Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Sterben in Wychwood

Das Sterben in Wychwood

Titel: Das Sterben in Wychwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
stieß er erleichtert hervor.
    «Bist du ganz verrückt geworden, Luke? Warum dieses ganze Getue: ‹Still, still – ich kann dir jetzt nicht sagen, was ich meine –›»
    Luke erklärte grimmig:
    «Nun, weißt du, es macht einem Schwierigkeiten zu erklären, dass ein Mann ein Mörder ist, wenn man sich augenblicklich unter seinem Dach befindet!»

21
     
    B ridget saß eine Minute regungslos neben ihm. Dann fragte sie:
    «Gordon?»
    Luke nickte.
    «Gordon? Gordon – ein Mörder? Gordon der Mörder? Ich habe in meinem ganzen Leben nicht so etwas Lächerliches gehört!»
    «So erscheint dir das?»
    «Ja, wirklich. Gordon würde doch keiner Fliege etwas zuleide tun.»
    Luke sagte grimmig:
    «Das mag wahr sein, das weiß, ich nicht. Aber einen Kanarienvogel hat er bestimmt umgebracht, und ich bin ziemlich sicher, dass er eine ganze Reihe Menschen ebenfalls umgebracht hat.»
    «Mein lieber Luke, das kann ich einfach nicht glauben!»
    «Ich weiß», sagte Luke. «Es klingt ja auch wirklich ganz unglaublich. Mir ist er doch bis vorgestern abend nie als ein möglicherweise Verdächtiger in den Sinn gekommen.»
    Bridget wandte ein:
    «Aber ich weiß doch alles über Gordon! Ich weiß, was und wie er ist! Er ist wirklich ein lieber, kleiner Mann – hochtrabend, ja, aber eigentlich eher rührend.»
    Luke schüttelte den Kopf.
    «Du musst deine Ansicht über ihn ändern, Bridget.»
    «Es nützt nichts, Luke, ich kann es einfach nicht glauben! Wer hat dir so eine absurde Idee überhaupt in den Kopf gesetzt? Vor zwei Tagen warst du doch noch fest davon überzeugt, dass es Ellsworthy ist.»
    Luke zuckte leicht zusammen.
    «Ich weiß. Ich weiß. Du denkst wahrscheinlich, dass ich morgen Thomas verdächtigen werde und übermorgen hinter Horton her sein werde! So wankelmütig bin ich nun auch wieder nicht. Ich gebe zu, dass die Idee einen völlig erschreckt, wenn sie zuerst auftaucht, aber wenn man die Sache genauer untersucht, sieht man, dass alles passt. Kein Wunder, dass Miss Pinkerton nicht wagte, zur hiesigen Polizei zu gehen. Scotland Yard war ihre einzige Hoffnung.»
    «Aber was für einen Grund konnte Gordon gehabt haben zu all diesen Mordtaten? Ach, es ist zu dumm!»
    «Ich weiß. Aber weißt du nicht, dass Gordon Whitfield eine sehr erhabene Meinung von sich hat?»
    «Er gibt vor, sehr großartig und wichtig zu sein. Das ist nur ein Minderwertigkeitskomplex von dem armen Kerl!»
    «Möglich, dass das die Wurzel des Übels ist. Ich weiß es nicht. Aber denk nach, Bridget – denk nur eine Minute lang nach. Erinnere dich an alle die Ausdrücke, die du selbst lachend über ihn gebraucht hast – lése-majestè usw. Begreifst du nicht, dass das Selbstbewusstsein des Mannes ganz unverhältnismäßig angeschwollen ist? Und es ist mit Religion verbunden. Mein liebes Kind, der Mann ist total verrückt!»
    Bridget dachte einen Augenblick nach.
    Endlich sagte sie: «Ich kann es trotz allem nicht glauben. Was für Beweise hast du, Luke?»
    «Nun, da sind einmal seine eigenen Worte. Er sagte mir vorgestern abend ganz klar und deutlich, dass jeder, der sich ihm in irgendeiner Weise entgegenstellte, immer starb.»
    «Weiter!»
    «Ich kann dir nicht ganz erklären, was ich meine – aber es war die Art, wie er es sagte. Ganz ruhig und zufrieden und – wie soll ich mich ausdrücken – ganz vertraut mit dem Gedanken! Er saß da und lächelte vor sich hin… Es war unheimlich und ganz entsetzlich, Bridget!»
    «Weiter!»
    «Nun, dann fuhr er fort und zählte mir die Leute auf, die gestorben waren, weil sie sich sein allerhöchstes Missfallen zugezogen hatten! Und hör gut zu, Bridget, die Leute, die er nannte, waren Mrs Horton, Amy Gibbs, Tommy Pierce, Harry Carter, Humbleby und der Chauffeur, der Rivers.»
    Bridget war endlich in ihrer Zuversicht erschüttert; sie wurde sehr blass.
    «Er nannte tatsächlich diese Leute?»
    «Tatsächlich diese Leute! Glaubst du jetzt?»
    «O Gott, ich muss wohl… Was waren seine Gründe?»
    «Gerade die machen das Ganze ja so erschreckend! Mrs Horton hatte ihn zurechtgewiesen, Tommy Pierce hatte ihn nachgeäfft und die Gärtner damit zum Lachen gebracht, Harry Carter hatte ihn geschmäht, Amy Gibbs war frech gewesen, Humbleby hatte es gewagt, sich ihm öffentlich entgegenzustellen, Rivers ihn vor mir und Miss Waynflete beleidigt und bedroht – »
    Bridget legte die Hand auf die Augen.
    «Entsetzlich… ganz entsetzlich…», murmelte sie.
    «Ich weiß. Dann gibt es noch einen anderen Beweis. Das

Weitere Kostenlose Bücher