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Das Sternenprogramm

Das Sternenprogramm

Titel: Das Sternenprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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und nun auf der Bettkante saß. Der
Steuerhelm lag zu seinen Füßen.
    »Ja«, sagte er. »Ich bin wirklich wieder da.
Ich dachte das auch eben schon, aber da war ich noch auf Trip.
Der Saft hat wirklich gut getan. Danke.« Er konnte
erkennen, wie Ruhe, Normalität in ihre Züge einkehrte.
Die Hoffnung, dass es bloß eine versehentliche Vergiftung
gewesen war, ohne dauerhafte Folgen…
    »Wie fühlen Sie sich jetzt?«, fragte sie mit
einer Stimme, die gerade so eben auf die falsche Seite der
Beiläufigkeit kippte.
    »Alles in Ordnung«, antwortete er,
»abgesehen davon, dass es nicht bloß ein Trip war. Es
hat mich verändert. Irgendetwas hat sich in meinem Kopf
verändert. In meinem Gehirn.«
    Er stand auf und trat ans Fenster. Ein grüner
Rasenstreifen, eine Mauer, ein weiterer Rasenstreifen, ein
weiterer Wohnblock. Aus den Schatten der Gebäude schloss er,
dass es 14 Uhr 30 war.
    Er drehte sich zu ihr um.
    »Ich erinnere mich an alles«, sagte er und wartete
auf ihre Reaktion. Da kam sie: der kleine Schreck, das
Zurückzucken, dieser O-Scheiße-Blick. Hab ich
Sie erwischt, Lady. Sie wissen genau, worum es geht.
»Gedächtnisdrogen, stimmt’s?«
    »Als solche könnten sie sich herausstellen«,
sagte sie und breitete die Arme aus. »Ich hätte nie
damit gerechnet, dass sie bei Ihnen Wirkung zeigen würden.
Ehrlich.«
    »Weshalb sind Sie dann hergekommen?«
    Sie sagte es ihm. Er setzte sich wieder, legte die Hände
um den Kopf. Nach einer Weile schaute er hoch.
    »Das ist ja großartig«, meinte er.
»Sie haben mir etwas in den Kopf gepflanzt, dessen
militärische Anwendungen allein schon ein Grund zum Sterben
sind.« Er schnitt eine Grimasse. »Sozusagen. Wir
stecken beide tief in der Scheiße, Lady. In der
Tiefentechnik-Scheiße.«
    »Das brauchen Sie mir nicht extra zu sagen! Also lassen
Sie uns verschwinden, nach Norlonto. Dort wären wir in
Sicherheit…«
    »Sicher vor der Stasis, das ja.« Kohn leckte sich
über die trockenen Lippen und fröstelte.
»Hören Sie zu. Ich muss Ihnen was sagen. Es kommt noch
schlimmer.«
    »Wie das?« Auf einmal klang sie
herausfordernd.
    »Sie dachten, ich wäre auf Trip. Ha. So hat es sich
auch angefühlt. Dann fing ich an, Daten zu
verarbeiten.«
    »Wie das?«
    »Ich wollte…« Er brach ab. »Ich
wollte… ach, Scheiße. Zuerst waren da diese, Sie
wissen schon, diese Muster. Erst in meinem Kopf, dann auf dem
Bildschirm. Und dann das Gewehr. Ich hatte es auf Intrusionsmodus
gestellt, weil ich nach Spuren Ihres Projekts suchen
wollte.«
    Er lächelte über ihre Verärgerung.
    »Das ist Standardprozedur, tut mir Leid. Sie haben es
hier mit einem unerbittlichen Söldner zu tun! Wie
auch immer. Dann setzte der Trip ein. Lauter seltsames
Zeug, aber wen wundert’s? Eine virtuelle Umgebung. Ein
elektrisches Tier. Ein unheimliches altes Weib, das mich
vorübergehend in eine unheimliche junge Frau verwandelte.
Eine Begegnung mit dem Alten Mann. In meinem Fall nahm das
Weisheitssymbol die Gestalt Trotzkijs an. Ein Kampf auf Leben und
Tod mit einem Symbol des Bösen, bei dem mir das Tier zum
Sieg verholfen hat.
    Anschließend war es keineswegs normal. Es war, als
kommunizierte ich mit einem anderen Bewusstsein. Im System, im
Netz.« Er deutete zum Terminal.
    »Ja, ja«, meinte Janis gelangweilt. »Und
dann haben Sie mit Gott geredet. Ein strahlendes weißes
Licht, hab ich Recht?«
    Er brauchte nicht mehr die Augen zu schließen, um in
sich hineinzublicken. Er konnte es festhalten, dort am Rand, und
all der hektischen Aktivität zuschauen und dem Drang
widerstehen, vorzustürzen und einzugreifen. Im Moment sah er
Verärgerung nahen, vergleichbar großen Bottichen mit
geschmolzenem Blei, die auf eine Befestigung hochgehievt wurden.
Es war in Ordnung, es war in Ordnung.
    »Kommen Sie mir ja nicht gönnerhaft«, sagte
er. »Die Erfahrung, die Sie meinen, kenne ich genau. Die
habe ich auch schon gemacht. Das ist ein ganz anderer Trip. Etwas
völlig anderes. Ich habe mit einer AI geredet, mit einer
künstlichen Intelligenz, und ich habe sie aufgeweckt. Irgendetwas im Netz, das eine Information aus meinem
Gedächtnis haben wollte. Und zwar dringend. Und wegen Ihrer
Drogen hat sie sie auch gefunden. Es war, als wüsste sie
über mich Bescheid. Als kenne sie mich.«
    Eine Bemerkung Catherins fiel ihm ein, über Computer,
die sich an uns erinnern werden, und er fröstelte.
    »Was wusste sie Ihrer Meinung nach von

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