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Das Sterneninferno

Das Sterneninferno

Titel: Das Sterneninferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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kam mühsam auf die Beine und hastete los, nutzte die Ladezeit der Kanonen, um sich in Sicherheit zu bringen. Zwei der Laserpulse hatten ihn nur knapp verfehlt. Skudder schob sich über eine Kante hinter ein Laufband, und Dubois löste sich von den zerschmolzenen Überresten der Plastikbehälter, die ihre Deckung gewesen waren. Ihre Stiefel zogen lange, schwarze Fäden, als sie die in der Hitze flüssig gewordenen Bodenplatten hinter sich ließ. Dann kam die zweite Lasersalve, und das Rolltreppengeländer neben Charity zerplatzte. Die Hitzewelle ließ ihre Anzug-Kontrollen in warnendem Gelb aufleuchten, und eine kleine Leuchtschrift im Display informierte sie darüber, daß der Druckanzug unter allen Umständen sofort einer umfassenden Wartung unterzogen werden müßte. Sie ignorierte die Aufforderung, feuerte zwei Granaten auf die einzige Kanone, deren Standort sie in der Eile hatte erkennen können. Der Laserpuls hatte für einen winzigen Sekundenbruchteil eine glühende Bahn in die dichter werdenden Rauchschwaden geschnitten, die ihr die Richtung angezeigt hatte. Die Geschosse verfehlten die Kanone, die wie eine klobige, schwere Kamera auf einem niedrigen, massiven Dreibein kauerte, halb verborgen in den Resten ihrer Plastiktarnung. Der Doppelschlag der Explosion erschütterte die Aufzugsäulen in der Bahnhofsmitte und verteilte eine riesige Wolke feiner, glitzernder Glassplitter von einer Liftkabine in der Luft. Kabel lösten sich und fielen majestätisch langsam von der Decke herab, während Estevez auf dasselbe Ziel feuerte, trotz der größeren Entfernung mit größerem Erfolg. Die automatische Kanone verschwand in einem Feuerball, der sich schlagartig noch einmal aufhellte, als auch hier die Energiezelle barst. Die Druckwelle riß Charity einfach von den Beinen. Als sie wieder hochkam, feuerten die beiden anderen Kanonen zum dritten Mal, brachen der Rolltreppe das stählerne Rückgrat und ließen das untere Drittel auseinanderfallen. Splitter wirbelten um Charity herum, während sie auf den Gang mit der Bezeichnung Nord Zwei lief, den Harris und Skudder bereits erreicht hatten. Irgend jemand, vermutete Henderson, schrie über Funk, ein Schrei, der plötzlich abgeschnitten wurde, als sein Funkgerät in einem knisternden Kurzschluß verbrannte. Dubois stand ein paar Meter entfernt, verteilte ihre gesamte Munition über die Plattform, auf der eine der beiden verbliebenen Kanonen stand, und dann feuerte die andere Kanone einen Puls, der Dubois verfehlte und statt dessen eine der Panoramascheiben an der Vakuumröhre traf. Irgendwie schaffte Charity es, sich an einer der aus dem geborstenen Boden ragenden Trägerstreben festzuhalten. Der Sog riß schmerzhaft an Handgelenk, Ellenbogen und Schultergelenk, und sie spürte, daß ihr das Gelenk fast ausgekugelt worden wäre, und dann prallte irgend etwas, das die entweichende Luft mitgerissen hatte, schwer gegen ihre linke Seite und trieb ihr die Tränen in die Augen. Charity hörte ein hohes, unterirdisches Pfeifen, das sich in Frequenz und Lautstärke immer mehr steigerte, und als es an die Grenze ihres Hörvermögens gelangte und wieder leiser wurde, weil die verbleibende Luft immer dünner wurde, riskierte sie es, den Kopf zu heben. Der Bahnsteig sah aus, als würde er von einer Orkanböe leergefegt. Leere Behälter und Platten aus der Wandverkleidung bewegten sich wie von einem heftigen Wind erfaßt an ihr vorbei, auf die Panoramascheibe zu, die auf voller Länge zerborsten war. Sie hörte die dumpfen, grollenden Schläge, mit denen sich in der Vakuumröhre des Magnetbahnsystems die schweren Druckschotts schlössen, und die weniger lauten Geräusche der zufallenden Sicherheitstüren in den verschiedenen Gängen. Mühsam plagte sie sich auf die Knie. Dubois wankte ein paar Meter vor ihr auf den Gang zu, dessen Doppeltür sich wegen der von der Explosion verbogenen Bodenplatten nur schwerfällig bewegen konnte. Sie sah Henderson auf dem Rücken liegen. Der Druckanzug war brandgeschwärzt und qualmte noch immer. Charity stützte sich auf, aber die Knie gaben unter ihr nach. Sie sah sich vergeblich nach Estevez um, erinnerte sich schließlich daran, daß die Frau nur wenige Meter vor der geborstenen Panoramascheibe gestanden hatte. Sie entdeckte Fetzen des Druckanzuges zwischen den Trümmern der Transportkabine, die unter der Wucht der Explosion aufgerissen worden war. Estevez war so gestorben, wie sie gelebt hatte, unbemerkt und ohne Worte. Charity wandte sich

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