat es mir aus Marokko mitgebracht, wo er Sonderkorrespondent war. Es ist natürlich maurisch, ein Rifmesser.» Er fuhr mit einem Finger liebevoll die Klinge entlang. «Welche Schärfe!»
    Miss Waynflete sagte mindestens ebenso scharf:
    «Legen Sie es doch um Himmels willen weg, Gordon!»
    Er lächelte und legte es zu einer Sammlung anderer Waffen auf den Tisch.
    «Es ist angenehm anzufassen», sagte er leise.
    Miss Waynflete hatte etwas von ihrem sonstigen Gleichgewicht eingebüßt; sie sah blass und nervös

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